TERZ 02.23 – AM PRANGER
Ganz kritiklos ging die Verleihung des Düsseldorfer Friedenspreises an die hiesige Ortsgruppe von „Fridays for Future“ nicht über die Bühne.
Bereits seit 2002 verleihen das Düsseldorfer Friedensforum, die Düsseldorfer „pax christi“-Gruppe und die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsgegnerInnen (DFA-VK Düsseldorf) gemeinsam den Düsseldorfer Friedenspreis. Im Januar 2022 nominierten sie die Düsseldorfer Gruppe der „Fridays for Future“. Dann kam der Krieg. Zu diesem meldeten sich die Fridays mehrfach zu Wort. „Wir sind solidarisch mit der Ukraine. Putin hat kein Recht, ein freies, unabhängiges Land, wie die Ukraine anzugreifen und so wahllos Zivilist*innen zu töten. Wir sind solidarisch und deshalb müssen wir auch schnellstmöglich unabhängig werden von russischem Gas“, hieß es einmal. Und ein weiterer Facebook-Post endete mit „Ruhm der Ukraine! den Helden Ruhm“ – der Losung der „Organisation ukrainischer Nationalisten“ (OUN) um Stepan Bandera, die im Zweiten Weltkrieg mit den NS-Truppen kollaborierte und Massaker an Juden und Polen beging.
Bei der Preisverleihung am 2. September im Maxhaus wies einer der Laudatoren, Hermann Kopp vom Friedensforum, auf diesen geschichtlichen Hintergrund hin, was einige als unpassend empfanden. Die Fridays zeigten sich verblüfft über die historischen Zusammenhänge, löschten später aber den Facebook-Eintrag.
Eine anwesende Ukrainerin bezeichnete den Slogan indes als eine in der Alltagssprache weit verbreitete formelhafte Wendung ohne besondere Bedeutung. Er ist im Zuge der Maidan-Proteste von 2013/14 wirklich weit in den allgemeinen ukrainischen Sprachgebrauch eingesickert, ohne dass sich alle Menschen seiner Bedeutung bewusst waren, was es nicht besser macht. Sogar auf den Maidans im Osten des Landes fand der Spruch Verbreitung, wie der aktuelle Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, Serhij Zhadan, schreibt. Er hörte ihn in Charkiw nicht zuletzt aus den Mündern von Student*innen und Künstler*innen. „Von Zeit zu Zeit rufen sie ‚Ruhm der Ukraine – Ruhm den Helden’. Diese ‚Bandera-Parole’ war im ukrainischen Osten früher höchstens von den Ultras zu hören (...) Nun hat also die liberale Charkiwer Intelligenzija die Parolen in ihr Repertoire aufgenommen“, konstatiert er in seinem Beitrag für das Buch „Euromaidan“: „In den nächsten drei Monaten werden die Losungen Ruhm der Ukraine und Weg mit der Bande (Hervorhebungen im Original) so etwas wie liturgische Teile eines kirchlichen Hochamts.“
In den Genuss eines solchen Hochamts kommt regelmäßig auch Stepan Bandera selber. Zu seinem Geburtstag am 1. Januar finden vor allem im Westen des Landes Fackelmärsche, Paraden und Gedenkfeiern statt. Das alles macht freilich aus einem Angriffskrieg noch keine antifaschistische Aktion. Überdies gibt es trotz aller bedenklichen Tendenzen keine Dominanz rechten Denkens in der Ukraine. Bei der letzten Parlamentswahl im Jahr 2019 erhielt die „Radikale Partei von Oleh Ljaschko“ lediglich 4,1 Prozent der Stimmen und ein rechtsextremes Parteien-Bündnis von „Swoboda“, „Rechtem Sektor“ und anderen Organisationen 2,15 Prozent.