Schreibe nicht das Unwort Punk

Manchmal kann ja auch die Rheinische Post recht lustig sein. In einem Artikel wird über den Besitzerwechsel des Ratinger Hofes geschrieben. Die Familie Heckhausen, die den Ratinger Hof 25 Jahre führte, gibt den Club nun ab. Zeit für den Nachwuchsjournalisten, einen Blick zurückzuwerfen. "Als in den Anfangsjahren laute Rockmusik durch den Raum dröhnte und der Ratinger Hof Kultstätte für Liebhaber harter Gitarren- Sounds war (die Toten Hosen wurden hier entdeckt) änderte sich mit dem Neubau des Gebäudes im Jahre 1989 auch die Musikrichtung." Da lacht das Musikerherz. Das liest sich ja, als wenn der Ratinger Hof in der Urzeit ein schlechter Heavy Metal-Schuppen war. Schlechte Recherche oder darf unter den Argusaugen des Obergururedakteurs Ludolf Schulte das Wort Punk nicht benuzt werden? Um die Nichtwissenden aufzuklären: Als 1974 der Ratinger Hof von den Heckhausens übernommem wurde, dümpelte er erstmal als Heimstatt der KunstakademiestudentInnen vor sich hin. Das änderte sich schlagartig, als dort die ersten Konzerte stattfanden. Hier spielte die Crème de la Crème der Punkmusik aus dem In- und Ausland. An dem Aufstieg Düsseldorfs zu einer der Hochburgen der Punkmusik in Deutschland hatte der Ratinger Hof einen nicht unerheblichen Anteil. Als Auftrittsmöglichkeit, wie auch als Treffpunkt der verschiedensten Szenen war er unersetzlich. Unvergessen der hintere Teil des damaligen Schuppenbaus, wo man durch blauen Schwaden wankte und man eine mittelschwere Nikotinvergiftung bekam. Geschichte halt.

Farbei gegen den Krieg

Wir erinnern uns noch mit Freude an den Farbeiwurf auf den Kriegsaussenminister Fischer bei dem Sonderparteitag in Bielefeld im Frühjahr diesen Jahres. Im Gegensatz zu früher, als Fischer noch auf der anderen Seite der Barrikade stand und fleissig selber noch ganz andere Sachen als Eier warf, spielte er nun die beleidigte Leberwurst und zeigte den Werfer Samir an. Das Amtsgericht Bielefeld verurteilte den Werfer wegen schwerer Körperverletzung zu sieben Monaten auf Bewährung mit der Auflage, 1.500 DM an Greenpeace zu zahlen. Der Beschuldigte legte dagegen Einspruch ein. Nun kommt es zum öffentlichen Prozess, was Fischer unbedingt verhindern wollte. Samir will damit Öffentlichkeit über den Widerstand gegen den Krieg herstellen und Fischer zwingen, vor Gericht auszusagen.

Menschenrechte für Kosovo-Albaner

Kurz nachdem die Bundeswehr ihre Mission, die Menschenrechte auf dem Kosovo herbei zu bomben, beendet hatte, landete ein Kosovo-Albaner, der wegen eben dieser Menschenrechtssituation in der Bundesrepublik einen Asylantrag gestellt hatte, vor einem Düsseldorfer Gericht. Sein Delikt: Er hatte sich - da ohne Arbeitserlaubnis - in einer Bilker Eisdiele widerrechtlich für 2,80 DM die Stunde ausbeuten lassen und dem Besitzer angedroht, den Laden in die Luft zu sprengen, wenn er ihm nicht wenigstens die vereinbarten 5 DM pro Stunde auszahlt. Das Urteil: Die Richter gingen von einem minderschweren Fall aus, weil sich auch der Eisdielen-Besitzer "nicht korrekt verhalten" habe und befanden zehn Monate Bewährungsstrafe für den Kosovo-Albaner als ausreichend. "Nachsichtig" nennt das der Gerichtsreporter der "Rheinischen Post".

Free Mumia

Es stand schon öfters in dieser Zeitung. Der schwarze Journalist Mumia Abu Jamal sitzt seit über 20 Jahren unschuldig im US-amerikanischen Knast. Der Justizskandal ist bis heute nicht beendet. Im Moment tritt gar eine Verschärfung ein. Für den 2. Dezember hat der Gouverneur Ridge die Hinrichtung Mumia Abu Jamal angekündigt. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, daß er an diesem Termin ermordet wird, da es noch Einspruchmöglichkeiten gibt. Die Situation ist aber brisant.

