Konzern-Chef Baumann beim Wirtschaftsgipfel

Bayer im Dialüg

Am 10. Dezember lud die Rheinische Post den Bayer-Chef Werner Baumann zu ihrem Wirtschaftsgipfel ein. Kurz vorher hatte der Manager die Vernichtung von 12.000 Arbeitsplätzen angekündigt. Entsprechend hoch her ging es bei der Veranstaltung.

Schon vor dem Verlagshaus der Rheinischen Post bereitete die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) dem Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann einen angemessenen Empfang. Dort nämlich hatte sie sich, von einigen Helfer*innen unterstützt, mit Transparenten und Flugblättern postiert. Die meisten der angereisten Gäste nahmen die Informationen gerne an und waren sehr angetan, dass die CBG gegen Arbeitsplatzvernichtung und Glyphosat protestierte. Einige allerdings – offenkundig Aktionär*innen oder bei Bayer beschäftigte Claqeur*innen – stürmten schimpfend an den Aktivist*innen vorbei, ganz als ob diese an Umweltzerstörung, Pestizid-Vergiftungen und Absturz der Bayer-Aktie schuld wären. Die Rheinische Post selbst reagierte gelassener auf die Präsenz der Coordination. Sie nutzte die Gelegenheit sogar für ein Interview mit CBG-Gründungsmitglied Axel Köhler-Schnura.

Baumann blockt

Im Saal selber legten die Mitglieder der CBG mit kritischen Fragen die Finger in die vielen Bayer-Wunden. Baumann konnte seinen Unmut darüber kaum verbergen und antwortete nur widerwillig und aggressiv. Oder gar nicht. Die bereits verlautbarte Vernichtung von weltweit über 12.000 Arbeitsplätzen verkaufte er als „sachgetrieben“ und „unausweichlich“. Einen Zusammenhang mit der MONSANTO-Übernahme bestritt er beharrlich, die zeitliche Nähe zum MONSANTO-Deal sei „purer Zufall“: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Und wie viele Beschäftigte sind in Deutschland von dem Kahlschlag betroffen? Keine Antwort.

Den anwesenden Aktionär*innen, die sorgenvoll den krachenden Absturz der Bayer-Aktie zur Sprache brachten, entgegnete Baumann zynisch: „Unsere Eigentümer können jeden Tag neu entscheiden, ob sie unsere Eigentümer bleiben.“ Dabei verlor das Bayer-Papier in den letzten Monates bereits ein Drittel seines Wertes, und mit Elliot ist gerade einer der großen auf die Zerschlagung und Ausschlachtung von Konzernen spezialisierten „Geier-Fonds“ beim Leverkusener Multi eingestiegen.

Und dann die über 9.300 anhängigen Glyphosat-Klagen in den USA! Dem Ober-Bayer zufolge würden sie „jeglicher Grundlage entbehren“. In infamer Weise zog der Manager die Redlichkeit der Anwält*innen in Zweifel. Diese würden bloß die „Hoffnung krebsgeschädigter Menschen“ ausnutzen, um sich selber zu bereichern. Er verstieg sich sogar zu der verleumderischen Behauptung, viele Kläger*innen seien nach dem ersten Urteil gegen Bayer, gegen das der Konzern natürlich „durch alle Instanzen“ vorgehen würde, nur noch schnell auf den Zug aufgesprungen, um schnelles Geld zu machen. Selbst die Schöff*innen-Jury diffamierte Baumann (in einem Atemzug mit den Kläger*innen selbst) nur weil sie aus „Personen mit ähnlichem sozialen Hintergrund" wie der Kläger selbst bestand und deshalb angeblich parteiisch sei. Und von einem CBG-Aktivisten auf die dem Gericht als Beweis-Material dienenden internen eMails von Monsanto angesprochen, in denen die jetzige Bayer-Tochter selber von der Krebsgefahr des Mittels ausgeht, verlor der Bayer-Chef dann endgültig die Fassung und wusste nichts Besseres zu antworten als: „Wenn ich nicht wüsste, dass Sie von der Coordination gegen BAYER-Gefahren sind, würde ich denken, sie sind einer der Opferanwälte.“

Werner Baumann ließ auf das Pestizid nichts kommen. Er versicherte, dass „ich vollumfänglich hinter Glyphosat als Produkt stehe“. Die kritische Bemerkung des Kinderarztes Gottfried Arnold, Rückstände des Ackergiftes fänden sich bereits in der Muttermilch, versuchte er platt mit der Phrase „Die Dosis macht das Gift“ zu entkräften.

Insgesamt blieb es also dabei: Der Profit steht für Baumann an erster Stelle. Alle Kritik wird als haltlos und falsch zurückgewiesen. Der Konzern geht weiter über Glyphosat-Leichen und riskiert dabei sogar die Zerschlagung durch Geier-Fonds. Baumann: „Ich würde Monsanto jederzeit wieder kaufen.“

Entsprechend harsch fielen die Reaktionen auf den Wirtschaftsgipfel und die anschließende Berichterstattung darüber auf den Leser*innenbrief-Spalten der Rheinischen Post aus. „Es ist schon ein starkes Stück, wie das Bayer-Management gesellschaftspolitische Verantwortung übernimmt. Erst wurde der Konzern mit fragwürdigen Zukäufen, deren Risiken unkalkulierbar waren, umgebaut. Danach müssen Teile der Firma verkauft werden, und es sollen fast zehn Prozent der Mitarbeiter entlassen werden, um die Rendite-Erwartungen der Aktionäre erfüllen zu können. Für wie dumm halten die Verantwortlichen des Unternehmens eigentlich Investoren, Mitarbeiter und Kunden, die das Vertrauen in die Fähigkeit des Managements und Aufsichtsrats längst verloren haben“, schrieb ein Leser. Ein anderer konstatierte: „Das Ergebnis der missglückten Monsanto-Übernahme wird auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen“, während ein dritter resümierte: „Bayer kündigt den Abbau zigtausender Arbeitsplätze an, daraufhin steigen die Aktien-Kurse des Unternehmens. Dies ist die perverseste Form der Marktwirtschaft.

CBG