TERZ 03.24 – §§ VS. ANTIFA
Die Rote Hilfe wird dieses Jahr 100 Jahre alt und feiert ihr Jubiläum gebührend – eine Ausstellung, Publikationen und zahlreiche Veranstaltungen werden 2024 schmücken. Zum Auftakt fand am 10. Februar in Hamburg eine Gala im Millerntor statt. Im Programm folgte ein Highlight dem nächsten. Neben kraftvoll-feministischer Musik (Finna und Bernadette La Hengst) und bitterbösem Cabaret (Lisa Politt und Gunter Schmidt) gab es Redebeiträge von Aktivist*innen unterschiedlicher Spektren.
Am 1. Oktober 1924 als Rote Hilfe Deutschlands gegründet, arbeitet der Solidaritätsverein kontinuierlich und gegen alle Hürden. „Wenn der Druck von außen wächst, wachsen die Mitglieder“, resümierte der Bundesvorstand. Wir lassen uns als Linke nicht entzweien, nicht durch linke Grabenkämpfe und andere Konflikte. „Einst und heute gilt für die Rote Hilfe das Prinzip der Solidarität.“ Eine Solidarität, die nicht abebbt und strömungsübergreifend verbindet; aktuell über 15.000 Mitglieder. Die Rote Hilfe hat durch ihre über 50 autonom arbeitenden Ortsgruppen viele Verbündete an zahlreichen Stellen. „Solidarität war, ist und wird unsere stärkste Waffe sein“, so der Bundesvorstand.
Katharina König-Preuss, Thüringer Landtagsabgeordnete der Partei Die Linke, gratulierte bei der Gala aus der Perspektive einer antifaschistischen Politikerin: Sie lobte die Solidarität als Form von Widerstand und fand klare Worte gegen das Schweigen und Mitläufertum. König-Preuss zitierte Antonio Gramsci mit den Worten: „Ich hasse die Gleichgültigen!“ Dem können wir uns als Ortsgruppe nur anschließen und Gramscis Worte aus dem Jahr 1917 unterstreichen: Wer angesichts gravierender Probleme schweigt und nichts tuend dasitzt, darf sich über das politische Grauen nicht beklagen.
Hilfe für Inhaftierte und ihre Angehörigen waren schon in den ersten Jahren die zentralen Arbeitsfelder der Roten Hilfe. Als sie 1933 verboten wurde, versuchte sie ihre Arbeit weiterzuführen, so gut es ging. Bei der formellen Neugründung in den 1970er Jahren war Knast-Soli auch wieder ein wichtiger Bestandteil der politischen Praxis – bis heute. Die Rote Hilfe trägt dazu bei, den politischen Kampf überall zu führen, durchzuhalten. Sie nimmt die Sorge vor Vereinsamung weg. Dies wurde deutlich, als Thomas Meyer-Falk über seine Haft und die Bedeutung von Solidarität gesprochen hat – er wurde mit großem Applaus begrüßet. Nach fast 27 Jahren, davon elf in Isolationshaft, ist Thomas seit wenigen Monaten wieder aus der Haft entlassen. Der Anarchist war auch im Knast aktiv – gegen die Bedingungen dort. Thomas betonte, wie wichtig Briefe, Besuche und Kundgebungen für ihn waren. Zwar war er alleine in einer Zelle, aber er wusste, dass er draußen unterstützt wurde, dass auf ihn gewartet wird und ein Netzwerk ihn auffängt. Solidarität ohne Gegenleistung, sondern für die Kämpfenden im Knast und ihre Angehörigen draußen. Das hat Kraft gegeben.
Eine Arbeit, die die Rote Hilfe seit 100 Jahren konsequent durchführt, ist die Zusammenarbeit mit Anwält*innen und deren Vermittlung an die, die sie brauchen. Waltraut Verleih, aktiv im Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein, richtete in Hamburg kritische Worte an den Versuch, die Solidarität durch staatliche Seite zu stoppen. Während der G20-Proteste in Hamburg wurde durch die Polizei vor Ort beklagt, Anwält*innen seien Teil des Problems der linken Gewalt, dabei sind sie die Garant*innen für die Wahrung von Grundrechten. „Der Verfassungsschutz hat unsere Arbeit aufmerksam begleitet“, gab Verleih mit einem Schmunzeln über die politische Arbeit seit den 1970er Jahren an. Staatliche Angriffe auf Linke sind seit vielen Jahren „alltagsbegleitend“. Als Rote Hilfe wissen wir daher, wie die staatlichen Strukturen arbeiten, da wir uns permanent mit ihnen auseinander setzen müssen. Wir lassen uns nicht vorführen. Verleih gratulierte zum Jubiläum und rief auf: „Macht so weiter, wie bisher!“
Die rauschende Gala kürte die wichtigste Solidaritätsorganisation gebührend und hat klar gezeigt: Die Rote Hilfe steht wie kaum eine andere politische Gruppe mit einem konsequenten linken Selbstverständnis ein. Sie bietet politische Beratung, Begleitungen von Prozessen, Kundgebungen und stärkt die Bewegung und ihre Kämpfe immens.
Yok von Quetschenpaua sang zum Abschluss: „Niemand muss ein Leben lang scheiße sein, du kannst sofort damit aufhör‘n!“ Diese gegen Nazis gerichtete Aussage trifft auch auf alle anderen Arschlöscher zu. Die Repression nimmt zu und die Angriffe auch. Doch was sich in den letzten Jahren gezeigt hat: Je größer der Druck von außen wird, desto stärker werden wir von innen! Das gibt Kraft und Hoffnung für die Zukunft – auch vor Ort in Düsseldorf.
Wir waren stets konsequent und werden es immer bleiben; Solidarität ist unsere Waffe und die nutzen wir!
Rote Hilfe e. V., Ortsgruppe Düsseldorf-Neuss
Alle Termine zu 100 Jahren Roten Hilfe werden auf https://rote-hilfe.de präsentiert.