„Für eine rebellische Stadt“ – Demonstration in Düsseldorf

Nach einer dreijährigen coronabedingten Pause wollen wir am Vorabend zum 1. Mai wieder die Straßen zurückerobern und lautstark unser Recht auf Stadt einfordern!

Denn in den vergangenen Jahren ist viel passiert. Die Wände kamen in unseren oft viel zu kleinen Wohnungen im Lockdown immer näher und die Angst vor der Wohnungslosigkeit wurde für viele bittere Realität. Gleichzeitig stiegen die Immobilien- und Mietpreise durch Spekulationen in Rekordtempo. Dadurch müssen immer mehr Menschen aus Randbezirken oder Nachbarstädten pendeln. Doch auch die Preise für das Pendeln mit Bus und Bahn sind wieder gestiegen. So sind die Straßen immer noch voll mit Autos, die uns die Luft zum Atmen nehmen.

Wer darf hier wohnen?

An jeder Ecke entstehen teure Neubauprojekte, Hotels und Büroriegel und damit steigen die Immobilien- und Mietpreise. Die vorhandenen Wohnungen werden aufgekauft, modernisiert und die Kosten dafür auf die Mieten umgelegt. Zusätzlich wird dringend benötigter Wohnraum als Ferienwohnungen bei Airbnb angeboten. Agenturen vermarkten Wohnungen als überteuerte Mikroapartments oder „Co-Living-Spaces“. Wohnen ist längst zur Ware geworden, und wer nicht zahlen kann, wird verdrängt. So entsteht eine Stadt für Privilegierte und Zahlungskräftige – möglichst ohne Ecken und Kanten.

Um die wenigen barrierefreien und gleichzeitig erschwinglichen Wohnungen stehen Menschen mit Behinderung in massiver Konkurrenz zueinander. Nicht-weiße Menschen, Personen mit einem nicht als deutsch wahrgenommenem Namen oder Hartz-IV-Empfänger*innen werden systematisch diskriminiert und nicht selten bereits in den Inseraten kategorisch abgelehnt. Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen und Unterstützungsangeboten erschwert es besonders Frauen und jungen wie queeren Menschen, aus gewaltvollen Beziehungen zu fliehen. Wer erst einmal wohnungslos geworden ist, gehört in der Wohnraumlotterie oft langfristig zu den Verlierer*innen. In dieser reichen Stadt erfrieren Menschen auf der Straße, während die Stadt und Investor*innen schon das nächste Luxusquartier mit Schampus begießen.

Gibt’s noch Platz für uns?

Für Profite werden klaffende Löcher in unsere Stadt geschlagen, wo einst Kulturorte, Kneipen und nicht kommerzielle Freiräume waren. Solche Orte fallen immer öfter durchkalkulierten Investor*innenprojekten zum Opfer oder werden zu Gunsten von Bodenspekulation gnadenlos eingestampft – wie im Fall des alten Post Geländes hinter dem Hauptbahnhof. Seit die Zwischennutzung durch Kulturschaffende vor Jahren beendet wurde, starren wir in dieses riesige „Spekulationsloch“. Auch mit dem Abriss der Brause hatte der dortige Investor im Jahr 2019 den Versuch, die alte Tankstelle an der Bilker Allee unter Denkmalschutz zu stellen, eigenmächtig verhindert, in dem er einfach Tatsachen schaffte.

Selbst öffentliche Plätze werden zunehmend privatisiert. So wurde zuletzt ein erheblicher Teil des Worringer Platzes eingezäunt, um wohnungslose und drogenabhängige Menschen fernzuhalten, für die der Worringer Platz seit Jahren ihr letzter verbliebener Lebensmittelpunkt ist. Nun müssen sie sich auf der kleinen übrigen Fläche um die wenigen restlichen Sitzgelegenheiten drängen.

Es ist an der Zeit, der neoliberalen Stadtpolitik gemeinsam die Stirn zu bieten. Der profitorientierte und rücksichtslose Wohnungsmarkt interessiert sich nicht für ein Grundrecht auf Wohnen. Von der derzeitigen Stadtpolitik, die nicht für Düsseldorfer*innen, sondern für Investor*innen gemacht wird, erwarten wir ebenfalls nichts. Wir müssen die Zukunft unserer Stadt selbst in die Hand nehmen.

Lasst uns Verbündete werden und rebellieren für ein Recht auf Stadt! Gemeinsam können wir unsere Themen auf die politische Agenda setzten, Gegenentwürfe realisieren und Düsseldorf zu einem lebenswerten Ort für alle machen.

Agentur für urbane Unordnung

Heraus für eine rebellische Stadt!
30.04.2022 • 18 Uhr • Kiefernstraße

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