Erwin´s zweite Familie

"Sie sind meine zweite Familie" lautete ein CDU-Wahlkampfslogan, auf dem der CDU-Leithammel Erwin mit seiner Familie abgebildet war. Für seine Familie im weiteren Sinne hat der neue Oberbürgermeister in der Tat schon viel bewegt: Bei der Auftragsvergabe in Millionenhöhe wurden - ohne offene Ausschreibung - zwei Firmen aus dem Erwin-Familienclan bedient: Sowohl Erwins Schwager und Schwiegervater mit ihrer Firma, als auch Parteikollege Schulhoff mit seiner Firma. "Echt sauber. Wie die christdemokratische Gesinnung". Dies meint dazu die TERZ...

Nicht in Ordnung

Drei Monate lang recherchierten Vertreter und Vertreterinnen verschiedener Menschenrechtsorganisationen den Verbleib von 13 Asylbewerbern aus Guinea, die am 30. Juni 1999 gewaltsam von Düsseldorf nach Conakry abgeschoben worden waren. Das Ergebnis: Alle Flüchtlinge wurden sofort nach der Landung festgenommen. Neun von ihnen sind bis heute spurlos verschwunden. Osmane Sow wurde am 19. Juli in ein Krankenhaus in Conakry eingeliefert, wo er eine halbe Stunde später aus ungeklärten Gründen verstarb. Zu den anderen drei Männern konnte eine vor Ort gereiste Delegation aus Deutschland Kontakt aufnehmen. Zwei von ihnen befanden sich anscheinend auf freiem Fuß; einer wurde in Polizeigewahrsam angetroffen. Den deutschen Innenbehörden liegen nach eigenem Bekunden keine Informationen über das Schicksal der Betroffenen vor. Pius 0. Fischer, der deutsche Botschafter in Conakry, findet es »ganz normal, dass die Leute verhört werden, bevor man sie entlässt«. Umso mehr stoßen dem Diplomaten aus der Heimat angereiste Menschenrechtier auf: »Wenn es das Ziel der Recherchen sein sollte, einen Abschiebestopp für Guinea zu erreichen«, sagte er der Gruppe, »wäre das ganz und gar nicht in Ordnung.«
aus Jungle World 6.10.99

WM Wahn

Nach allem was irgendwie nach Reklame stinkt, lechzt Düsseldorf wie ein räudiger Köter hinterher. Die neueste Manie: Fußball WM im Jahre 2006. In den Augen des neuen OB´s Erwin, jetzt mit gerichteten Hasenzähnchen, spiegelt sich nur das Wort "Standortwerbung" wieder. Der Pulsschlag ging nach oben, die Hände zitterten, als Erwin der internationalen Fußball-Kommission der FIFA unterwürfig entgegentrat und ihnen die Vorteile Düsseldorfs erläuterte. Ganz klar. Düsseldorf braucht ein neues Stadion. Das Beste. Das schönste. Und überhaupt. Schließlich sind wir hier in Düsseldorf. Kosten egal. Da wird dann aufgerechnet, daß ein Neubau mit versenkbarem Hallendach 250 Millionen DM kosten würde. Teilweise privat finanziert, bräuchte Düsseldorf "nur" 120 Millionen DM aufzubringen. Ist ja geschenkt. Schließlich haben kluge Leute ausgerechnet, daß die Sanierung nicht 120 Millionen DM kosten würde, sondern eher 200 Millionen. Ach was, es findet sich sicherlich auch noch jemand, der die Sanierungskosten auf 250 Millionen DM schätzt. Demnach scheint das Rheinstadion ja eine wahre Ruine zu sein. Die alten Römer bauten ihre Amphitheater für eine halbe Ewigkeit und das Rheinstadion ist nach gerade einmal 25 Jahren im Arsch. Müßte da nicht der Architekt und die Baufirma zur Rechenschaft gezogen werden?
Und wofür das Ganze? Damit auch das letzte fußballbegeisterte Urwalddorf weiß, daß es im weiten Germoney ein Dorf namens Düssel gibt, falls Düsseldorf überhaupt WM Stadt werden sollte.

