TERZ 10.19 – SEI DABEI
2018 brach mein Freund Rikk Raccoone seine Zelte in Düsseldorf ab und zog mitsamt seinem Label Racconne Records nach Köln. Er kann die Finger aber nicht ganz von Düsseldorf lassen – zum Glück. Es gibt nicht viele Menschen, die mich immer wieder so mit ihren Kontakten überraschen können wie Rikk. Er ist irre gut vernetzt: Antifa, Anarchismus, Politik, Punk – und alles, was es an Spielarten drumherum gibt.
Aus diesem Kontakten entstehen dann Ideen, bei deren Umsetzung wir von Lama-Musik ab und an helfen dürfen. Aus einigen sind tolle Konzerte geworden, ich nenne nur Analog Ruins, Zen Mob oder Erica Freas. Auch was DIY-Kultur grundsätzlich angeht, sind wir uns einig. Es ist das, was wir machen, weil wir es selbst sehen und hören wollen. Es geht eben nicht um Produkte und ihre Verwertbarkeit. Es ist eine Herangehensweise ohne Kulturamt und Schirmherrschaft.
Jetzt gibt es wieder etwas Neues zu erleben. Yok kommt in die Buchhandlung BiBaBuZe und liest aus seinem Buch „Nichts bleibt – Die Quetschenpaua-Autonomografie“. Sein Werdegang in der alternativen Subkultur wird genauso umrissen wie sein jahrzehntelanges Wirken in Bands wie Tod und Mordschlag, Revolte Springen, Option weg und natürlich seine Zeit als Quetschenpaua.
„Wir besuchten eine Bekannte von Gu, eine Aktivistin, saßen auf ihrem Balkon und aus irgendeiner anderen Wohnung drang plötzlich der Sound von GOGOL BORDELLO. Mein Lieblingssong UNDESTRUCTABLE schlängelte sich getragen auf einem leichten Sommerwind durch die Gassen von Yaffa. Aber so unzerstörbar fühlte sich diese Umgebung hier nicht an. Spätestens beim Rückweg am Strand, als wir an einer ehemaligen Discothek vorbeikamen, die ausgebrannt war, weil es dort einen mörderischen Anschlag gab, war mir wieder klar, wo genau ich mich befand. Das beschäftigte mich. Ich schrieb den Song REGEN IN TEL AVIV.“ Yok wird auch singen – vielleicht genau den Song. Yok malt ein umfassendes Bild von seinem Leben außerhalb des Mainstreams, skizziert politische Bewegungen in selbstverwalteten Zentren, Kommunen, besetzten Häusern und Wagenburgen.
„Hin und wieder fühlte sich das absurd an. Die ganze Stadt feierte, böllerte und ließ sich volllaufen, und wir prügelten uns vorm Knast mit den Bullen. Hätte ich gelernt, Comics zu zeichnen, wären die Knastkundgebungen definitiv eine dankbare Vorlage und Never-Ending-Story geworden. Und damit will ich die Sinnhaftigkeit von Solidarität mit Leuten hinter Gittern nicht kleinreden. Ganz im Gegenteil. Wenn du bedenkst, wie viele Menschen da festsitzen wegen Schwarzfahren, Betäubungsmittelverstößen und ‚Armutskriminalität‘, dann spürst du ganz schnell, dass das nicht weit weg von deinem eigenen Leben ist.“ Yoks Buch kann man selbstverständlich bei BiBaBuZe erwerben. Online bekommt man es aber auch, zum Beispiel bei Black Mosquito oder direkt beim Ventil-Verlag.
Markus für Lama-Musik
Die Zitate stammen aus dem Buch. Infos zu Yok stammen vom Ventil-Verlag.
Yok liest und singt „Nichts bleibt – Die Quetschenpaua-Autonomografie“
Freitag, 18. Oktober, 19:30 Uhr, Eintritt: 5 Euro, Buchhandlung BiBaBuZe, Aachener Straße 1
Eine gemeinsame Veranstaltung der Buchhandlung BiBaBuZe mit Raccoone Records und Lama-Musik.