MayWeOccupy

Hörsaal-Besetzung an der HHU

An der HHU haben Aktivisti der Gruppe „End Fossil – Occupy!“ Anfang Mai einen Hörsaal besetzt.

„Besetzt“ zeigte ein Banner im Hörsaal 3D der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in der Woche vom 8. Mai, davor die Schlafsäcke der Aktivist*innen, die den Hörsaal, im Rahmen der Aktion #Mayweoccupy besetzt haben. Die Dringlichkeit des Ausstiegs aus den fossilen Energien sollte damit auch an der Uni zu einem Thema gemacht werden. Dazu richteten sie weitere Forderungen an die Universitätsleitung: Neben der Forderung nach einem Schuldenschnitt für den globalen Süden und einem Tarifvertrag für studentische Beschäftigte, forderten die Besetzter*innen, konsequenter gegen rechte Strukturen auf dem Campus vorzugehen und die Tierversuche an der Uni zu stoppen.

Die Klimabewegung will mit disruptiveren Aktionen dem Kapitalismus stärker entgegentreten. Schon jetzt entzieht die Klimakrise unzähligen Menschen die Lebensgrundlage. Währenddessen machen fossile Energiekonzerne Rekordgewinne. Ein Wirtschaftssystem, dass unsere Umwelt zerstört und unter dem die große Mehrheit für den Vorteil einiger Weniger leiden muss, lässt sich nicht mehr reformieren. „End Fossil“ kämpft mit Besetzungen von Schulen und Universitäten weltweit dafür, den fossilen Kapitalismus zu überwinden.

Mit dem Ziel, die fossile Wirtschaft zu beenden und für eine gerechtere Welt für alle zu kämpfen, fordert das Bündnis einen Schuldenschnitt für den globalen Süden sowie die Vergesellschaftung der Energieproduktion. Diesen Mai initiierte End Fossil eine zweite globale Besetzungswelle, den „May of Occupations“, bei dem in Afrika und Europa über 60 Institutionen besetzt wurden.

Auch die HHU in Düsseldorf wurde durch eine Besetzung von End Fossil fünf Tage lang auf den Kopf gestellt. Am Montag, den 8. Mai, eröffnete eine etwa 10-köpfige Gruppe von Aktivist*innen die Besetzung und lud alle ein, beim Plenum über die Forderungen und das weitere Vorgehen mitdiskutieren und sich so der Besetzung anzuschließen. Regelmäßig stießen Studierende sowie Mitarbeiter*innen der Universität dazu, um über Sachfragen und die Aktionsform zu diskutieren. Viele Menschen zeigten sich solidarisch mit den Besetzenden, die teilweise jeden Tag der Woche im Hörsaal übernachteten. Außerdem verschönerte die ethecon (Stiftung für Ethik und Ökonomie) den besetzten Hörsaal mit ihrem „Dead Planet Award“, einem Schmähpreis, den sie RWE ausgestellt hatten.

Statt regulären Vorlesungen nutzten die Besetzer*innen die Gelegenheit, um mit Professor*innen und Studierenden über die Probleme unseres Wirtschaftssystems und den Klimawandel zu diskutieren und veranstalteten auch ihr eigenes Programm. Neben den Students for Future kamen auch Referent*innen von „Debt for Climate“ vorbei und die Aktivist*innen veranstalteten eigene Workshops. Im Plenum wurden gemeinsam Forderungen formuliert, die an die Universität gerichtet waren. In einer offenen Diskussion mit den Besetzer*innen wurden Vertreter*innen der HHU damit konfrontiert, zeigten aber wenig Handlungsbereitschaft, heißt es von den Aktivist*innen. Während die leicht umzusetzende Forderung nach mehr Biodiversität auf dem Campus auf Zuspruch von Seiten der Uni stieß, wurde bei anderen Punkten zugemacht. „Von rechten Burschenschaften an der Uni wollten sie nichts gewusst haben und ihre Strategie beim Klimaschutz scheint noch immer zu sein, diesen zur individuellen Verantwortung von Studierenden zu machen“, hieß es nach der Diskussion. Neben den offiziellen Stellen der Uni, gerieten die Aktivist*innen auch mit dem Leiter der Tierversuchsklinik der Uni aneinander, der sich an ihrer Forderung, Tierversuche zu beenden, störte.

End Fossil will den Austausch mit der Universität noch nicht beenden und weiter über ihre Forderungen sprechen und selbstverwaltete Räume – wie es der Hörsaal für eine Woche war – weiter ausbauen. Die Besetzer*innen – darunter auch viele Studierende der HHU – wünschen sich, dass die Universität wieder zu einem politischen Raum wird, der Platz für Austausch, Diskussionen und Selbstorganisation bietet. „We will be back“ schreiben die Aktivist*innen zur Verabschiedung auf die Tafeln des Hörsaals.

Christina Schiffmann und Maximilian Kisters