TERZ 12.23 – HOT SPOTS
Steht bei dir zu Hause auch neben einem kleinen Abfallbehälter ein großer für „gelben Müll“? Papier und Glas dann auch noch vielleicht in alten Taschen zum Wegbringen? Der „gelbe Müll“ ist meistens zuerst voll, oder?
Ein zu 100 Prozent müllfreies Leben ist in unserer Gesellschaft nur schwer zu realisieren. Im Web gibt es unzählige Beiträge zur „Zero Waste“-Umsetzung. Auf entsorgo.de wird von einer Rosenheimer Familie berichtet, die ein Jahr lang versucht hat, keinen Müll zu produzieren. Es ist kein Ding der Unmöglichkeit, so das Resümee der Familie, wenn es auch aufwendig ist und viel Disziplin verlangt.
Aber fangen wir doch erstmal damit an, deutlich weniger Müll im Eimer zu haben! Schon beim Planen der Einkäufe und deren Durchführung können wir umschwenken. Zum Beispiel durch den Kauf von losen, also verpackungsfreien Lebensmitteln wie Obst und Gemüse oder Hygiene-Artikel. Möglich ist das in einem Unverpackt-Laden. Hiervon eröffneten in Düsseldorf 2018 gleich drei Geschäfte: Flinse in Flingern, dann Pure Note in Bilk und schließlich in Düsseltal „Unverpackt in Düsseldorf“.
Toll, sagen viele, wenn sie von „unverpackt Einkaufen“ hören, aber wirklich nutzen? Dauerhaft? Von den drei Läden ist inzwischen nur noch Pure Note auf der Brunnenstraße übriggeblieben. Der familiengeführte Laden hat allerdings ein zweites Standbein: die Gastronomie. Dieses Gesamtkonzept hat es Familie Clemens ermöglicht, trotz der Krisen der letzten Jahre ihr Geschäft zu halten. Aber besonders die zunehmenden Belastungen vieler Menschen durch Inflation, stark gestiegene Energiekosten und andere Sparzwänge bringen das Konzept „Unverpackt“ an bedrohliche Grenzen. Überhaupt wird es für inhabergeführte Läden zunehmend problematischer zu überleben, steigende Mietpreise tun ein Übriges.
Dem versucht Pure Note durch eine Misch-Kalkulation aus Unverpackt-Laden, Restaurant und Kulturort zu begegnen. Eingekauft wird, indem man/frau eigene Behälter (Glas, Dose, Beutel o.ä.) mitbringt, deren Leergewicht ermittelt und dann das gewünschte Produkt (wie Reis, Pasta, Müsli-Zutaten) eingefüllt – und zwar nur die benötigte Menge! Toll, endlich kann z.B. eine Zutat zu einem Gericht, das nicht so häufig gekocht wird, auch in kleiner Menge gekauft werden. Klaro kann man/frau auch auf Vorrat abfüllen. An der Kasse wird dann das Gewicht des Behälters vom Gesamtgewicht abgezogen, also nur der Inhalt bezahlt. Frisches Obst und Gemüse wird ebenso lose verkauft wie Hygieneartikel. Im Sortiment sind außerdem Haushalts- und andere Non-Food-Waren, insgesamt über 800 Artikel. Die Lebensmittel werden von einem Bio-Großhandel bezogen, der wiederum möglichst regional und saisonal einkauft. Alle Lebensmittel haben Bio-Qualität, ausschließlich vegan. Pure Note hat keine Bio-Zertifizierung, zu aufwändig, sagt Inhaber Marcel Clemens. Dabei ist auch das gesamte Angebot im Gastro-Bereich bio. Brot bezieht Pure Note von der Bio-Bäckerei Hercules aus Düsseldorf, Kaffee von KaffeeReich vom Düsseldorfer Carlsplatz.
Drei Köchinnen bereiten die Gerichte zu, die im Restaurant serviert werden. Obst, Gemüse und andere Lebensmittel aus dem Laden werden hier verwendet, alles Frische, was nicht verkauft wird, landet in der Pure-Note-Küche. Auswählen kann man/frau u.a. aus einer Wochenkarte. Damit nichts weggeschmissen werden muss, ist eine sorgfältige Kalkulation nötig. Übriggebliebenes wird über To Good To Go verkauft; die kleinen Restmengen aus dem Restaurant kommen zweimal pro Woche über Foodsharing auf den Tisch.
Alle Gerichte gibt es auch zum Mitnehmen, Eintöpfe können im Mehrwegglas gekauft werden.
Von lecker belegten Broten und Suppen über Pasta und Salaten bis zu köstlichen Wraps reicht das Angebot. Waffeln, Kuchen und den besagten Kaffee gibt‘s dann auch noch.
Die unermüdliche Arbeit von Familie Clemens hört bei Laden und Restaurant nicht auf, soziales Engagement gehört zum Gesamtkonzept. Kindergarten- und Schulkinder werden mit Müllvermeidung vertraut gemacht, Müllsammelaktionen, Unterstützung von Umweltschutz und sozialen Projekten und gegen Mietwucher, Sammlungen für den Gute-Nacht-Bus, sogar Kleidertausch-Partys stehen ab und zu auf dem Programm.
Auch kulturell ist einiges los in der Puren Note: Lesungen unter dem Motto „Wart mal kurz“ und momentan Female Fall-Events (Musik von Frauen); ein Blick auf die Pure Note-Homepage lohnt sich. Während der Events kann natürlich gespeist und leckerer Bio-Wein genossen werden, der Eintritt zu den Events ist frei gegen eine Hutspende für die Künstler*innen.
Da ja erstaunlicherweise mal wieder Weihnachten naht, sei noch der „Pure Note“-Weihnachtsmarkt erwähnt, Termine im Dezember: 2. und 9.12., jeweils 15-22 Uhr im Hof und vor dem Laden auf der Brunnenstraße 30. Ach ja: Es gibt auch „Pure Note“-Geschenkgutscheine.
Die Kooperation mit dem am 21.11. nach aufwändiger Renovierung wiedereröffneten Metropol-Kino wird selbstverständlich auch fortgesetzt, ein Drei-Gänge-Menü und anschließend ein Film = Kino à la carte.
Christine