Gesund
+ nachhaltig
+ frisch:
alternative Ernährung auf dem (Buch-) Markt

Neues aus der literarischen Produktion unabhängiger Verlage im Frühjahr 2021, direkt aus der Bilker Basis Buch Zentrale (BiBaBuZe).

Die im Folgenden vorgestellten Bücher können im klassischen stationären Buchhandel erworben werden – ohne Beigaben wie Bespitzelung von Mitarbeiter*innen (am Amazonas) und ohne Bemühung von Diensten wie Wirecard (bekannt aus Interpolfahndung, Insolvenzanzeigen und Lobbying zwielichtiger Berufspolitiker) oder Paypal (Gründung eines rechtsradikalen Milliardärs und Trump-Unterstützers). Sie können nachhaltigen Eindruck hinterlassen und ein Fenster in die Welt jenseits eigener Befindlichkeit öffnen. Bei unerwünschten Nebenwirkungen kontaktieren Sie Ihren Arzt / Ihre Ärztin oder die örtlichen Buchhändler*innen. Diese kennen auch die entsprechende Medizin (Gegenmittel oder verstärkende Wirkung) und arbeiten eng mit der medizinischen Buchstabenindustrie zusammen.

Beginnen wir mit einem größeren Indie, dem Berliner Aufbau-Verlag. Erstmals in deutscher Sprache erscheint die in Skandinavien berühmte Kopenhagen-Trilogie der dänischen Autorin Tove Ditlevsen: Kindheit, Jugend, Abhängigkeit – dies sind die Einzeltitel und Lebensabschnitte. Darin wird vom Aufwachsen in einfachen Verhältnissen in den 1920er Jahren, von Emanzipation und Abhängigkeit (in jeder Hinsicht) erzählt. Ein Fenster in die (nur bedingt) vergangene Zeit.

Werkausgaben von im deutschen Sprachraum kaum bekannten Autor*innen sind oft ein ökonomisch riskantes Unterfangen. Dies gilt in gleichem Maße auch für Arthur Machen, einem Meister des englischen Schauerromans; hier zeigt jetzt der Elfenbein-Verlag den fünften Band der Werkausgabe an: „Der Große Pan und andere Erzählungen“.

Diaphanes bringt in Neuausgabe in vier Bänden die New York-Reportagen von Joseph Mitchell aus den 1920ern und 1930ern heraus, die stilistisch die Reportage zu einer ganz besonderen literarischen Kunstform machen: „Street Life“ erscheint jetzt erstmals in dieser Reihe.

Der Reportage eng verwandt sind die Feuilletons eines anderen Flaneurs: Karl Markus Gauß‘ – der „Chatwin der europäischen Peripherie“ – mitteleuropäische Beobachtungen „Im Wald der Metropolen“ sind nun als Taschenbuch im Unionsverlag herausgekommen.

Für die Fenster in die Welt immer gut sind auch die Verlage Schöff­ling und Litradukt. Bei Schöffling erscheinen neue Erzählungen, nämlich „Lieder für die Feuersbrunst“ des wohl begabtesten lateinamerikanischen Schriftstellers seiner Generation, Juan Gabriel Vasquez aus Kolumbien. Der Litradukt-Verlag hat sich vor allem dem literarischen Schaffen der Karibik verschrieben. Dieser wartet unter anderem mit den drogenvernebelten Krimis von Gary Victor, Romanen von Maryse Conde und Yanick Lahens auf. Lahens neuester Roman „Sanfte Debakel“ verspricht ein hartes Porträt der haitianischen Gegenwart, durchaus mit einer Spannungshandlung.

Einer der zu Unrecht kaum bekannten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur ist dergebürtige Iraker Najem Wali. Wieder entwirft er in „Soad und das Militär“ ein düsteres Bild der Herrschaftsmechanismen in einem arabischen Land, diesmal ist es Ägypten (erscheint im Secession-Verlag).

Etwas leichtfüßiger kommt der Erstling „Im Ruin“ der Wiener Buchhändlerin Barbara Kadletz in der Edition Atelier daher; ein Großstadtmärchen mit viel Musik und viel Wiener Schmäh.

Gleiche Generation, anderer Kontinent. Die US-Chinesin Ling Ma hat bereits 2018 den Roman „New York Ghost“ verfasst, einen Roman über ein fiktives Virus, das sich über den Planeten verbreitet. Im Culturbooks-Verlag ist jetzt die deutsche Übersetzung angekündigt.

Zum 100. Geburtstag des politischen Literaten Italiens, Leonardo Sciascia, gibt es Neuauflagen seiner Werke: in der Edition Converso „Ein Sizilianer von festen Prinzipien“ sowie bei Wagenbach „Einmal in Sizilien“.

Spannende Wieder- und Neuentdeckungen jüdischer Autor*innen bieten gleich vier Verlage. Marga Mincos „Nachgelassene Tage“ ist das dritte Buch über die deutsche Besatzung der Niederlande und die Nachkriegsjahre (Arco-Verlag). Ihre spröde Sprache und minimalistische Erzählweise faszinieren auch heute noch.

Gershon Shakeds „Immigranten“ (Verlag der Theodor Kramer-Gesellschaft) stößt die Tür auf in ein Niemandsland zwischen den Generationen, die der NS-Massenmord hinterlassen hat.

Der Wallstein-Verlag hat für uns den Warschauer-Ghetto-Roman „Brot für die Toten“ von Bogdan Wojdowski ausgegraben, der in Deutsch erstmals 1974 im verdienstvollen, inzwischen lange abgewickelten Verlag Volk und Welt erschienen ist.

Adolf Rudnicki ist ein großer, leider heute unbekannter Autor aus Polen. In seinem bei Hentrich & Hentrich erscheinenden Erzählessay „Sommer 1938“ beschreibt er in seiner teilweise ironisch zugespitzten Betrachtung den „letzten Sommer des polnischen Judentums“.

Buchladen BiBaBuZe