Ecolog – Ein Militärdienstleister auf Abwegen

Pannen über Pannen bei Corona-Tests

Einer von unseren alten Bekannten sorgt wieder für Schlagzeilen. Der Düsseldorfer Militärdienstleister Ecolog ist groß eingestiegen in das Geschäft mit Corona-Tests. Und prompt gibt es etliche Pannen. Aber trotz alledem wird er bald auch noch mehrere Corona-Impfzentren betreiben. Oh ha.

Ecolog ist u. a. ein Militärdienstleister, der für die Bundeswehr – aber auch für die U.S.-Army und andere westliche Armeen – verschiedenste Aufgaben übernimmt, von Wäschewaschen und Abwasserentsorgung über Essensbereitstellung und Logistik bis hin zur Bereitstellung von Betriebsstoffen. Ecolog propagiert das Outsourcing von Militärdienstleistungen in die Privatwirtschaft und ist u. a. Mitglied in der deutschen Militärlobby­organsiation „Förderkreis Deutsches Heer e. V.“, die gemeinnützig ist. Warum Krieg gemeinnützig sein soll, wäre einen eigenen Artikel wert.

2010 hatte die TERZ eine gerichtliche Auseinandersetzung mit der in Dubai ansässigen Firma Ecolog, deren Deutschlandvertretung in Düsseldorf ihren Sitz hat. Wir schrieben im Artikel „Scheiß Krieg – Das Düsseldorfer Unternehmen Ecolog profitiert von den Kriegen“ (TERZ 04.10) über mehrere Skandale, in die das Unternehmen verwickelt war und über die u. a. auch der NDR berichtet hatte. In den Vorwürfen ging es u. a. um die miese Bezahlung der Angestellten im Kriegsgebiet, das Schweigen über getötete Mitarbeiter*innen, aber auch um möglichen Schmuggel von Drogen und vor allem um die dubiose Auftragsvergabe, die häufig ohne Ausschreibung stattfand. Ecolog hatte den jetzigen CDU-Kanzlerkandidatenbewerber Friedrich Merz beauftragt, in den USA eine Schadensersatzklage gegen den NDR anzustrengen[1], die aufgrund der dortigen, manchmal seltsamen Rechtssprechung zu einem Millionenschaden für den NDR hätte führen können. Um einer langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzung zu entgehen, hatte der NDR letztendlich in einigen Punkten klein beigegeben und sich auf eine außergerichtliche Einigung eingelassen. So musste auch die TERZ nachziehen und einige Passagen des Textes löschen.

Neues Geschäftsfeld für Ecolog

Mit dem Aufkommen von Corona entdeckte Ecolog ein neues Geschäftsfeld für sich. Mit dem Angebot von Corona-Testzentren witterte Ecolog die große Gewinnchance. Wie die Firma in dem neuen Geschäftsfeld an die Aufträge kam, ist nicht bekannt. Worauf sich die Auftraggeber eingelassen haben, zeigte sich insbesondere bei den Testzentren an den bayerischen Autobahnen. Vollkommen überhastet und unvorbereitet kündigte im August der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mehrere Corona-Testzentren an. Es folgte ein einziges Desaster. Die 44.000 Rückkehrer*innen aus angrenzenden Ländern bekamen die Ansage, dass sie nur bei einem positiven Ergebnis unterrichtet würden, was allein schon ein seltsames Gebaren ist und die Leute in falscher Sicherheit wog. Aber auch die etwa 900 positiv Getesteten warteten tagelang auf ein Ergebnis und verteilten den Virus munter weiter[2]. Ecolog und die bayerische Regierung schwiegen lange zu den Gründen für das Chaos und sprachen von einer „Übermittlungsproblematik“. Die gab es allerdings, denn Namen und Adressen der Getesteten wurden handschriftlich festgehalten und mussten im Labor dann wiederum erstmal aufwändig in den Computer übertragen werden. Willkommen im 21. Jahrhundert. Mehrere Dutzend der Positiv-Getesteten konnten dabei nie informiert werden, weil man die handschriftlichen Angaben nicht entziffern konnte.

Chaos ohne Ende

Damit hörten die Skandale aber nicht auf. Ecolog betrieb auch Testzentren an mehreren bayerischen Flughäfen. Und auch dort gab es etliche Pannen. Dass die Hotline in München stundenlang nicht zu erreichen war, ist nur ärgerlich, aber kamen dann mal Anrufer*innen durch, wurden sie auch noch nicht gerade kundenfreundlich behandelt. Am Flughafen Nürnberg arbeitete zudem ein mit Corona Infizierter, und zu allem Überfluss mussten die 10.000 an allen drei bayerischen Flughäfen Getesteten tagelang auf das Ergebnis warten[3]. Beauftragt wurde Ecolog vom bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Nach massiver öffentlicher und medialer Kritik wurde die Ausschreibung für die Corona-Tests im Oktober erneuert. And the winner is: Ecolog – zumindest für zwei der drei Standorte. In etlichen bayerischen Landkreisen kam es ebenfalls zu erheblichen Verzögerungen bei der Übermittlung der Testergebnisse, und immer wieder fiel dabei der Name „Ecolog“. Um überhaupt das Testverfahren aufbauen zu können, griff Ecolog – wie der bayerische Rundfunk berichtete – in ganz erheblichem Ausmaß auf nur leidlich geschulte Leiharbeiter*innen zurück. Eine Beschäftigte berichtete dem Bayerischen Rundfunk überdies anonym, dass Hygienestandards nicht eingehalten wurden. Auch von Drohungen gegen die Mitarbeiter*innen wusste der BR zu berichten.

Ein mulmiges Gefühl

Ecolog ist nun für ziemlich viele Leuten zu einem Begriff geworden. Die nicht gerade netten Kommentare bei Facebook und Google sprechen eine deutliche Sprache. Vollkommen unverständlich ist, dass die Firma nach den skandalösen Vorfällen in ihren Corona-Testzentren nun auch noch mehrere Corona-Impfzentren betreiben soll. Vertrauenserweckend ist das nicht gerade.

[1]  https://de.wikipedia.org/wiki/Ecolog
[2]  https://swp.de 21.08.2020
[3]  https://merkur.de 11.09.2020