Soziale Arbeit: heraus-gefordert

An der HS Düsseldorf widmet sich einer von sieben Fachbereichen der Ausbildung von Menschen, die in der Sozialen Arbeit tätig werden möchten: der „Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften“.

Die Berufsfelder, für deren Ausübung hier die Weichen gestellt werden, sind vielfältig. „Beratungsarbeit, Begleitung und Unterstützung für Menschen in allen möglichen Lebenslagen und an den unterschiedlichsten Orten“ dürfte als informelle Überschrift passen. Dabei gilt, so unterschiedlich die Arbeit ist: Profis in der Sozialen Arbeit sind echt gefordert. Denn Ziel ihrer Arbeit ist immer, Menschen in Krisen oder andauernd schwierigen Konstellationen zu unterstützen. Wenn es uns gut geht und „alles tutti“ ist, brauchen wir ja eher selten Support.!

Haltungsfragen

Hin und wieder benötigen Menschen, die in der Sozialen Arbeit tätig sind, aber ihrerseits Unterstützung und vor allem: Rückendeckung. Ganz gleich, ob sie noch in der Ausbildung sind oder bereits im Beruf stehen. Insbesondere, wenn es um Haltungen geht. Das haben das Düsseldorfer „Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung“ (FGW) und die „Dokumentations- und Bildungsstelle IDA NRW e. V.“ schon 2019 zum Thema einer Studie gemacht. Unter dem Titel „Die Neue Rechte in der Sozialen Arbeit in NRW“ zeigen die Autor*innen, wie sich menschenfeindliche Haltungen auf die Soziale Arbeit auswirken. Im Fokus der Befragungs-Studie stand dabei, wie sehr rechte Akteur*innen (ob rechte Parteien, Szene-Organisationen oder Einzelpersonen mit rechter Ideologie) in die Kernthemen der Sozialen Arbeit eindringen, gegen Mitarbeitende z. B. in Beratungsstrukturen vorgehen oder selbst für eine Verschiebung der Haltung in den Einrichtungen sorgen wollen. Wichtige Erkenntnis dabei u. a.: Einige Arbeitsfelder der sozialen Arbeit stehen besonders im Fokus, weil rechte Akteur*innen versuchen, neue Anhänger*innen zu finden oder Menschen in ihrem Sinne zu überzeugen. Etwa im Bereich der Sozialen Arbeit „im Kontext von Migration und Interkulturalität sowie im Bereich von Gender und Sexualität, Jugendarbeit und Unterstützungsangeboten in Armutslagen. Rassistische Argumentationen zeigen sich […] als die zentrale Denkfigur, die immer wieder aufgerufen wird“, so die Studie.

Vorbereitet sein

Nun ist die Untersuchung natürlich schon zwei Jahre alt. Und ganz bestimmt ist es sinnvoll, die Ergebnisse der Studie auch mal im Kontext anderer Berufsfelder zu denken – zum Beispiel in den Verwaltungsetagen von Kultureinrichtungen, wenn es um rassistische Diskriminierung oder sexistische Angriffe gegenüber Mitarbeitenden und Kolleg*innen geht. Oder im Betrieb, wo Konkurrenz an der Werkbank, vor dem Architektur-Modell oder dem Design-Programm am Computer nicht selten mit Diskriminierungen ausgefochten wird. Die Soziale Arbeit dürfte aber, so legt die Studie nahe, gleich mehrfach herausgefordert sein. Denn ihre künftigen „Klient*innen“ könnten Betroffene oder auch ausgrenzend Handelnde sein. Zugleich sind Sozialarbeitende selbst wohl kaum ohne Ressentiments oder Vorurteile unterwegs. Und wer Pech hat, wird selbst Zielscheibe von Anfeindungen, weil das (berufliches) Engagement für Ratsuchende ohne Ansehen von Herkunft, Status, Religion, Gesundheit oder Geschlecht anderen nicht passt.

Darum ist es gut, sich fit zu machen für das Thema, zum Beispiel durch die Lektüre von Christoph Gilles und Birgit Jagusch‘ Studie „Die Neue Rechte in der Sozialen Arbeit. Exemplarische Analysen“ (2019), online unter: www.fgw-nrw.de.

Oder – auch im Mai und Juni 2021 – durch den Blick auf die eigene Haltung, z. B. mit der Veranstaltungsreihe:

„Weiße Flecken“

organisiert vom AStA der HSD, der Diversity-Kommission, dem Fachschaftsrat Sozialkult, FORENA, dem PoC-Referat und dem Refugee Support Project & Rolling Eyes Collective:

Dienstag, 4. Mai, 17.30 bis 19.30 Uhr
Online-Veranstaltung
Anmeldungen bitte unter: https://t1p.de/jtl5

Mit den Machtverhältnissen des Rassismus brechen – Critical Whiteness als hegemoniale Selbstkritik
mit Martina Tißberger, Professorin für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Oberösterreich (Linz)

Die nächste Online-Veranstaltung der Reihe folgt dann am
Dienstag, 8. Juni, 17.30 bis 19.30h:
Studieren mit Rassismuserfahrungen – Handlungsräume und Grenzen
mit Karima Popal-Akhzarati, M.A., Fernuni Hagen.

Der Antifa-AK an der HSD präsentiert als Mitveranstalter:
Klimawandelleugner*innen in Europa Organisationen, Netzwerke und Argumente
Dienstag, 25. Mai, 19:30h, Örtlichkeit (Präsenz- oder Onlineveranstaltung) wird rechtzeitig auf Facebook (Input-Antifaschistischer-Themenabend) und Instagram (instagram.com/input_duesseldorf) bekanntgegeben.
Referent: Moritz Neujeffski vom Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung am Wissenschaftszentrum Berlin.
Der menschengemachte Klimawandel ist in den Naturwissenschaften Konsens. Klimatolog*innen warnen seit Jahrzehnten vor den katastrophalen Folgen einer ungebremsten globalen Erderwärmung. Spätestens seit der Entstehung von „Fridays for Future“ und „Extinction“ Rebellion ist die Auseinandersetzung um eine klimagerechte Gesellschaft zu einer zentralen Streitfrage in der Politik geworden. Demgegenüber arbeiten Klimawandelleugner*innen seit langem daran, wissenschaftliche Fakten über die globale Erderwärmung zu diskreditieren und ziehen gegen verschärfte Klimaschutzmaßnahmen ins Feld. Dabei wurden sie über Jahre von Firmen und Organisationen aus der Öl- und Gas-Industrie gefördert, wie investigative Recherchen immer wieder enthüllen.
In dem Vortrag werfen wir einen kritischen Blick auf das Feld der Klimawandelleugner*innen. Neben einer Diskussion ihrer fraglichen Thesen betrachten wir, welche konkreten Organisationen in Deutschland gegen den Konsens des menschengemachten Klimawandels mobilisieren und analysieren, wie sich Klimawandelleugner*innen auf europäischer Ebene und transnational untereinander sowie mit rechtspopulistischen Parteien vernetzen. Darüber hinaus zeigen wir, mit welchen Strategien Klimawandelleugner*innen gegen progressive Akteure*innen ins Feld ziehen und ordnen die gesamtgesellschaftliche Rolle, die Klimawandelleugner*innen im Kampf um eine nachhaltige Transformation spielen, kritisch ein.