Heil Dir im Siegerkranz

Der gewöhnliche Deutsche scheint in der Regel entweder dumpf oder aggressiv oder beides zu sein. Nun gibt es z.B. aus dem Ersten Weltkrieg unzählige Beispiele dafür, daß die Fritzen auch schon mal gutmütig und naiv sein können. Nicht nur haben später riesige schwarze GIs unseren Eltern Schokolade geschenkt, nein, sondern unser Opi hat im Ersten Weltkrieg dem kleinen Welschen auch schon mal Schwarzbrot zugesteckt. (Was denen nicht schmeckte, obwohl doch das Weißbrot die französischen Zahnärzte immer fetter machte!) So war das damals!

Als ich kürzlich in Bochum ein Veranstaltungsplakat gesehen habe, wußte ich, daß es den einfältigen Fritz immer noch gibt, nicht nur die Variante "Asi Bomberjacke". "Berniebärchen erzählt Geschichten aus der Vorstadt und vom Fernsehn"! Das hat Stil, Bernhardt (Nachnahme habe ich vergessen) erzählt: Aus der Vorstadt! Und vom TV! Wahn und Realität wie so oft in der Volksgemeinschaft nah beieinander. Glauben Sie ja nicht, daß ich meine heißgeliebten Mitmenschen für kulturlose Trottel halte! Für Omi das Berniebärchen, für Mami den ehrlichen Wolle mit den lustigen Bändchen und für die Kleinen den Anton oder die große Blödmannparade: Die Marktwirtschaft sorgt für Alle gleichermaßen! Und für jeden, der meint, daß ich mich zu antideutsch äußere, stelle ich folgende Frage: Was ist z.B. in Düsseldorf eine Bevölkerung wert, von der maximal 2500 (laut NRZ nur 1200) gegen die Nazibarbarei, aber über 10000 für Rex und Cäsars Beiß und Rede bzw. Bellfreiheit demonstrieren?

Bei solchen Gedanken empfiehlt es sich immer wieder aufbauende, die Seele stabilisierende Musik zu hören: Tip des Monats ist die neue Shellac: 1000 Hurts (Touch & Go). Steve Albini wird wohl sein Leben lang an einem kalten, vertrackten Post Punk Stil basteln, der ganz eigen ist. Durchaus funkig, jazzig und poetisch, allerdings nicht so richtig fröhlich. This is a fucking sad song!

Lustiger und mindestens ebenso erhebend ist da schon Andre Williams, der als "Black God-father" zurückkehrt. Bei der lezten Jon Spencer Explosion Tour hat er eben jenem glatt die Show gestohlen und einen wesentlich gelungeren Gig hingelegt. Nun hat er eine Platte mit X Musikern, die auf dem In The Red Label Platten veröffentlichen, gemacht. Also: Ein älterer schwarzer Soul Sänger punkt sich mit Cheater Slicks, Dirtbombs, Jon Spencer u. a. durch eine rundum gelungene Scheibe. Und das Cover erst mal: Große Kunst, der Traum eines jeden Mannes.....

Zum Abschluß gibt es wieder eine Publi-kums-frage, wo es doch das letzte Mal, wenn auch spät noch geklappt hat (Ich hatte nach dem Interpret eines Lindenstraßen Hits gefragt: Minipigs, jawohl die unvergessenen Minipigs... auf diesem Weg vielen Dank für die mich wirklich weiterbringende Info).

Meine persönliche Lieblingsscheibe zur Zeit ist ein Tape aus den Achtzigern von Rochee and the Sanos oder so ähnlich. Ich weiß nicht, wie man sie schreibt. Wunderbarer schräger Psychobilly Country Trash à la Bassholes o.ä. Wer da was zu weiß und mithilft diese längst vergessenen Männer in die Terz zu bringen, bekommt einen ausgegeben!

FEHRI