Einsatz von Brechmitteln nicht verfassungswidrig

Der Einsatz von Brechmitteln zur Überführung von Rauschmittel-Händlern ist nicht verfassungswidrig. Das Karlsruher Bundesverfassungsgericht nahm die Beschwerde eines überführten Drogendealers nicht zur Entscheidung an. Der Mann hätte zunächst die Fachgerichte anrufen müssen, so die RichterInnen. Sie begründeten die Abweisung der Klage aber nicht nur formaljuristisch, sondern stellten auch klar, dass der Brechmittel-Einsatz grundsätzlich nicht gegen die Menschenwürde verstößt. Auch das Recht, sich nicht selbst belasten zu müssen, könne der Kläger nicht für sich in Anspruch nehmen. Der Frankfurter Generalstaatsanwalt Christoph Schaefer kündigte gleich nach der Urteilsverkündung an, der vorübergehend außer Kraft gesetzten Brechmittel-Verfügung des Landes Hessen umgehend wieder Rechtsgültigkeit zu verleihen.

Erwin-Durchmarsch 10/99

Wie erwartet, dreht Erwin voll auf. Während CDU-Bürgermeister anderer Großstädte für die Heroin-Abgabe eintreten, stellt Düsseldorfs neuer OB die schon beschlossene Teilnahme der Stadt an dem bundesweiten Modell-Versuch zur Disposition. An das Vorzeigeprojekt rot-grüner Stadtentwicklungspolitik, den "Wohnpark Flehe für Jung und Alt", will der CDU-Politiker ebenfalls Hand anlegen. Dafür kündigte er an, den armen Immobilien-BesitzerInnen der Stadt die Grundsteuer abzusenken. Dann übernimmt er noch höchstpersönlich den Vorsitz des wichtigsten Ratsausschusses und modelt den kommunalen Verwaltungsapparat nach dem Motto "Düsseldorf, c'est moi" um. Nebenbei findet der Unsympath auch noch Zeit, in Standort-Mission nach Chicago zu jetten und die Balltreter-Mafia von der Fifa wg. WM 2006 zu hofieren. Gar nicht auszudenken, was Erwin noch alles verzapft hätte, hätte er sich nicht einer umfangreichen Gebiß-Renovierung unterziehen müssen, die ihn jetzt dem Terz-Cover vom Oktober noch ähnlicher macht. Wenigstens konnte sein Hofberichterstatter Ludolf Schulte seinen Griffel so auch mal für eine Weile aus der Hand legen.

Bissiger Polizeiköter

Wie äußert sich ein aggressives Zugehen auf Polizisten? Das liegt vollständig im Ermessungsspielraum der Polizei. Eine sicherlich interessante Frage, die auch den Obdachlosen beschäftigt, der von einem Polizeihund eine Quetschung am Unterarm erhielt. Einige Obdachlose haben sich das seit Jahren leestehende Arbeitsamt an der Kunstakademie für die Nacht ausgesucht. Ein eifriger Denunziant rief daraufhin die Polizei, die dann auch kam und nach dem Angriff des aggressiven Polizeihundes die Obdachlosen auch noch vertrieb.

Ringelpietz mit Anfassen

Die Hälfte des 2-jährigen Modellversuchs "Konfliktberatung bei der Polizei" ist um. Außer heißer Luft und klugem soziologischem Geschwafel kam nicht viel heraus. Überall erkannte Frau Ostermann schlimme Probleme, doch anstatt diese Probleme anzugehen und deutlich zu benennen, beschwört sie Bilder von zukünftigen Straßenkämpfen Jugendlicher, wie in den Niederlanden. Das läßt einen stutzen. Straßenkämpfe in den Niederlanden? Ist da etwas an uns vorbeigegangen? Meint die gute Frau vielleicht die Auseinandersetzungen in den Vororten Frankreichs? Und was will sie für die armen und ausländischen Jugendlichen ohne Perspektive, die als potentielle Gewalttäter von ihr benannt werden, tun? Sie sieht ihre Aufgabe darin, zwischen den Welten zu vermitteln. Na, das gibt den Jugendlichen sicherlich eine feste Lebensperspektive und einen sicheren Arbeitsplatz. Für die Gesellschaft sind solche KonfliktberaterInnen eine billige Alternative, die an den Zuständen nicht wirklich etwas verändern, sondern alles nur verkleistern. Da wird dann eine "Begegnungswoche Polizei und ausländischer Bürger" abgehalten, als wenn dies etwas am oft rassistischen Verhalten von vielen Polizisten etwas ändern würde. Laut ihrer Aussage gibt es dies auch gar nicht bei der Polizei. Klar, sie würde sich mit dieser Aussage fett in die Nesseln setzen. Also, wird alles schön geredet. Ringelpietz mit Anfassen macht auch mehr Spaß, als Probleme wirklich anzugehen. Hoppeln sie mal schleunigst von dannen, Frau Ostermann.

