TERZ 10.19 – RECHTER RAND
Die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg haben gezeigt, welche große Rolle die AfD, und somit eine völkisch-nationalistische Politik, im Osten dieses Landes spielt.
In beiden Bundesländern bekam die AfD deutlich über 20% der Wähler*innenstimmen. Über Wähler*innenwanderung, Unzufriedenheit und sonstige Gründe für diesen Erfolg wurde viel diskutiert. Insgeheim freuten wir uns sogar darüber, dass die Partei nicht stärkste Kraft geworden ist. Was aber auch folgte, waren reichlich Spott und Häme. Dass dies aber der komplexen politischen Situation nicht gerecht wird, wollen wir euch mit dieser Reihe, die wir in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstalten, deutlich machen.
Für viele erscheint der Osten politisch fast verloren. Heidenau, Freital, Bautzen – die Liste der Orte, welche stellvertretend für Gewalt Rechter gegen Geflüchtete stehen, ließe sich beinahe endlos fortführen. Es steht also nicht sonderlich gut in den neuen Bundesländern.
Aber dennoch, die meisten Menschen im Osten haben nach wie vor die AfD nicht gewählt. In Städten wie Leipzig und Dresden kämpfen antifaschistische Initiativen seit Jahren entschlossen gegen den Rechtsruck. Gemeinden wie Halle oder Greifswald haben sich unlängst zu sicheren Häfen erklärt und damit zugestimmt, mehr Geflüchtete als im üblichen Aufnahmeverfahren aufzunehmen. Im sächsischen Ostritz lassen die Dorfbewohner*innen die Besucher*innen des neonazistischen Festivals „Schild und Schwert“ kurzerhand auf dem Trockenen sitzen, indem sie den gesamten Biervorrat im Ort aufkaufen.
Nach allen politischen Hiobsbotschaften über das Erstarken der Rechten wollen wir mit dieser Veranstaltungsreihe 30 Jahre nach der Wende einen Blick auf die Antifaschist*innen werfen, welche trotz aller Widrigkeiten den Kampf für eine freie, antifaschistische und emanzipatorische Gesellschaft nicht aufgegeben haben.
21.10. / Zakk – Raum 4 (Fichtenstr. 40) / Einlass 19:00 / Beginn 19:30
30 Jahre 1989. Die Mauer ist länger weg, als sie stand, und trotzdem sind noch immer zahlreiche Geschichten aus der DDR und dem Osten unerzählt geblieben. So auch die des kurzen Herbstes der Utopie. Eine revolutionäre Situation, in der Bürgerinnen und Bürger für „ein offenes Land mit freien Menschen“ und die Vision eines demokratischen Sozialismus auf die Straße gingen. Räte und Basisvereinigungen wurden gegründet, Häuser besetzt und Betriebe bestreikt – für ein paar Monate war alles möglich. Die DDR war das freieste Land der Welt. Die Macht lag auf der Straße und konnte doch nicht ergriffen werden. Wie kam es zu dieser revolutionären Situation? Was war die Rolle der linken Opposition in diesen Kämpfen, was der Charakter der Revolte? Wann und wie schlug der emanzipatorische Aufbruch um in eine Angliederung an die bundesdeutschen Gegebenheiten? Was blieb, was ging verloren?
Referentin: Renate Hürtgen (Berliner Historikerin und Bürgerrechtlerin)
7.11. / Linkes Zentrum (Corneliusstr. 108) / Einlass 19:00 / Beginn 19:30
Die Regierungsparteien in Brandenburg und Sachsen konnten zwar noch stärkste Kraft bleiben, jedoch war die AfD in beiden Bundesländern der eigentliche Wahlsieger. Zahlreiche Machtkämpfe innerhalb der Partei als auch regelmäßige Skandale konnten die AfD bisher nicht von ihrem Erfolgskurs abbringen. Wir werfen einen Blick zurück auf die Wahlen und suchen nach Erklärungen. Was bedeutet es, wenn eine rassistische und nationalistische Partei wie die AfD Oppositionsführer wird und wie geht eine antirassistische Zivilgesellschaft damit um? Wie können Aktivist*innen aus den alten Bundesländern „dem Osten“ helfen? Um diese Fragen zu diskutieren, haben wir den Dresdner Soziologen Johannes Richter eingeladen. Er arbeitet im Kulturbüro Sachsen und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der extremen Rechten in Sachsen.
Referent: Johannes Richter (Soziologe, Kulturbüro Sachsen e.V.)
19.11. / BiBaBuZe (Aachenerstr. 1) / Einlass 19:00 / Beginn 19:30
Entgegen der Darstellung der politischen Führung war die DDR keineswegs ein antifaschistisches Bollwerk. Rassistische Gewalt und pogromartige Krawalle von Rechts waren nichts Ungewöhnliches, wobei eine juristische Verfolgung weitestgehend ausblieb. Diese Taten wurden vom Staat allzu oft als Rowdytum abgetan und entpolitisiert. Linke Punks, die neben Migrant*innen am meisten unter der rechten Gewalt zu leiden hatten, wurden hingegen selbst Opfer staatlicher Repression und kriminalisiert. Ausgehend von dieser Situation bildete sich ab Mitte der 80er Jahre eine eigenständige antifaschistische Jugendbewegung. Wie kam es dazu und wie ging es nach der Wende weiter? Dieser und anderen Fragen widmet sich das Buch „30 Jahre Antifa in Ostdeutschland“. Vorstellen wird es eine der Autorinnen und Herausgeberinnen, Christin Jänicke aus Potsdam.
Referentin: Christin Jänicke (Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam)