Neues aus der Plattenkiste

Handverlesen und präsentiert von The Oberbilker

Ein Kessel Buntes im November, von allem ist diesmal etwas dabei, es war Erntezeit!

Beginnen wir mit unserer Nachbarin Miki Yui. Sie hat auf dem japanischen Label Muzan Editions ihr neues Album Spring Spring auf Kassette veröffentlicht. Zwei lange Ambient Drone Experimental Tracks, „Snow“ und „Stream“, die auf den Herbst einstimmen. Dazu ein hervorragendes Cover Artwork von Masataka Kurose, welches das Tape auf jeden Fall zu einem Pflichtkauf abrundet.

Parallel dazu habe ich bei Miki zwei weitere Tapes aus der Summer Batch Edition entdeckt. Von Yumi Iwaki das Album Juniper und von Endurance das Long-Term Memory Album. Wieder mit einem Artwork von Masataka Kurose, das dem von Mikis Tape in keiner Weise nachsteht, ausgestattet. Diese beiden Tapes verwöhnen auch hier den Drone Ambient Fan und machen Lust auf mehr Veröffentlichungen von Muzan Editions. Muzan Editions ist übrigens ein reines Tape Label. Hier der Bandcamp Link: https://muzaneditions.bandcamp.com/ Da die Tapes alle limitiert sind: Buy or Die!

In einer der letzten Terz-Ausgaben habe ich bereits das Improvised Munitions & Demo Album von Unsane besprochen. Mastermind Chris Spencer ist aber auch noch in anderen Bands aktiv, wie zum Beispiel bei Human Impact. Und da hat sich Mike Patton (u.a. Faith No More) mit seinem Label Ipecac Recordings erbarmt und EP01 veröffentlicht. Auf der 12“ sind die ersten digitalen Singles und B-Seiten endlich auf durchsichtigem Vinyl erhältlich. 8 Kracher, die sich unbarmherzig in das Gehirn fräsen, mein Anspieltipp: „Sparrow“. Das erste Album s/t (Human Impact) vom letzten Jahr, auch über Ipecac Recordings veröffentlicht, ist ebenfalls noch erhältlich.

Aktuell herausgekommen ist auch die neue A Place To Bury Strangers EP Hologram. Die sollte eigentlich schon im Frühjahr veröffentlicht werden, aber die Presswerke laufen alle auf Hochtouren bis zum Anschlag und Hologram war und ist nicht das erste oder letzte Release, welches sich dieses Jahr verspätet. Das Warten hat sich gelohnt! 5 Songs, die nächstes Jahr, wenn APTBS auf Tour kommen, live gespielt werden wollen! Und da ich ja APTBS Devotie bin, sind auch alle 5 Songs Pflichttipps! Die EP wurde wieder von Sänger und Gitarrist Oliver Ackermann produziert und in seinem Death By Audio Studio gemastert. Da weiß der Fan was ihn erwartet! Krach, Noise und Feedback-Orgien vom Feinsten. Besonders beachtlich ist, dass Oliver Ackermann seine Effektgeräte selber herstellt, was auch den besonderen Sound von APTBS ausmacht. Via Band gab es eine limitierte Rot/Blau-transparente Splatter-Version für Deutschland, Neon-Orange soll die Tage auch noch veröffentlicht werden. Die Scheibe hängt immer noch im Presswerk fest. Einen Tipp gibt es aber trotzdem, meinen absoluten Lieblingssong von APTBS: „I Lived My Life To Stand In The Shadow Of Your Heart“.

