TERZ 12.22 – IDIOTOREAL
Was sind das für Zeiten, da die wahrsten Worte zur Lage von Industrie- und Handelskammern (IHK) stammen? „Wenn nicht über Frieden gesprochen wird, bleibt er schlicht unerreichbar. Es ist notwendig und zukunftsweisend, über Bedingungen des Friedens mindestens so intensiv zu sprechen wie über den Krieg“, heißt es in einer ganzseitigen, in der FAZ erschienenen Anzeige von vier IHKs aus dem Ostteil der Republik. Sogar den Philosophen Ludwig Wittgenstein mit seinem Satz „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“ bemühen sie für ihre friedenspolitische Mission. Der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch, der in diesem Monat den Heine-Preis der Stadt Düsseldorf erhält (S.8-9), würde eine solche Haltung sicher Defätismus nennen. Ob seine sonstigen Einlassungen „den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten“, wie es die Statuten der Auszeichnung verlangen, steht dahin, was die Jury aber offenbar nicht anfocht – Hauptsache Ukraine. Über allen Zweifel erhaben ist dagegen die aus Bautzen stammende Fotografin Evelyn Richter mit ihren Bildern von Sozialismus und Alltag (S.12-14). Kapitalismus und Alltag kommen sich im Moment vor allem beim Thema „Wohnen“ in die Quere, weshalb die TERZ auch diesen Monat darüber berichten muss (S.10-11).