Theater für Manager

oder wie die darstellende Kunst in Düsseldorf gedrillt und geknebelt werden soll

Am 7. September traf sich im Theatermuseum eine Gesellschaft von KulturpolitikerInnen, um über die Zukunft der Stadttheater zu diskutieren.

Eine absurde Vorstellung von dem, was Theater zu leisten habe, wurde hier zum Besten gegeben. Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) möchte mit dem Schauspielhaus ein Statussymbol mehr für die Stadt Düsseldorf haben: "Düsseldorf muss die Nummer eins sein!", forderte er. Zu diesem Zweck soll mehr "Konkurrenz aufgebaut" werden, so Grosse-Brockhoff, als seien die gesellschaftlichen Strukturen nicht schon zerfressen und vergiftet genug von gierigem Konkurrenzdenken.

Sein Kollege Robert Orth (Mitglied des Landtags, FDP) war mit dem Kulturdezernenten über den Sinn von Kulturschaffen einer Meinung: Das Image der Stadt soll dadurch aufpoliert, der Standortfaktor durch ein respektables Schauspiel aufgewertet werden.

Dass dies Maßstäbe sind, die an Kunst im Allgemeinen überhaupt nicht angelegt werden können, war den Diskutanten nicht ansatzweise klar. Hier ging es nur um Geld und Prestige. Über die Aufgabe des Theaters, kreatives Potenzial zu bündeln und Ort für kritische Auseinandersetzungen zu sein, wurde im Theatermuseum an diesem Abend nicht gesprochen. Auch Inhalte wurden bezeichnenderweise nicht erwähnt. Bis auf eine Ausnahme, die sich wieder einmal gegen eine Inszenierung des Schauspielhauses richtete: Herr Grosse-Brockhoff erzählte von einem traumatischen Theatererlebnis: "Woran ich mit größtem Schrecken zurückdenke, ist Zerbombt im kleinen Haus." Er habe in der ersten Reihe gesessen und seine arme, schockierte Frau nur mit größten Mühen von einer Flucht aus dem Raum abhalten können. "Ich habe mit Anna Badora dann darüber gesprochen", erklärte er und erwartete wohl, dass wegen seines persönlichen Geschmacks das Stück abgesetzt werde.

Wolfgang Kamper (Vorsitzender des Kulturausschusses, CDU) stiess ins gleiche Horn und mahnte oberlehrerhaft an, im Schauspielhaus habe es "nicht befriedigende" Inszenierungen gegeben. Wenn man Theater als Beiwerk, als Entspannungsprogramm für Messebesucher begreift, mag das zutreffen, aber dann hat man meiner Meinung nach auch nichts in einem Gremium verloren, dass sich mit kulturellen und künstlerischen Belangen einer Stadt auseinandersetzt. Natürlich mögen ManagerInnen und MessebesucherInnen sich keine kritischen Stücke wie Die Fahrt im Einbaum, Mein Kampf oder Top Dogs ansehen.

Aber es gibt auch noch andere, vielleicht weniger finanzkräftigere ZuschauerInnen, die ein Recht auf gute Theaterproduktionen haben.

Glücklicherweise strich Marit von Ahlefeld auch die Bedeutung der "Kleinen" heraus. Die freien Theatergruppen der Stadt kommen bei einem Diskurs, in dem es nur um Prestigefragen geht, zu kurz. Eine engere Kooperation von Schauspiel und freien Düsseldorfer Gruppen wurde hier angeregt. Natürlich ist es für ein Stadttheater von Vorteil, sich alternativen Theaterformen und Denkansätzen zu öffnen. Damit könnte es dann auch ein Publikum jenseits der Chefetagen und Messehallen ansprechen.

JULIA