TERZ 11.00 – LAUSIGE ZEITEN
Die SPD verkündet mit der Neufassung ihres Berliner Programms den endgültigen Anschluß an den vorherrschenden Neoliberalismus an. Kriegsminister Scharping erklärte als Vorsitzender der SPD-Programmdiskussion die Notwendigkeit, den Traditions-begriff "Gerechtigkeit" neu zu füllen. Statt von Verteilungs- solle nun vielmehr von Chancengerechtigkeit die Rede sein, so der zu Adelskreisen aufgestiegene Sozi. Einen "Rückfall in etatistische Glaubenszeiten" will der forsche Rudi endgültig unterbinden. Weniger Sozialstaat - mehr Markt - das will Scharping jetzt auch im Stammbuch drinstehen haben. Die deutschen Kapitalverbände sind begeistert, doch immer noch taucht der Begriff "demokratischer Sozialismus" in der Neo-Sozi-Liberalismus-Fibel auf. Was in aller Herrgotts Namen soll das denn da noch, fragte empört das Handelsblatt den Rudi: "Wichtig ist das nicht", hat der Rudi erklärt. Das wissen die nun auch schon länger...
Wer kennt noch Gunda Röstel? Das war die, welche mal Vorsitzende bei der Öko-Partei war - ja, bei den Grünen! Mensch, die Ossi-Öko-Frau mit den roten Haaren, die sich voll eingesetzt hat gegen AKWs und daß unsere Kinder noch was von unserer Erde haben und so. Gesächselt hat die auch ein bißchen, aber die ist jetzt richtig angekommen im Westen. Als Leiterin für Projektentwicklung und Unternehmensstrategie auf Vorstandsebene bei der Firma Gelsenwasser kann Gunda nun in der freien Wirtschaft anwenden, was sie in der Politik so alles gelernt hat. Gelsenwasser ist eine Tochterfirma des Eon-Konzerns, der aus der Fusion von Viag und Veba entstanden ist. Also voll drin im wirklichen Leben, unsere Gunda. Daß der eon-Konzern "auch etwas mit Atomkraft" zu tun hat, nimmt die grüne Gunda deshalb nicht so schwer: "Ich bin für Wasser zuständig" erklärte die Öko-Vorzeige-Frau. Wasser an und für sich sei nun erstmal ein "natürliches" Produkt, also etwas, das "zu mir passt." Natürlich!
Mit Schimpf und Schande hatten sie ihn verjagt, damals. Sie, die Medien und er, der Berti - auch "der Terrier" genannt. Deutsche Tugenden - Fleiß, Autoritätshörigkeit, Verbissenheit und aggressiver Patriotismus - sie machten ihn zum "Bundes-Berti". Doch Vogts versagte, und Schande für das Land wird in Deutschland hoch geahndet. Doch Berti - seinem Duzfreund Kohl nicht unähnlich - wußte die wahren Gründe dieser Schande: Eine "Verschwörung", so Vogts, stecke hinter seinem und dem Fall Deutschlands aus dem Fußballhimmel. Doch es kommt die Zeit, wo die Ehrlichen, Anständigen und Pflichtbewußten wiederkommen und Deutschland von seinem Joch befreien. In Zeiten von Diskussionen über die "deutsche Leitkultur" ist auch für Berti wieder ein Platz zum uneigennützigen Wirken - zum Wohle deutscher Clubs und vielleicht bald auch wieder zum Wohle der ganzen Nation. Wenn schon nicht die Nationalmannschaft, dann vielleicht als CDU-Generalsekretär. Die brauchen jemanden wie Berti...
Der weltweit renommierte Düsseldorfer Gerichtsmediziner und Gutachter Prof. Wolfgang Bonte ist 61-jährig an einem Krebsleiden gestorben. Unkonventionelles Auftreten, interdisziplinäres Vorgehen und eine vorurteilsfreie Begutachtung machte ihn bekannt. Er untersuchte auch das vermeintliche RAF Mitglied Wolfgang Grams, der 1993 im Bahnhof von Bad Kleinen bei einem Einsatz der GSG 9 umkam. Nicht nur in seinem Gutachten, sondern immer wieder öffentlich nannte er den Tod von Grams Mord; ausgeführt von den Beamten der speziellen Eingreiftruppe des Staates.
Eins hat der geschasste Bundestrainer Daum sicher gemeinsam mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Erwin: Beide verkaufen sich stets als Saubermänner und beide haben Probleme mit ihren Haaren. Bei Daum werden die Haare von Test zu Test immer grauer und bei Düsseldorfs Oberbürgermeister von Friseurbesuch zu Friseurbesuch immer dunkler. Bei Daum - so lesen wir - kommt die Tönung von weißem Pulver. Wieso aber wird der Erwin immer mehr schwarz/braun? Was nimmt der Mann? Kommt's von außen oder aus dem Innersten heraus?
