Unser tägliches Brot gib uns … heute!

Um 21 Prozent

sind die Preise der Nahrungsmittel im letzten Monat des Jahres 2022 gestiegen. Die Möglichkeiten, diese Preissteigerungen durch den Umstieg auf billigere Hausmarken der Supermärkte auszugleichen, sind für Geringverdiener*innen, die sich bisher ohnehin in diesem Segment bedienten, eher nicht gegeben: Gerade bei diesen Hausmarken waren die Preissteigerung überproportional.

8.000 Bedürftige

werden wöchentlich an den sechs Ausgabestellen der Düsseldorfer Tafeln mit ca. 16 Tonnen ausgemusterter Lebensmitteln aus Supermärkten und Bäckereien versorgt. Die Tendenz bei den Bedürftigen – nicht nur wegen der vielen Ukraine-Geflüchtete – im vergangenen Jahr war stark steigend. Die Lieferung der Supermärkte hingegen nimmt ab – auch hier wird schärfer kalkuliert und es werden zunehmend Lebensmittel kurz vor dem Ablauf des Haltbarkeitsdatums billiger abverkauft.

Die Idee der Tafeln ist, die Vernichtung von Lebensmitteln zu verhindern und mit dem Überschuss kostenlos Bedürftigen eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu ermöglichen. „Gerade im Bereich nicht so schnell verderblicher Grundnahrungsmittel sind wir nicht in der Lage, den steigenden Bedarf zu kompensieren, denn wir verfügen über keine finanziellen Mittel, hier zuzukaufen und sehen das auch nicht als unsere Aufgabe.“ sagt Eva Fischer, Pressesprecherin der Düsseldorfer Tafel.

40 Ehrenamtliche

kümmern sich jeden Montag bei der Tafel in Eller/Lierenfeld um die Organisation der Ausgabe von Lebensmittel an Bedürftige. Das heißt nicht nur Sortieren der angelieferten Waren und Aussortieren und Entsorgung von Verdorbenem. Ausgabetische müssen auf- und abgebaut werden, Berechtigungsnachweise müssen überprüft, Übersetzungsdienste für Geflüchtete müssen gestellt werden – und natürlich jede Menge Bürokratie und Organisation. Ein Mitarbeiter*innen der Diakonie assistiert mit einem Sozialberatungsangebot.

Im Jahr 2022 konnten so im zweiwöchentlichen Rhythmus ca. 660 Menschen versorgt werden, das waren 280 Haushalte mit durchschnittlich drei bis vier Kindern. Die Zahl der Bedürftigen ist bei dieser Ausgabestelle im Jahr 2022 um ca. 40 Prozent gestiegen, die Zahl der Neuanmeldungen musste pro Woche auf maximal fünf begrenzt werden.

Bis zu 1.600 Euro weniger

gab es im letzten Jahr für Hartz IV Empfänger*innen laut DGB-Berechnungen. Ein*e arbeitslose*r Alleinerziehende*r mit einem zehnjährigen Kind büßte demnach aufs Jahr gerechnet etwa 750,- Euro ein, ein*e Alleinstehende*r 470,- und ein Paar mit zwei Kindern im Alter von 14 und 16 Jahren etwa 1600,-. Sie rutschten damit de facto unter das Existenzminimum. Sie mussten einen großen Teil ihres Geldes für Lebensmittel ausgeben, deren Preise besonders stark gestiegen sind.

„You'll never walk alone“ – das galt für die Grundsicherungsempfänger*innen im vergangenen Jahr finanziell ganz sicher nicht, kritisiert DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel in Anspielung auf ein bekanntes Zitat von Olaf Scholz. 20,8 Prozent aller Kinder leben unterhalb der Armutsgrenze.

Rafie und Text: Michael Flascha