#NichtMeinKirchentag

Die evangelische Kirche will sich ihren Kirchentag zur Hälfte fremdfinanzieren lassen. Dagegen erhebt sich jedoch Protest.

5,8 Millionen Euro will sich der Rat der Stadt Düsseldorf den Evangelischen Kirchentag 2027 kosten lassen. Gegen diesen Beschluss des Rates mobilisiert nun ein Bürgerbegehren, initiiert vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst, einer Regionalgruppe der Giordano Bruno Stiftung: Rund 15.000 Unterschriften sind notwendig, um den Ratsbeschluss zu stoppen.

Auch die Stadtverwaltung positioniert sich auf den Unterschriftenlisten und rechnet vor, dass der Stadt Düsseldorf Gewerbesteuereinnahmen in einer Größenordnung von bis zu 1.336.720 Euro entgehen (könnten). Diese „Gewinnprognose“ ist nun mehr als optimistisch und was ihre Berechnungsgrundlagen angeht, eher fragwürdig und wenig konsistent. Aber selbst wenn 1,3 Millionen Euro an Gewerbesteuer zurückfließen würden, bliebe ein Defizit von fast fünf Millionen Euro im stark gebeutelten Stadtsäckel.

Um ein Gefühl für die Größenordnung dieser Subventionierung des Kirchentages zu geben: fünf Millionen Euro sind mehr als die Hälfte des Betrages, mit dem der Düsseldorfer Kulturhaushalt kulturelle Initiativen und Kulturbetriebe der freien Szene – von Zakk bis FFT – jährlich fördert (institutionelle Förderung, jährliche Produktionsförderung, Mietkostenzuschuss).

Nur noch 15 Prozent der Düsseldorfer Bevölkerung sind in der evangelischen Kirche. Seit 2014 gehört die Mehrheit der Düsseldorfer keiner der beiden großen Religionsgemeinschaften mehr an. Laut einer aktuellen Umfrage des Religionsmonitors der Bertelsmann Stiftung tragen sich 25 Prozent der deutschen Kirchenmitglieder mit dem Gedanken herum, aus der Kirche auszutreten, 20 Prozent haben diesen Beschluss bereits fest gefasst. Bis 2027 dürften sich daher die Reihen weiter gelichtet haben.

Düsseldorf ist also auf dem besten Weg zu einer gottlosen Stadt, der Einfluss der Kirchen und ihre Zugriffe auf öffentliche Gelder scheint dagegen weiter ungebrochen. Die Kampagne „Das elfte Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst finanzieren“ ist allerdings sehr viel älter als die aktuelle Empörung über den Griff der Kirche ins Düsseldorfer Stadtsäckel. Schon seit dem Katholikentag 2014 in Regensburg macht eine Kunstaktion um David Farago auf die verfassungsrechtlich problematische Subventionierung kirchlicher Großereignisse aufmerksam. Ein nach einer Idee von Farago gestalteter Moses mit erhobenem Zeigefinger und einer steinernen Gesetzestafel des Elften Gebots tourt seitdem durch die Republik und macht nun Station in Düsseldorf.

Ricarda Hinz, federführend für den Düsseldorfer Aufklärungsdienst DA!, stellt pointiert fest: „Viele Menschen leben inzwischen bewusst religionsfrei, im Sinne von frei von Religion, denn sie können die religiösen Positionen beispielsweise zum Schwangerschaftsabbruch, zur Sterbehilfe-Debatte, zur Sexualität und zur Rechtsprechung nicht mehr teilen. Der gesellschaftsliberale, konfessionsfreie Teil der Bevölkerung kann darum nicht weiter regelmäßig dazu gezwungen werden, die PR-Veranstaltungen der Religionsgemeinschaften mitzufinanzieren … Die Mehrheit der Menschen möchte in einem weltanschaulich neutralen Staat leben, der keine einzelne Weltanschauung privilegiert. Es gibt zahlreiche kulturelle Akteur*innen, die mit Debatten, Vorträgen, Kunst und niederschwelligen Angeboten für die gesamte Stadtgesellschaft aufwarten. Sie verleihen der Stadt Düsseldorf ihr individuelles Gesicht, ihr ganz eigenes Profil und sind ein Spiegel dessen, was die Menschen bewegt und was sie bewegen wollen. Aber alle diese Initiativen, Vereine und Institutionen genießen nicht annähernd dasselbe Ausmaß an Privilegien, das die Stadt den Kirchen als religiösen Marktteilnehmern zubilligt.“

#NichtMeinKirchentag

Michael Flascha

Prognose zur Kostenverteilung des evangelischen Kirchentags 2027 in Düsseldorf in Millionen Euro

Gesamtkosten (geschätzt): 25,8
davon aus Steuermitteln: 13,8
Staatsquote: 53,5 %

Kirchentag selbst: 5,0
Stadt: 5,8
Land: 7,5
Bund: 0,5
Kirchen: 7,0

How to Act

Unterschriftenlisten für das Bürgerbegeren sowie Pressespiegel und Hinweise auf aktuelle Aktionen in Düsseldorf können hier heruntergeladen werden:
https://aufklaerungsdienst.de

An diesen Orten findest Du weiße Briefkästen mit Moses-Aufkleber, in die die unterschriebenen ‘Formulare’ eingeworfen können:

• Park-Kultur von D-Mitte
Oststraße 118, 40210 Düsseldorf
• Destille
Bilker Str. 46, 40213 Düsseldorf
• Kunstraum Kö 106
Königsallee 106, 40215 Düsseldorf
• Hinterhof - Linkes Zentrum
Corneliusstraße 108, 40215 Düsseldorf
• Kopier-Center-Süd
Himmelgeister Str. 63-65, 40223 Düsseldorf
• Tigges
Brunnenstr. 1, 40223 Düsseldorf
• zakk …
Fichtenstraße 40, 40233 Düsseldorf
• Büro Linksfraktion Düsseldorf
Luegallee 65, 40545 Düsseldorf, in der 5. Etage
Bitte vorher anrufen: 0211 8995123
• Trinkhalle Maslonka
Rheinstahlstr. 17, 40597 Düsseldorf

Natürlich geht der Rücklauf von Unterschriftenlisten auch per Post.

Mehr über die Giordano Bruno Stiftung:
https://giordano-bruno-stiftung.de

Mehr über die Kampagne gegen die Finanzierung von Kirchentagen
https://11tes-gebot.de