Arbeitskampf in der Wissenschaft:

Jetzt oder nie

Die Initiative TVStud, die in der Tarifrunde der Länder (TdL) einen Tarifvertrag für Studentische Hilfskräfte (SHKs) verhandeln will, hat ihren Weg auch an die Düsseldorfer Uni gefunden. Auch die Bundestarifkommission hat dafür gestimmt, die Verhandlungen aufzunehmen, das letzte Problem jedoch: Die TdL blockiert. Damit richten sich einige der verhandelnden Länder – darunter NRW – gegen ihre Koalitionsverträge, in denen Gesprächsbereitschaft oder Befürwortung für einen TVStud geschrieben stehen. Damit hat es sich jetzt aber nicht getan, denn die Bewegung hat mehr Aufwind als je zuvor.

In den vier Wochen vor der Entscheidung der TdL haben sich mehr als 1.000 Kolleg*innen organisiert und der Bewegung angeschlossen. Seit Monaten läuft die aktuelle TVStud-Kampagne. An den Instituten vernetzen sich SHKs, um gemeinsam den Tarifvertrag zu erstreiten.

SHKs arbeiten im Regelfall knapp über dem Mindestlohn und haben wenig Mitspracherecht, was ihre Verträge angeht. Oft werden ihre Stunden ohne ihr Wissen gekürzt, auf die Arbeitszeit wirkt sich das oft nicht aus. Eine Studie der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ergab unter anderem, dass 17 Prozent schon einmal ohne Arbeitsvertrag und 16 Prozent ohne Lohnfortzahlungen weiter gearbeitet haben. Ihre Beschwerden gegen die Arbeitsbedingungen wurden mit Versprechen auf eine aussichtsreiche Zukunft abgetan, und die Ausbeutung geht munter weiter. Nun haben sie genug, beginnen sich zu vernetzen und tun etwas dagegen.

Die Organisierung der Arbeit­nehmer*innen an der Uni gestaltet sich – aufgrund der Undurchsichtigkeit des wissenschaftlichen Apparates – schwierig, daher eine kurze Einführung in die verschiedenen Rollen an Instituten: Die Professor*innen bilden die oberste Klasse und genießen unbefristete Verträge und bessere Bezahlung als die Klasse darunter: Privatdozierende und unbefristet angestellte PostDocs – Wissenschaftler*innen, die bereits promoviert haben und nun an der Universität forschen und lehren können. Ein Zustand, von dem die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen – die sich unter #IchbinHanna zusammengeschlossen haben – nur träumen können.Wegen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes hängen sie vor und nach ihrer Promotion in Kettenbefristungen, werden schlecht bezahlt und haben wenig Aussicht auf langfristige Anstellungen. Das Ende der Kette bilden studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte, die am Institut knapp über dem Mindestlohn Manuskripte überarbeiten, Lehrstunden vorbereiten und die Büros am Laufen halten.

Die letzteren beiden Gruppen schließen sich unter anderem an der HHU zusammen. Dafür fanden im Rahmen der Aktionswoche Wissenschaft von GEW und Ver.di einige Plakataktionen am Campus statt, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.

Auf Einladungen des Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) kamen Vertreter*innen von beiden Initiativen im Juni zu einer Podiumsdiskussion zusammen. Ann-Kathrin Hoffmann (die für die bundesweite TVStud-Initiative verantwortlich ist) und Bernadett Stolle (die sich als Sozialwissenschaftlerin und Geschäftsführerin der Landespersonalrätekonferenz schon lange mit dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz auseinander­setzt) diskutierten mit den Gästen über Arbeitsbedingungen und Perspektiven.

Um jetzt weiter Druck auf die Tarifrunde der Länder auszuüben, geht es direkt mit den nächsten Aktionen weiter: Am Donnerstag, 6. Juli um 10:30 Uhr veranstaltet TVStud – gemeinsam mit anderen bundesweiten und lokalen Bündnissen – eine Kundgebung vor dem Finanzministerium und dem Arbeitgeberverband, die sich nicht nur geographisch sehr nahe sind (Jägerhofstraße 6). Gemäß ihrer Satzung ist der Finanzminister von NRW auch Teil des Vorstands des Arbeitgeberverbandes des Landes Nordrhein-Westfalen. Wir lassen uns nicht vertrösten und zeigen, dass wir da sind und das wir uns von der Koalition aus Grünen und CDU nicht hinters Licht führen lassen. Wir gehen gemeinsam auf die Straße und erinnern die Herrschenden an das, was sie versprochen haben.

Maxi