TERZ 04.23 – LAUSIGE ZEITEN
Auch zur diesjährigen Hauptversammlung am 28. April ist der Leverkusener Multi wieder ins World Wide Web geflüchtet, um sich nicht direkt mit den Konzern-Kritiker*innen konfrontieren zu müssen. Aber die Coordination gegen BAYER-Gefahren zeigt mit einer Kundgebung vor der Sendezentrale trotzdem Präsenz und schaltet sich zudem mit Rede-Beiträgen zur Online-HV zu, um Themen wie „Glyphosat“, „Gentechnik“, „Extrem-Lobbyismus“ und „CO2-Ausstoß“ auf die Tagesordnung zu setzen.
Die in der Gründung begriffene „Initiative Paul-Tarnow-Straße n.e.V.“ (Formalitäten auf das Notwendigste beschränkt) sucht noch Unterstützer*innen der Idee und/oder der Realisierung. Eine Kooperation mit den Naturfreund*innen Düsseldorf ist bereits vereinbart. Kontakt: p_t_initiative[at]proton.me "
Paul Tarnow war ein Esperantist, der sich im Nationalsozialismus trotz 5 Monaten Gestapohaft widerständig verhielt. Eine Biografie ist im „Düsseldorfer Jahrbuch“ 2015 erschienen.
Am 6. März hat der Rat der Stadt Wuppertal im „Zielbeschluss Moschee an der Gathe“ dem Bauvorhaben einer Moschee der lokalen DITB-Gemeinde zugestimmt. Das Bündnis „Gathe für alle!“ (siehe TERZ 03/2023) kündigt ein Bürgerbegehren an:
„Mit dem Bürgerbegehren und anschließendem Bürgerentscheid möchten wir das DITIB-Projekt an der Gathe stoppen. Wir lassen nicht zu, dass das Autonome Zentrum, das im April 2023 das 50-jährige Bestehen selbstverwalter Zentren in Wuppertal feiern kann, ausgerechnet für eine DITIB-Moschee und für weitere DITIB-Einrichtungen abgerissen werden soll. Es ist längst überfällig, dass wir von links den Einfluss des Erdoğan-Regimes in Wuppertal entschiedener bekämpfen. Wir freuen uns auf viele Unterstützer*innen. Wir überlassen der DITIB nicht die Gathe!
Das AZ bleibt an der Gathe! Bündnis „Gathe für alle! Gegen die #DITIBisierung und #Erdoğanisierung der Welt“ Kontakt: gathe-fuer-alle[at]riseup[dot]net
50 Jahre Kampf um autonome, selbstverwaltete Zentren in Wuppertal sind erst der Anfang! Das Autonome Zentrum bleibt an der Gathe!
Am 28. April werden wir tanzend und kämpfend die Straßen Wuppertals beleben. Der Auftaktsort für unsere galaktische Kampf-Tanz-Demonstration ist um 20 Uhr auf dem Neumarkt/Kerstenplatz in der Innenstadt von Wuppertal-Elberfeld. Von dort aus ziehen wir zum Autonomen Zentrum an der Gathe. Dort wird noch die ganze Nacht getanzt und gefeiert!
Auch am 29. und 30.April laden wir alle in das Autonome Zentrum ein! Am Samstag sorgen die Eimerpunx und Contraataque für ordentlich was auf die Socken, und am Sonntag kümmern sich die RASH Skins um einen gebührenden Ausklang, so dass wir am 1. Mai alle bereit sind für das autonome Straßenfest, das sich ab 14 Uhr auf der Gathe erstrecken wird! Im Anschluss an das Straßenfest auf der Gathe ziehen wir ab 16 Uhr gemeinsam zum traditionellen Fest auf den Schusterplatz.
Autonome und Selbstverwaltete Zentren sind immer in Gefahr, von Stadt, Staat und Kapital platt gemacht zu werden. Aber 50 Jahre Kämpfe um diese zeigen, dass sich die Stadt Wuppertal ordentlich verrechnet hat, wenn sie glaubt, dass wir die Gathe ohne einen infernalischen Kampf verlassen werden. Die peinliche und provinzielle Arroganz der Machthabenden zeigt sich in der lockeren Frechheit seitens der Stadt und der DITIB, das AZ mal eben so wegzuplanen und noch nicht einmal ein im Ansatz angemessenes Ersatzobjekt anbieten zu können.
