Werte Kolleg*innen,

einen sehr interessanten Artikel über das Oberbilker Stahlwerk habt ihr da abgedruckt – eine gute Idee, die weitgehend vergessene Geschichte Oberbilks als bedeutenden Industriestandort mal wieder in Erinnerung zu rufen. Gewundert haben wir uns allerdings doch über zweierlei: erstens ist die Geschichte des Industriestandortes Oberbilk auch die Geschichte einer sehr engagierten, schlagkräftigen und radikalen Arbeiter*innenschaft. Die war kampfbereit  und streikerprobt, und nicht von ungefähr wagten es die Nazis erst nach ihrer Machtübernahme 1933, mit ihrem SA-Gesindel durch Oberbilk zu ziehen. Sie hätten sich sonst blutige Nasen geholt. Oberbilk war nach dem Ersten Weltkrieg Schauplatz von heftigen Straßenkämpfen, der Autor deutet es in seinem Artikel immerhin an. Oberbilk war, das hätte man deutlich sagen sollen, neben Gerresheim DIE Hochburg der in Düsseldorf besonders starken Kommunistischen Partei. Zweitens gab es während des Zweiten Weltkriegs in den Oberbilker Stahlwerken, wie in allen anderen Großbetrieben auch, zahlreiche „ausländische Arbeitskräfte“ (!), wie sie Herr Horst A. Wessel selbst euphemistisch nennt, die damals als Ostarbeiterinnen und Ostarbeiter bezeichnet wurden und, das schreibt er nicht, unter einem drakonischen und rassistischen Regiment in elenden Barackenlagern oder Fabrikhallen leben mussten. Von der Gestapo kontrolliert, von den deutschen Vorarbeitern oftmals schikaniert und misshandelt, bei der geringsten Übertretung der drakonischen Reglementierungen ins KZ eingeliefert. Man sollte sie als das bezeichnen, was sie waren: Zwangsarbeiter*innen! Nicht weniger.

E. Ochel & A. Reinmarus