Happy New Year
oder
Frohes Noise

Handverlesen und präsentiert von The Oberbilker

Direkt zum Jahresanfang verwöhnt uns die Allstar-Band Wiegedood aus Gent in Belgien mit ihrem neuen Album There’s Always Blood At The End Of The Road! Der Wechsel zu dem Major-Label Century Media hat dem Sound der Band keinen Abbruch getan, eher umgekehrt. Die sehr gute Aufnahmequalität ist ein Wohlgefallen für die Ohren und der Black-Metal-Fan wird hier bestens bedient! Ich zitiere einfach den Hype-Sticker: „Visceral And Bleack Black Metal In It’s Purest And Destructive Form – A psychotic ride with synth, tape-recorders, hot club jazz and distressing samples“. Mehr muss ich dazu nicht sagen, denn die Mitglieder von Amenra, Oathbreaker und Rise And Fall wissen, was sie machen. Wenn ich in den Tag morgens um acht mit diesem Album starte, bin ich sofort wach und höchst motiviert. Veröffentlicht als Doppel-LP mit dynamischen 45 Umdrehungen pro Minute und einer Gravur auf Seite D

Weiter geht es mit den Mekons aus Leeds, UK. Die Punk-Heroen der End-1970-Jahre haben ihre Exquisite Files von 2020 endlich via Glitterbeat, dem Unterlabel von Glitterhouse, veröffentlicht. Die Aufnahmen wurden alle während der Pandemie getätigt. Die Post-Punk-Wurzeln der Band lassen sich nicht verleugnen, auch wenn bei den Mekons mittlerweile auch Folk-Elemente einfließen. Die Songs wurden von allen Bandmitgliedern einzeln eingespielt und das gesamte Album wird von der Band als „digitaler Kettenbrief“ bezeichnet. Die Frustration und die Einsamkeit aus dem Jahr 2020 spiegeln sich auch im Album wieder, musikalisch und textlich. Hört euch den Song „Nobody“ an!

Ende 2021 haben mir meine Nachbarn Stefan Schneider (TAL Music) und Miki Yui noch ihre neuen Veröffentlichungen reingereicht. Auf TAL ist das 1987er Kassetten-Album Accident In Heaven von Konrad Kraft wiederveröffentlicht worden. 1987 in einer Auflage von 50 Tapes erschienen, wird dieses Kleinod nun auf Schallplatte einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Es ist nicht so technoid wie das in der letzten TERZ besprochene Album Obtaal, sondern eher elektronisch aufgebaut. Konrad Kraft aka Detlef Funder hat auch hier wieder in seinem Studio Paraschall selber das Mastering übernommen, und das spricht wie gewohnt für die Qualität des Albums. Mein Favorit ist „Rhythm & Instinkt“.

Nun zu Miki Yui. Sie ist auf dem Hallow Ground Label Sampler Epiphanies vertreten. Hallow Ground ist ein in Luzern beheimatetes Schweizer Label und bezeichnet sich selber als Plattform, die Kunst und Musik zusammenführt. Label-Inhaber Reno Seeland eröffnet den Sampler mit dem Stück „Baldachin“, unterstützt wird er dabei vom Laya Ensemble. Und schon der Opener entführt in die Spielwelten der elektronischen Musik. Die Auswahl der internationalen Künstler*innen aus Japan, Holland, Schweden, Australien, England, den USA usw. trägt dazu bei, uns in die verschiedensten Klangwelten des Drone, Ambient und Experimentellen Sound zu führen. Das hervorragende Artwork mit silberfarbigem, laminiertem Klappcover trägt zum Gesamteindruckes des Werkes bei. Ein Sampler der Sonderklasse, der uns einlädt, sich tiefer mit dem Label Hallow Ground zu beschäftigen.

Weiter geht es mit Hauch Records aus Düsseldorf. Das kleine Label ist mir schon öfters mit seinen Veröffentlichungen aufgefallen, und letztens habe ich Label-Inhaber Paul-Christian Erntges bei Hitsville getroffen, er hatte seine neuesten Releases dabei. Vier Kassetten, fangen wir einfach von vorne in der Reihenfolge der Katalognummern an. HR018 – Ornroda mit dem Tape Schlauch. Acht Drone-, Ambient-, Krautelectronic-Tracks, die auch sehr gut als Soundtrack für einen Science-Fiction-Film passen würden und sich ineinander verschachtelt aufbauen, unterlegt mit einem satten Basslauf. HR019 von Rauten mit dem Album Mission. Auch hier acht Tracks, diesmal noch krautlastiger und dafür weniger Bass. Auch hier wunderschöne, dafür entspanntere Soundcollagen, die einen an andere und schönere Orte entführen. Copper Beach mit Rio, Me Rio hat die Katalognummer HR020 erhalten. Diesmal 6 Tracks, die eher dem Minimal-Bereich zugeordnet werden können. Bei Track 4 „Kreisliga Brutal“ (Kiss Remix) kommen sogar leichte Techno-Einflüsse zum Vorschein. Auch dieses Tape begeistert mich und macht beim Hören viel Freude! Die Katalognummer HR021 ist schließlich für Hügelmann und sein Tape Tiergarten reserviert. Jeweils ein Track pro Seite, beide aber über 15 Minuten lang. Und diesmal dann auch mit Gitarre, der Label-Bezeichnung Ambient & Krautrock kann ich mich nur anschließen. Beide Songs packen auch bei dieser Kassette zu und begeistern. Alle vier Tapes sind von Bob Humid gemastert und da musste selbst ich nachschauen, wer das ist. Bob Humid aka Robert Feuchtl ist geboren in Montevideo, Uruguay, aber hauptsächlich in Deutschland aufgewachsen und wohnt seit geraumer Zeit in Köln. Er ist DJ, Engineer, Autor unter anderem für das Sound & Recording Magazin, Redakteur für das Groove Magazin gewesen und vieles mehr. Alle vier Tapes sind hervorragend gemastert und klingen sehr gut, da sind keine Ausfälle dabei. Ja, ich bin doch sehr zufrieden mit den vier Blindeinkäufen. Alle vier Tapes sind in einer 50er Auflage erschienen, das als kleiner Tipp, haltet euch ran Leute. Die Arbeit von Bob Humid werde ich ebenfalls im Auge behalten, mal schauen was er noch so mastern & bearbeiten wird.

So, das war es für den Februar, das Oiro-Tape ist noch nicht veröffentlicht und kommt somit in die März-Ausgabe.

Euer Oberbilker