Der neue Castor-Transport kommt

Und wieder steht ein mediales Happening bevor. Der letzte Castor-Transport kostete 111 Millionen DM. Werden es diesmal mehr sein? Immerhin ist dies nun der erste Transport unter Rot/Grün. Doch es gibt auch andere Dinge, auf die man seinen Blick werfen sollte.

Wieder richtet sich der Blick - wie beim letzten Castor-Transport - auf die kleine Gemeinde Gorleben im Staate Niedersachsen.

März 97 harrten die Daheimgebliebenen der Nachrichten, die aus dem Äther durch die Radios erklangen und auf die Mattscheiben der Glotzen flimmerten. Haben "Wir" es geschafft, den Transport nochmals zu verteuern? Was wurde sich nicht über jede Minute gefreut, die der Castor verlangsamt wurde. Angekommen ist er trotzdem, letztendlich kaum wesentlich später als geplant. Dafür ist er abermals teurer geworden und moralisch hat man sowieso haushoch gewonnen. Aber nun regiert Rot/Grün. Das peinliche Rumeiern der grünen Regierungsbeteiligten mit dem Thema Atomkraft schenken wir uns. Wer schließlich mit seinen Prinzipien bricht und Kriege führt, warum sollte der nicht auch Atomtransporte durchprügeln?

Widerstand ja Bitte!

Mittlerweile muß man ja schon froh sein, daß sich überhaupt noch in der Gesellschaft beständiger Widerstand regt. Das erneute Erstarken dieses Protestes darf jedoch nicht mit dem Erwachen einer Antiatomkraftbewegung mit einer klaren politischen Ausrichtung verwechselt werden.

Dass sich eine masssive Kraft wieder entwickelte, liegt an den mittlerweile 20-jährigen hartnäckigen Bestrebungen der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Außer Gorleben und Ahaus gibt es in Deutschland allerdings eine ganze Reihe anderer Brennpunkte, die Anlass zum Widerstand bieten.

Dass häufig Züge mit gering strahlender atomarer Fracht auch durch Düsseldorf rollen, hat TERZ kontinuierlich dokumentiert. Diese Züge rollen zu den Wiederaufbereitungsanlagen nach La Hague in Frankreich und nach Sellafield, der für ihre Skandale berühmt-berüchtigten Anlage in Großbritannien. Dies geschieht jedoch weitgehend von der Öffentlichkeit unbeachtet. Transporteur ist, wie auch nach Gorleben, die Deutsche Bahn.

Lokale Widerstandsnester?

Firmen, die im atomtechnologischen Bereich aktiv sind, finden sich auch in Düsseldorf.
- Beispielsweise fertigt Krupp in Düsseldorf Spezialstahl, der für die AKW's benötigt wird.
- Die Stadtwerke Düsseldorf, sind über den "Verband der kommunalen Aktionäre des RWE" an RWE beteiligt. RWE ist der größte Stromlieferant der BRD, internationaler Großkonzern, der weltweit den Bau von Akw's propagiert. An der Kernforschungsanlage Jülich, die Grundlagenforschung betreibt, waren die Stadtwerke 1986 zu knapp 21% beteiligt. Die "Arbeitsgemeinschaft Ver-suchs-reaktor AVR GmbH" hat ihren Sitz bei den Stadtwerken.
- Die VEBA, das größte deutsche Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf, ist mit vielen ihrer Unternehmen am Geschäft mit dem Atomstrom beteiligt.
- Und dann ist auch noch "Siemens" zu nennen, der größte AKW-Hersteller der Welt.

Siemens allerdings gibt auch ein Beispiel für die schlechte Koordination der jetzigen AKW-Protests. Während bei einer Aktionärsversammlung ehemalige Zwangsarbeiter gegen die Wiedergutmachungspolitik der Firma protestierten, demonstrierten gleichzeitig die Castorgegner gegen Siemens. Doch statt die Forderungen zu vereinen, um gemeinsam gegen den Giganten zu kämpfen und damit auch den AKW-Protest zu erweitern, waren die Castor-Gegner darauf bedacht, ihre Aktion separat zu halten. Sie befürchteten eine Verwässerung ihrer Forderungen und damit eine Abschwächung des Widerstandes. Aber so bleibt der Widerstand begrenzt.

Wider "über den Tellerrand"

Die Fokussierung auf die Castortransporte verstellt den Blick auf wesentlich gefährlichere "Atom"-Standorte. Im Versuchsreaktor in München-Garching, der mitten in einem Wohngebiet steht, wird Grundlagenforschung betrieben, die militärisch von Nutzen ist. Experimentiert wird mit hochangereichertem Uran, aus dem Atombomben gebaut werden. Sogar die USA (!) stellten schon kritische Anfragen!! Mit der dortigen Forschung wird Deutschland die Möglichkeit gegeben, eigene Atomwaffen zu entwickeln.

Diese und andere Nutzungen der Atomkraft finden kaum öffentliche Beachtung. Zu sehr sind die AtomkraftgegnerInnen an die "heimische Scholle" gebunden. Da ist es auch kein Wunder, daß unter dem Motto "Umweltschutz gleich Heimatschutz" mittlerweile auch Neonazis zu den Protesten mobilisieren.

Wer sich über weitere und vor allem aktuelle Informationen zu den Castortransporten informieren will, sei auf folgende Internetseiten verwiesen:

zum Garchinger Versuchsreaktor:
http://frm2.de

BürgerIni Ahaus:
http://bi-ahaus.de

Bürgerini Gorleben:
http://bi-luechow-dannenberg.de
allgemeines zu Atomkraft:
http://akte-nix.de

Wer per sms über den Transport alarmiert werden möchte:
http://akte-nix.de/Akte-niX/anti-atom_sf.htm
(Von hier findet man viele weitere Infos)