Wir haben in den letzten Wochen, Monaten und Jahren ausführlich begründet, warum wir das DITIB-Projekt an der Gathe entschieden ablehnen. Hier noch einmal ganz kurz und deutlich: Wir lehnen keine Moschee ab. Wir gönnen allen, die ein Gotteshaus wünschen ihr Gotteshaus, auch wenn wir nicht denken, dass Gottheiten existieren. Wir lehnen die DITIB ab, weil sie ganz unzweifelhaft der verlängerte Arm des Erdoğan-Regimes ist und in dieser Funktion für alle gefährlich ist, die Verbindungen in die Türkei haben und nicht in das zutiefst reaktionäre, patriarchale und nationale Chauvinist*innen Weltbild der AKP und MHP passen.
Die Ordnung rüttelt mit aller Gewalt an ihren eigenen Grundfesten – legen wir auch Hand an?
Es türmen sich die Verwerfungen und Kämpfe auf, überall knackt es im Gebälk, an manchen Orten lodert und brennt es bereits. Meist geht es nicht unbedingt nach vorne ins Bessere, in das Schöne und Gute, sondern allzu oft nach hinten los in das Brutale und Gemeine; auch wenn es oft ultra-progressiv und natürlich technisch smart daherkommt. Es geht überall ab! Überall? Nein, auf einem kleine stinkreichen Flecken Erde ist Ruhe und Frieden und Selbstherrlichkeit in Ewigkeit. Amen? Aber, mit uns gibt es keine Ruhe und keinen Frieden mit diesen Verhältnissen! Uns fällt immer noch was ein, für uns ist noch lange nicht Schluss!
Denn es kann nicht mehr wegignoriert werden!
Rassistische Morde, queer- und frauenfeindliche Morde (Femizide), Bullenmorde, der Klimakollaps, Artensterben, tödliche Abschottung an den Außengrenzen, Krieg in der Ukraine, brutale Angriffe auf Rojava, heftige soziale Angriffe auf die, die arbeiten, auf die ohne Job, die Jungen, die Alten,… Auch hier wird das Leben härter, gemeiner. Aber es tut sich wenig (noch?). Doch ab und an tut sich was. Es wird gestreikt, sogar mit halbwegs angemessenen Lohnforderungen, hier und da kracht es in der Republik (unentwegt und verwegen), an dieser und jener Ecke gibt es Essen für alle, Versuche von Protest und Diskussionen. Hartnäckige Initiativen hören nicht auf, den alltäglichen Bullenterror auf unseren Straßen zu benennen und zu verurteilen. Die Räumung von Lützerath konnte nicht verhindert werden, aber sie wird nicht einfach hingenommen und es gibt einen breit getragenen offensiven Widerstand. Und auch im schönen Tal der Wupper kämpft das autonome Zentrum weiter! Gegen Erdoğans Schergen, für das AZ an der Gathe, für eine Gathe für alle!
Dann nennt uns halt Träumer*innen, aber wir haben immer noch nicht aufgehört zu glauben, dass das gute Leben für alle möglich ist, dass es eine Welt ohne Chef*innen, Henker*innen und Bull*innen geben kann. Dass die Welt nicht ein vom Klimawandel zerstörter düsterer Ort werden muss, sondern trotz der unausweichlichen (klimatischen) Verwerfungen ein noch viel liebens- und lebenswerterer Ort werden kann!
Also dann die Soziale Revolution immer im Herzen auf in den Kampf! Denn wir sind dem Leben auf der Spur…
AZ Wuppertal
Mehr Infos: https://az-wuppertal.de
Egal, wie sehr wir uns an unseren alten Mietverträgen festkrallen, uns in WGs stapeln, die Heizung runterdrehen, Hochbetten in Wohnzimmer bauen und im Supermarkt nur noch die Eigenmarken kaufen – die Mieten steigen und steigen und wir können uns das Leben immer weniger leisten. 15 Euro pro Quadratmeter bei Neuvermietung ist der neue Standard und jedes Neubauprojekt verschärft die Lage nur noch weiter.