Stoppt die schöne neue Technikwelt!

EXPO hier, EXPO da. Die Brichte häufen sich über die nächstjährige Mammutshow des Kapitals. Was hat Düsseldorf damit zu tun? Was ist das überhaupt, die EXPO? Wie verhalten sich die Umwelt- und Bürgergruppen? Alles redet von der EXPO 2000, aber kaum jemand weiß etwas genaues. Dem wollen wir abhelfen. Am 29. November veranstaltet TERZ eine Informationsveranstaltung zur EXPO um 20 Uhr im ZAKK, Fichtenstr. 40.
Kritische Infos über die EXPO:
- Internetseiten https://xposition.de (mit vielen weiteren Links z.B. zur Anti-Expo-Seite der Anti-Expo-AG Hannover oder zur Seite zum emanzipatorischen Umweltschutz - dort Auseinandersetzungen mit der Ideologie der Expo).
- Anti-Expo-Reader Nr. 1 (Strategien des Widerstandes, frühere Kampagnen, Adressen ...) und Nr. 2 (thematische Auseinandersetzung mit der Expo) für je 2 DM bei der Anti-Expo-AG, c/o ASTA Uni Hannover, Welfengarten 1c, 30167 Hannover
- Texte zum emanzipatorischen Umweltschutz u.ä. unter http://thur.de/philo/uvu/uvu.html CDU gegen Ausstellung zu Wehrmachtsverbrechen

Der Ältestenrat der Stadt sprach sich Anfang dieses Jahres dafür aus, die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" in Düsseldorf zu präsentieren. Der neue CDU-Führer Joachim Erwin bekundete am Wahltag, daß er genau dies verhindern wolle. Dies wiederum führte zu einer formellen Anfrage der PDS im Rat der Stadt. Die CDU solle erklären, ob sie die geplante Ausstellung angesichts der neuen Mehrheitsverhältnisse nun unterbinden will. Dazu gab der neue CDU-OB in arroganter Manier kund: "Ich habe nicht die Absicht, diese Angelegenheit weiter zu verfolgen."

Schröder Royal TS

Jetzt ist´s raus! Unser aller Anti-Revisionist (Mtgld. einer ehem. Juso-Strömung) hat seiner Zonenrandlage (Hannover) mehr zu verdanken und unter den jüngsten geschichtlichen Ereignissen (Wiedervereinigung mit Westanbindung) mehr zu leiden als wir uns alle vorstellen konnten. Der Genosse Schröder ist eigentlich Staatratsvorsitzender und Vorsitzender des Zentralkommitees: Zur Eröffnung der 1000. McDonald's Filiale in Berlin-Treptow (Zone) sprach er, neben freundlichen Worten über das dortige ausgewogene Ernährungsangebot, folgende Sätze: "Sie [die Arbeitnehmer] alle sind sich ihrer Kundenverantwortung bewusst und stellen durch Qualität, Service, Sauberkeit und Preisgünstigkeit die Ansprüche der Gäste immer wieder aufs Neue zufrieden." Weil nämlich "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das wichtigste Kapital des Unternehmens sind, denn sie sind der Garant des Erfolgs." Jaja, 'Freiheit ist die Freiheit von allem Besitz'. Die dortige Entlohnung und klaren Verhaltensmaßregelungen und Hierarchien sorgen schon dafür, Genosse Schröder. Wir grüßen den Mitarbeiter des Monats Oktober!