Zur BAföG-Änderung

Am 17. Mai 2019 beschloss der Bundestag das 26. BAföG-Änderungsgesetz, das zum nächsten Wintersemester in Kraft treten soll. Im Vorfeld erneuerte der „freie zusammenschluss von student*innenschaften“ (fzs), dem auch der AStA der HSD angehört, seine Kritik an dem Gesetzentwurf. Der fzs kritisierte unter anderem, dass die Reform „zu spät“ kommen, „zu wenig Geförderte erreichen“ und „zu gering“ ausfallen würde. Langfristiges Ziel müsse sein, eine BaföG-Förderung „eltern-, alters- und herkunftsunabhängig zu ermöglichen und sie wieder zu einem Vollzuschuss zu machen. Nur so bekommen alle die Möglichkeit, selbstständig und selbstbestimmt zu studieren und sich tatsächlich nur auf das Studium und nicht auf Existenzängste zu konzentrieren.“

Stellungnahme fzs:
https://fzs.de/2019/05/03/stellungnahme-zum-bafoeg-regierungsentwurf/
Welche konkreten Änderungen gibt es?
https://bafoeg-rechner.de/Hintergrund/art-2178-bafoeg-2019-2020-2021.php


Der Antifa-AK an der HSD präsentiert als Mitveranstalter: Antifa-Café

Dienstag, 18. Juni 2019, ab 19:00 Uhr geöffnet (Programmbeginn 20:00 Uhr), Hinterhof - Linkes Zentrum, Corneliusstr. 108
Zum Antifa-Café sind alle eingeladen, die sich für linke und antifaschistische Politik interessieren und auf der Suche nach Diskussionen, Infos und Kontakten sind. Das Thema für das Juni-Café stand bis Redaktionsschluss der TERZ noch nicht fest, wird aber rechtzeitig auf https://facebook.com/pg/antifacafeduesseldorf/events/ angekündigt.


Der Antifa-AK an der HSD präsentiert als Mitveranstalter: INPUT – antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf

Mittwoch, 26. Juni 2019, 19:30 Uhr, Hinterhof - Linkes Zentrum, Corneliusstr. 108, Düsseldorf
Das eigene Schicksal selbst bestimmen – Fluchten von Juden aus den Deportationszügen in die Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ in Polen
Referentin: Franziska Bruder (Historikerin und Autorin aus Berlin)

Von März 1942 bis Herbst 1943 wurden mindestens 1,5 Millionen Juden und Jüdinnen, die meisten davon ehemalige polnische Staatsangehörige, zumeist per Zug in die „Aktion Reinhardt“-Vernichtungslager Treblinka, Belzec und Sobibor deportiert und dort ermordet. Nachdem die Funktion der Lager bekannt geworden war, bereiteten sich viele Jüdinnen und Juden auf die Flucht vor und sprangen unter Lebensgefahr aus den schnell fahrenden und schwer bewachten Todeszügen.

Der Sprung aus dem Zug war trotz der geringen Überlebenschancen eine massenhafte Praxis, die teils spontan, teils organisiert ablief. Die Motivation der Springer*innen reichte vom Kampf ums Überleben und von der Bewahrung der eigenen Würde über den Drang, zur Familie, die im Versteck, im Ghetto oder in einem der Lager geblieben war, zurückzukehren bis hin zum Bedürfnis, in der ausweglosen Situation den eigenen Tod selbst bestimmen zu können. Für einige war die Flucht aus den Waggons die Voraussetzung, um im Wald oder in den Städten den Kampf gegen die Mörder ihrer Familien, Freund*innen und Bekannten fortsetzen oder aufnehmen zu können.

Fluchten sind ein bislang zu wenig beachteter Bestandteil jüdischen Widerstandes gegen die Vernichtungspolitik der Nazis, obwohl Zeitzeug*innen und Historiker*innen immer wieder auf diese hingewiesen hatten. Im Oktober 1942 schrieb Emanuel Ringelblum, Historiker und Mitbegründer des Untergrundarchivs des Warschauer Ghettos, in seinem Tagebuch: „Hunderte Juden sprangen aus den Waggons, sie zogen es vor, durch die Kugel eines ukrainischen Wachmannes, der den Zug begleitete, zu sterben als in den Getrieben der Todesmaschine Treblinka.“ Der polnische Historiker und ehemalige jüdische Partisan Szymon Datner bezeichnete die Fluchten aus den Ghettos und aus den Todestransporten als „nicht adäquat gewürdigte Aspekte des [jüdischen] Kampfes im letzten Krieg“. Bereits während der Besatzungszeit sei die Bedeutung der Flucht erkannt und als „Kampfhandlung“ begriffen worden. Als Beleg zitierte Datner aus „Hechaluc Halochem“, dem Organ der kämpfenden jüdischen Untergrundbewegung „Akiba“ in Krakau, vom August 1943: „Juden – wem die Kraft fehlt zum aktiven Kampf, wer nicht fähig ist, zu den Waffen zu greifen, der soll das eigene Leben retten. Jede Flucht aus den Händen der Folterknechte ist heute eine kämpferische Handlung. Man muss ihnen die Vernichtungsarbeit erschweren. Legt nicht selbst den Kopf unter das Beil!“

Aus der Bewertung der Flucht aus einem Deportationszug als Widerstand darf jedoch nicht die Abwertung des Verbleibens im Waggon verbunden sein. Die polnische Soziologin Barbara Engelking äußerte zu der Bewertung des zumeist als „Passivität“ ausgelegten Verhaltens, dem vermeintlich widerstandslosen Besteigen des Waggons und dem Betreten der Gaskammer, dass bei den realistisch eingeschätzten geringen Chancen auf ein Überleben viele von sehr menschlichen und zutiefst sozialen Werten angetrieben wurden: „Im Angesicht des täglichen Todes, als die letzte Quelle von Rettung vielleicht nur noch die Verbindung mit anderen [Menschen] war, wollten die Menschen mit ihren Nächsten zusammen sein und ihnen damit einen Beweis ihrer Liebe, Verbundenheit, Treue und Mutes geben.“

Franziska Bruder zeichnet anhand der Biografien nach, wie mutig und schmerzhaft die Entscheidung zu springen für Mütter und Väter, Kinder, Enkel, Geschwister, Geliebte, Freunde und Freundinnen, Genossinnen und Genossen war. Denn fast immer bedeutete die Flucht, geliebte Menschen zurücklassen zu müssen. Die Voraussetzungen der Flucht und ihre Realisierung, sowie die Situation in den Waggons werden ebenso skizziert wie das Überleben in der langen Zeit bis zum Kriegsende – in Verstecken, bei Partisan*innen oder getarnt als christliche Pol*innen.