Studieren in Zeiten von COVID19

Das Sozialreferat des HSD-AStA war in den letzten Monaten ganz schön auf Trab. Denn Studierende sind auf verschiedene Weise von der aktuellen Situation betroffen – nicht selten auch in existenziellen Fragen. Darüber haben sich die Zuständigen für die AStA-HSD-Seite in der TERZ mit Vertreter*innen des Referats unterhalten.

TERZ Ihr habt sicher viele Anfragen erhalten und Gespräche geführt. Was habt Ihr erzählt bekommen darüber, welche finanziellen Auswirkungen die Corona-Krise für Studierende hat?
Sozialreferat Für Studierende sind die Folgen der Krise enorm. Viele haben mit dem Wegfall oder mit Verdienstausfällen in ihren Jobs oder Lohnarbeitsstrukturen zu kämpfen. Da geht es dann auch für das Leben jenseits des Campus‘ recht fix ans Eingemachte, wenn sich zum Beispiel Mietschulden ansammeln. Oft fehlt auch das Geld, den Semesterbeitrag bezahlen zu können. Dann droht sogar eine Exmatrikulation. Besonders betroffen sind Studierende, die kein BAföG beziehen. Auch für international Studierende sieht die Situation nicht gut aus. Sie dürfen nur in begrenztem Umfang eine Arbeit annehmen. Wer nicht aus einem EU-Land nach Düsseldorf gekommen ist, hat überhaupt keine Möglichkeit, Hilfen vom Staat zu erhalten. Wenn es hart auf hart kommt, kann das für die Betroffenen bedeuten, dass sie ihr Studium abbrechen müssen.

TERZ Welche staatlichen Unterstützungen gab oder gibt es denn überhaupt und wie haben sie helfen können?
Sozialreferat Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gewährte erst ab Juni und nur für wenige Monate auf Antrag eine Überbrückungshilfe. Die höchstmögliche Unterstützungssumme lag bei 500 Euro monatlich, musste aber jeden Monat aufs Neue beantragt werden. Im Wirrwarr der Antragsregelungen blieb es schwer, vollständige und richtig ausgefüllte Anträge einzureichen. Die meisten wurden dann auch abgelehnt mit der Begründung, dass die Antragssteller*innen nicht berechtigt seien, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel, weil diese schon vor der Pandemie in prekären finanziellen Verhältnissen gelebt hätten. Das ist natürlich sehr enttäuschend. Weniger kompliziert war die Möglichkeit, über die Stadt Düsseldorf einen einmaligen Zuschuss für digitales Lernmaterial zu bekommen. Leider gab es dieses Hilfspaket aber nur für BAföG-Empfänger*innen und Düsseldorfer*innen.

TERZ Das klingt wirklich alles sehr schwierig und auch bedrückend. Konnte der AStA denn helfen?
Sozialreferat Ja. Der AStA bietet über ein zinsloses Darlehen in Höhe von 320 Euro hinaus die Möglichkeit, Unterstützung in Höhe von 853 Euro aus seinem Notfonds zu erhalten, beispielsweise als Beihilfe bei Miet-, Energiekosten- und Krankenversicherungsrückständen. Anlassbezogen hilft jetzt außerdem ein Notfonds für höhere Gewalt. Dieser greift beispielsweise, wenn Studierende der HSD wegen der Pandemie ihren Job verlieren.

TERZ Sicherlich eine große Hilfe. Leider sieht es aber nicht so aus, als würde die Situation sich rasch wieder verbessern. Was braucht es also, um eine Unterstützung zu gewährleisten, so dass niemand sein*ihr Studium abbrechen muss oder in Not gerät?
Sozialreferat Nun, ganz sicher muss der Zugang zu BAföG-Leistungen erleichtert werden, auch für international Studierende. Auch, wenn es um ein elternabhängiges BAföG geht, wenn die Studierenden älter als 30 Jahre alt sind oder mit dem Studium an der HSD einen zweiten Ausbildungsabschluss machen. Wir brauchen zudem die Möglichkeit der besonderen Unterstützung international Studierender, damit diese beispielsweise nicht an Sprachbarrieren scheitern und Antragsverfahren von allen gleich gut bewältigt werden können. Es ist nötig, schnell zu handeln. Eine unbürokratische Lösung wäre etwa ein vorübergehendes Grundeinkommen. Denn es geht ja meistens um sehr rasch auftretende Engpässe. Die Ablehnungsgründe der Überbrückungshilfe-Anträge haben uns zudem noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig eine Unterstützung derjenigen ist, deren finanzielle Lage auch schon vor Beginn der Krise nicht rosig war. Wenn Fixkosten für die Lebenshaltung lediglich gestundet oder Zahlungsfristen verschoben werden, verschiebt sich das Problem nur. Darum ist eine direkte und unkomplizierte Hilfe wohl das, was es gerade am dringendsten braucht.

TERZ Danke für das Gespräch – und für eure Arbeit!

Tipp für weitere Infos: https://studis-online.de/studienfinanzierung/corona-und-studienfinanzierung.php


Der Antifa-AK an der HSD präsentiert als Mitveranstalter

INPUT – antifaschistischer Themenabend: „Dunkle Mächte“ – Wie und warum funktionieren Verschwörungs­erzählungen?
Dienstag, 24. November, 19:30 Uhr, Kulturzentrum ZAKK, Fichtenstraße 40, Düsseldorf. Referent: Michael Fehrin (Antirassistisches Bildungsforum Rheinland)
Verschwörungen, Geheimgesellschaften und Komplotte: Abenteuerlichste Stories jeder Art sind für viele Zeitgenoss*innen spannend und viel aufregender als wissenschaftliche Studien oder Geschichtsbücher, also ein seriöses Erschließen eines Themas. Denn Eingeweihte wissen: „Die da oben“ lügen sowieso alle, Wissenschaft und Medien sind bis auf die eigenen gekauft, und überhaupt bekommen „Normalbürger“ doch gar nicht mit, was wirklich geschieht. Warum Verschwörungserzählungen für viele so attraktiv sind, wo sie herkommen und welche Hintergründe sie haben, soll der Vortrag – nicht zuletzt auch anhand historischer Beispiele – erläutern. So war die wohl erfolgreichste Lügengeschichte aller Zeiten die von einer „jüdischen Weltverschwörung“. Die frei erfundenen „Protokolle der Weisen von Zion“ zeigen, welche Effekte auch die obskursten Anschuldigungen haben können. Das Pamphlet ist bis heute ein „Klassiker“ des Antisemitismus. Vor allem, wenn es um „dunkle Mächte“, die angeblich unser aller Schicksal bestimmen, geht. Die strukturelle Ähnlichkeit mit der heutigen „QAnon“-Agitation ist nicht zu übersehen.