Und jetzt kommt ein kleines Bureau B Special: Fangen wir an mit der Faust Box: 1971 – 74. Bei manchen Rezensionen stand: Der heilige Gral des Krautrock. Das passt auch. Die Box enthält unter anderem das Debütalbum Faust (1971), die Alben So Far (1972), The Faust Tapes (1973), Faust IV (1974), sowie das bisher unveröffentlichte Album Punkt. Da sagt die urbane Legende, dass Faust sich bei Giorgio Moroder 1974 in seinem Musicland Studio eingezeckt haben, mit der Ansage, dass Polydor wohl die Aufnahmen bezahlen würde. Dem war nicht so und die Aufnahmen verschwanden erst einmal. Allein das unbekannte Material des Albums Punkt rechtfertigt den Kauf der Box auf jeden Fall! Dazu kommen zwei LPs mit bisher unveröffentlichtem Bonusmaterial, Momentaufnahme I und II sowie zwei Singles. Auf der ersten, bisher unveröffentlichten, finden sich Demo-Aufnahmen von „Lieber Herr Deutschland“ und „Baby“. „Lieber Herr Deutschland“ war der Song, der Faust die Türen bei Polydor geöffnet hat. Die zweite 7“ ist ein Reissue von „So Far“, der ersten Single, die 1972 auf Polydor veröffentlicht wurde. Abgerundet wird das Ganze von einem Beiheft mit persönlichen Liner Notes und vielen Fotos. Die Box ist limitiert auf 2.000 Vinyl Einheiten und teilweise noch für den normalen Preis von ca. 160 € erhältlich. Für diejenigen, die nichts von Faust haben, so wie ich, das passende Einsteigermodell. Obwohl, Stopp: Ein Release habe ich schon vorher besessen, Faust mit Dälek zusammen, Derbe Respect, Alder, 2004 auf Staubgold und Klangbad herausgekommen. Und Dälek-Alben lohnen sich immer, der ist auch großartig!

Weiter geht es mit der Compilation Eins Und Zwei Und Drei Und Vier (Deutsche Experimentelle Pop-Musik 1980-86). Eine Doppel-LP mit unter anderem Der Plan, Palais Schaumburg, Pyrolator, Asmus Tietchens, Conrad Schnitzler und vielen anderen. Insgesamt 20 Tracks, die wirklich alle hörenswert sind. Im Klappcover mit vielen Liner Notes, die mir zumindest neues Wissen über deutsche Elektronische Musik vermittelt haben. Einen Anspieltipp habe ich aber auch parat, „Träneninvasion“ mit Sentimental.

Von Conrad Schnitzler hat Bureau B auch schon diverse Alben und EPs wiederveröffentlicht. Empfehlenswert sind das Album Con und die EP Auf Dem Schwarzen Kanal. Beides Klassiker, gesucht im Original und so wieder für einen reellen Preis erhältlich. Der LP ist eine Innenhülle mit Liner Notes und Fotos beigefügt. Hört euch mal „Der Wagen Der Rollt“ an, großartig.

Etwas älter, von 2017, ist auch die Compilation Sammlung – Elektronische Kassettenmusik, Düsseldorf 1982 – 1989. Zusammengestellt hat die mein anderer Nachbar Stefan Schneider, der Inhaber von TAL Music. Auf dem Sampler kannte ich gar nichts, das muss ich gestehen! Da ist mein Anspiel-Tipp: Maria Zerfall mit „Wohin“. Zum Glück gibt es hier ebenfalls eine Innenhülle mit Credits und Liner Notes, da steht man dann nicht ganz auf dem Schlauch und kann sich weiterbilden.

Den Abschluss bildet schließlich der Sampler Kiosque Of Arrows 2, den Tolouse Low Trax aka Detlef Weinrich zusammengestellt hat. Salon des Amateurs Besucher*innen wissen, wer Detlef Weinrich ist, Mitglied bei Kreidler und Resident DJ im Salon. Auch hier, für mich viele unbekannte Electronic Experimental Acts von 1981 bis 2021 aus Italien, Frankreich, Spanien, England, Japan, den USA und so weiter. Eine lohnende Welt- und auch Zeitreise. Ein letzter Anspieltipp: DsorDNE mit „Il Senso Di Torpore“.

So das war es dann für den November, euer Oberbilker