Verkehrswende mit der CDU?

Radfahrhauptstadt, Klimahauptstadt NRWs – dazu möchte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) Düsseldorf machen. Das klingt nach Kehrtwende. Historisch auch jüngst die Empfehlung der Bezirksvertretung 04, auf der Luegallee in Oberkassel einen Verkehrsversuch zu starten.

Nur noch eine Spur für den Autoverkehr mit Tempo 30 und – man höre und staune – einen breiten Radweg auf der Fahrbahn in beiden Richtungen. Das alles wird am 22. März mit überwältigender Mehrheit und den Stimmen der CDU durchgewunken. Es gibt nur einen Abweichler bei der CDU, und – wie nicht anders zu erwarten – zwei Gegenstimmen der FDP.

Wir erinnern uns: Es gab schon einmal einen Radweg auf der Luegallee. Vor 24 Jahren war es eine der ersten Amtshandlungen von Oberbürgermeister Joachim Erwin, diesen Radweg medienwirksam eigenhändig auszuradieren.

Dass der Sinneswandel der CDU möglicherweise auf tönernen Füßen steht, zeigt ihr Kreisparteitag am Vortag dieses Beschlusses. Hier rumort es gewaltig. Unter großem Beifall zeigt sich Landtagsabgeordnete Angela Erwin fest entschlossen, das Erbe ihres Vaters zu verteidigen: Fahrräder gehören nicht auf die Luegallee – bestenfalls in die Seitenstraßen.

Der Drops „Verkehrswende mit der CDU“ ist also keineswegs gelutscht. Es ist hier mit massiven Widerständen aus den eigenen Reihen zu rechnen.

„Wenn der Versuch nicht funktioniert, kommt der Radweg wieder weg“, erklärt Bezirksbürgermeister Rolf Tups (CDU) schon einmal vorsichtshalber. Ein Verkehrsversuch als Einstieg in den Wiederausstieg?

Nicht ganz unberechtigt befürchten die Anwohner­*in­nen der parallel zur Luegallee verlaufenden Düsseldorfer Straße, dass sich der Verkehr auf diese Route ohne Geschwindigkeitsbegrenzung verlagert, und fordern ihrerseits Tempo 30 für diese Ausweichstrecke.

Es wird weitere Interventio­nen der Stadtgesellschaft erfordern, um den Flickenteppich von Tempo-30-Regelungen in ganz Düsseldorf zu einem geschlossenen Konzept zu verdichten.

Diesem Ziel hat sich das sehr breit aufgestellte Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf verschrieben, das nun zum Start seiner geplanten Kampagne „Tempo runter, Leben rauf!“ an die Öffentlichkeit tritt.

Welche Vorteile hat Tempo 30 in der Stadt? Wie könnte ein Verkehrsversuch aussehen? Welche Aktionen sind dafür möglich?

Zu Diskussion dieser Fragen in der Christuskirche am Freitag dem 21. April um 18:00 Uhr haben hochkarätige Referenten ihre Teilnahme zugesagt: Der Düsseldorfer Verkehrs- und Umweltdezernent Jochen Kral, Leiter des Verkehrsbereichs im Wuppertal-Institut, der Leiter des Verkehrsbereichs des Wuppertal-Instituts Thorsten Koska und per Videoschalte der Brüsseler Verkehrsexperte Mathieu Strale, der über das Brüsseler Ringmodell berichten wird.

Michael Flascha

Tempo runter – Leben rauf!

Fr. 21.04.2023, 18:00 Uhr, Christuskirche Kruppstraße 11 (Nähe Oberbilker Markt)

Zum Start einer Kampagne des Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf

Die sehr gut sortierte und laufend aktualisierte Internetseite https://mobilitaetswende-duesseldorf.de informiert zeitnah über das, was sich im Umfeld der Verkehrswende tut und liefert umfassende Materialien und Analysen.