Im Düsseldorfer "Bürgerbündnis gegen rechts" ist eine recht bunte Mischung der "Anständigen" vertreten. So ist beispielsweise der Heimatverein "Düsseldorfer Jonges" eine der tragenden Säulen dieses "Bürgerbünd-nisses". Mitglied der "Jonges" ist unter anderen auch der Bäckereibesitzer Herbert Zaunbrecher. Zaunbrecher war Fraktionsvorsitzender der rechtsextremen "Republikaner"-Abspaltung FWG und ist eng verwoben mit den Machenschaften des Rechtsrock-Unternehmers Torsten Lemmer. Lemmer wiederum hält große Stücke auf den Oberbürgermeister Erwin, welcher sich selbst zu einer Art Vorkämpfer dieses Bündnisses erkoren hat. Der Oberbürgermeister wiederum tritt bei extrem rechten Vereinen auf, hält dort recht extreme Reden und nutzt gerne die extreme Rechte im Rat für Abstimmungen. Recht extrem rechts ist die nationalistische Kampagne der CDU. Außerdem erklärte die CDU wiederholt, daß nicht pauschal der Begriff "rechts" verteufelt werden dürfe. Die Sozis und Grünen dagegen schimpfen auf die CDU, daß diese eine rechte Politik betreibe und sind trotzdem mit ihr zusammen in einem "Bürger-bündis gegen rechts". Hä?
Wenn also extrem Rechte mit Rechten und solchen, die auf die Rechten schimpfen, gemeinsam ein Bündnis machen, um gegen rechts zu sein - gegen oder für was sind die dann eigentlich?
Gönnerisch zeigt sich Oberpopulist Erwin, indem er kurzer Hand der Mahn- und Gedenkstätte mehr Geld zukommen lassen will. Erst im Frühjahr sollte der Zuschuß um die Hälfte auf 35.000 DM gekürzt werden. Jetzt will Erwin den Etat auf 80.000 DM aufstocken. Schön ist das. Das hätte man aber auch früher haben können, schließlich wollte die SPD schon im Februar einen Antrag auf Erhöhung stellen, der von Erwin höchstpersönlich abgelehnt wurde. Nun will er ganz alleine als großzügiger Gönner dastehen. Ob mit der Erhöhung auch eine inhaltliche Veränderung verbunden sein wird, ist noch nicht abzusehen. Dass die Mahn- und Gedenkstätte allerdings kürzlich eine Ausstellung über Totalitarismus mit veranstaltete, in der Verbrechen des Nazireiches mit Verbrechen der DDR nebeneinandergestellt wurden, läßt einiges befürchten. Oder führte der vorauseilende Gehorsam zur Absolution Erwins und damit zu mehr Geld?
"Das Verhalten von Mandatsträgern der PDS auf Landes- oder kommunaler Ebene bezeichnete der Erzbischof als ‚sehr korrekt'. Das rechne er der Partei ‚hoch an'...", so lobt die neueste Ausgabe der Kirchenzeitung des Erzbistums Köln die Abkömmlinge aus dem Reich des Bösen. Triumphierend werden die heiligen Worte des Berliner Kardinals Sterzinsky widergegeben: "Die PDS habe in ihrer Vergangenheit gelernt, dass eine Konfrontation mit der Kirche ihr selber und ihrer Politik nicht gut tue." Wo der Kardinal Recht hat, da hat er Recht. Schließlich hat die katholische Kirche mit ihrem Oberhirten Wojtyla entscheidend geholfen, eine ganze Supermacht zu zersetzen. Ob die PDS sich über die Komplimente der Kirche freuen soll oder nicht, hängt ganz davon ab, wie sie sich zur Drogenproblematik verhält. Schließlich meinte ein Urvater der Partei, die Religion sei Opium des Volkes.
Das hatte sich der Polizist Dirk L. anders vorgestellt, als er sich nachts drei rumgrölenden Passanten am Bahnhof mit den Worten: "Halt Polizei!" entgegenstellte. Sie entwendeten ihm seine Taschenlampe und schlugen damit auf ihn ein. Er verlor zwei Schneidezähne und erlitt eine Gehirnerschütterung. Danach war er sechs (!) Wochen arbeitsunfähig, war unter psychologischer Betreuung etc. und behauptet, noch heute darunter zu leiden. So hat Dirk L. am eigenen Leibe erfahren, was diese Taschenlampen anrichten können, denn warum tragen Polizeibeamte diese ein (!) Kilo schweren Taschenlampen wohl mit sich rum?