Wünsche, wie ein Zimmer fürs Kind, trockene Wände oder ein bisschen Beinfreiheit werden zum Luxusgut. Wer in Düsseldorf nach einer neuen Wohnung sucht kann eigentlich gleich auch im entfernteren Umland suchen.
Das Geld ist einfach alle. Wir schuften den halben Monat für die Miete und die andere Hälfte für die Heizkosten. Der Rest kommt mit ein bisschen Glück vom Ersparten, als Kredit von der Bank oder von Oma.
Pech für uns - Glück für die anderen. Denn nicht bei allen ist Untergangsstimmung angesagt. Das Spiel mit der Krise ist seit langem bekannt und nennt sich Inwertsetzung. Nach kapitalistischer Logik werden Wohnraum und Grundstücke als Ware vermarktet. Seit 2011 haben die Preissteigerungen deutsche Immobilienbesitzer*innen und Aktionär*innen um knapp 3 Billionen Euro reicher gemacht. Auch während der letzten Krisenjahre wurde durch große Immobilienkonzerne wie Vonovia weiterhin ordentlich abkassiert.
Und wenn sich aus den Mieter*innen nichts mehr rauspressen lässt für Dividenden, soll halt der Staat aushelfen. Mit dem sogenannten Wohngeld, ohne das viele Menschen ihre Miete längst gar nicht mehr bezahlen könnten, fließt dann auch noch Steuergeld direkt in die Taschen fröhlicher Aktionär*innen. Denn weil es so absurd erscheint, Vermieter*innen auch nur den kleinsten Teil ihrer opulenten Gewinne abzusprechen, subventioniert der Staat diese so auch noch und schaut ansonsten entspannt zu während Indexmieten, Energiekosten und Inflation immer mehr Menschen in die Verzweiflung treiben.
Und diese Verzweiflung wird jeden Tag größer. Während immer mehr Menschen in kalten Wohnungen hausen, sich von Billigware ernähren oder von der Tafel abhängig sind und unsere Schulen, Unis und Schwimmbäder runter gekühlt oder gleich ganz geschlossen werden, lebt es sich am beheizten Privatpool nach wie vor ganz komfortabel.
Aber es reicht.
Es reicht an halbherzigen Versprechen der Entlastung, während Konzernbesitzer*innen oder Aktionär*innen durch die Krisen Milliardengewinne einfahren.
Es ist pure Dekadenz von Gratis-Mentalität zu sprechen und an veralteten Strukturen von Verkehrsverbünden festzuhalten, wenn andere schlicht und ergreifend um ihr Recht auf Teilhabe und Mobilität kämpfen.
Es reicht. Es reicht, denn es handelt sich nicht um Einzelschicksale, wenn Menschen im hohen Alter in stille Armut fallen und migrantisierte Menschen an den Rand des städtischen Lebens gedrängt werden, sondern um einen Teil des Systems.
Wir wollen den Spieß umdrehen - ein Leben ohne Existenzangst für alle!
Wir wollen wohnen, leben, feiern und nicht mehr (nur für Miete und Lebenserhaltung) lohnarbeiten!
Wir wollen Platz für unsere Kinder, Platz für unsere Hobbys und kulturelle Freiräume! Wir wollen Platz für uns!
Und zwar wo es uns gefällt, und nicht nur wo wir per Zufall noch einen bezahlbaren Quadratmeter finden konnten.
Wir gehen nicht in Deckung, wir ziehen uns nicht zurück!
Wir warten nicht auf die Rettung von Stadt und Staat, die uns versprechen, dass das schon alles wird, wenn wir nur zusammen rücken.
Wir gehen auf die Straße, wir zeigen was wir wollen!
Die Stadt geht unter: Es mobilisiere sich wer kann.
Für eine rebellische Stadt!