TERZ 05.24 – MUSIC
Anfang April lag ein Besuch des Club Volta in Köln Mülheim an, um A Place To Bury Strangers aus New York im Rahmen ihrer The Sevens Tour zu sehen. The Sevens Tour, weil APTBS diesmal vier exklusive Tour -Seven-Inches im Gepäck hatten. APTBS haben eigentlich bei jeder Tour exklusives Merch dabei. Mal Tapes oder eine Remix -LP, Singles, Flexis, Spezial Siebdruckcover, Effektgeräte usw. Bevor wir uns den vier Singles widmen, möchten wir euch die Support-Band vorstellen und von einem eindrücklichen Konzert berichten. Wie schon erwähnt, war auf die DB mal wieder Verlass. Denn der Hin- und Rückweg mit reichlicher Verspätung nahmen mehr Zeit in Anspruch als das Konzert. Der Samstagabend kann trotzdem als gelungen bezeichnet werden! Als Support hatten APTBS diesmal Maquina aus Portugal gebucht und das Trio konnte das begeisterte Publikum von der ersten bis zur letzten Minute am Tanzen halten. Neo-Kraut-Elemente, gepaart mit einem harten Funky-Bass, untermalt mit einem sehr speziellen Gesang. „Weird“ trifft es hier am besten. Dazu eine treibende Gitarre, alles wild, verzerrt, animalisch, groovy, als Techno-Shoegaze würde ich das Ganze bezeichnen. Nach 45 Minuten und sichtlich schweißgebadet beendeten Maquina ihr Set. Die kurze Umbaupause wurde genutzt, um das aktuelle Album Prata, erschienen auf Fuzz Club, zu erwerben und für Mrs. Cave gab es: Dirty Socks For Clubbing. Leider gab es die Socken nicht in meiner Größe, (48) sehr ärgerlich! Das Album hält dann auch, was die Socken versprechen, der Druck der Liveperformance konnte im Studio zu 100 % umgesetzt werden!
Pünktlich um 21 Uhr enterten dann APTBS die Bühne im Club Volta. Eine Orgie aus Krach, Noise, Feedback, Nebel, Licht, Stroboskop und Zerstörung begann. Es war unsere erste Show mit den neuen Bandmitgliedern Sandra und John Fedowitz. Das Ehepaar hat Dion Palmer aka Dion Lunadon am Bass und Lia Braswell am Schlagzeug abgelöst. Dion Palmer widmet sich jetzt seiner Solokariere und bringt Alben auf In The Red heraus, über Lia Braswell ist uns momentan nichts bekannt. Die eigene Band des Ehepaares Fedowitz ist Ceremony, auch bekannt als Ceremony East Coast. Cere-mony sind ebenfalls in New York beheimatet und haben vor Jahren eine Split-Single mit APTBS veröffentlicht. John Fedowitz war mit APTBS-Mastermind Oliver Ackermann und Paul Baker zuerst bei Skywave, einer Band aus Virginia aktiv. Die drei Freunde sind dann schließlich in New York gelandet, dort war dann Paul Baker ebenfalls Gründungsmitglied bei Ceremony, der Kreis hat sich also wieder geschlossen. Ceremony und Skywave sind ebenso Legenden wie APTBS im Alternative Rock/Post-Punk/Shoegaze- Genre. Von Skywave gab es zum Record Store Day 2016 eine Kompilation mit ausgesuchten Single- und Tape-Tracks, ein guter Einstieg in das Schaffen der Band. Leider hat sich für Ceremony noch kein Europavertrieb gefunden, und an die aktuellen Releases der Band heranzukommen sind Hard To Get.
John hat wie bei Ceremony den Bass übernommen, und Sandra sitzt wie gehabt hinter der Schießbude. Und was soll ich sagen, es war der absolute Wahnsinn. In sich ruhend, schwang sie die Sticks und genoss sichtlich einen völlig durchgeknallten Oliver Ackermann, der eine seiner Gitarren zerschlug, Monitorboxen durch die Gegend wirbelte und sich völlig verausgabte. Ihr Ehemann John bearbeitete stoisch den Bass und ließ sich ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen. Gemeinsam erzeugte die Band einen infernalischen Lärm.
Nach gut einer Stunde verließ die Düsseldorfer Reisegruppe glückselig lächelnd und mit fiependen Ohren den Club Volta. Auf den verlängerten Aufenthalt im Köln-Mühlheimer Bahnhof bei der Rückfahrt gehen wir nicht ein …
Der Kauf der 4 Tour-Singles (Change Your God/It Is Time // Chasing Colors/I Can Never Be As Great As You // Don‘t Turn The Radio/This Is All For You // You‘ll Be There For Me / When You‘re Gone) ist dann auch der gelungene Abschluss eines geselligen Abends in Köln. Alle 8 Songs sind unveröffentlichte Tracks aus der „See Through You-Aufnahme -Session und schließen nahtlos an das 2022er Album an. Jeder Song repräsentiert APTBS auf seine Art und bildet somit die gesamte musikalische Bandbreite der Band ab. Alle Singles sind auf je 1000 weiße Vinyl-Pressungen limitiert, dazu das tolle Artwork: vielen Dank APTBS! Wenn die Singles bei der nächsten Tour auch noch als Tape erhältlich sind und wir uns das Umdrehen sparen, dann ist alles perfekt! Erschienen auf DedStrange, dem bandeigenen Label.
Eine weitere Knaller-Single kommt von AUS aus Berlin. Nach zwei Longplayern haben Lisa (Gesang/Gitarre), Anne-Sophie (Bass), Miri (Orgel) und Jana (Schlagzeug) ihre erste Seven-Inch auf Static Age veröffentlicht. Der Schöne Schein, Zugvögel und LSD könnten auch 1980 in Hamburg eingespielt worden sein, der Vergleich zu Xmal Deutschland drängt sich geradezu auf. Trotzdem sind AUS keine Kopie und funktionieren auch im Vergleich zu der Hamburger Kultformation tadellos! Treibend, dynamisch, die nötige Portion Punk und dazu die typische Berliner Frustration, mehr braucht es nicht, um die Welt untergehen zu lassen. Leider hat eine Anfrage beim Label ergeben, dass AUS gerade konzerttechnisch nicht aktiv ist, sondern pausiert. Hoffentlich ändert sich das noch dieses Jahr!
Als ich Anfang April die neue TERZ bei A&O vorbeibrachte, hörte ich die nächste musikalische Überraschung. Jane Weaver (Jane Louise Weaver) aus Liverpool und ihr neues Album Love Is A Constant Spectacle beschallte gerade den Laden. Nach drei Songs wurde Jane Weaver dann auch ein Unterkommen in Oberbilk gewährt. Die Sängerin, Songwriterin und Gitarristin ist schon seit Anfang der 90erjahre aktiv. Ihre erste Band war die Brit-Pop Band Kill Laura. Diese hat unter anderem auf Manchester Records, dem Label von Rob Gretton, Besitzer der Haçienda und Manager von New Order, EP’s veröffentlicht. Love Is A Constant Spectacle ist das 12. Soloalbum von Jane Weaver, und wieder einmal fragen wir uns: warum sind wir da nicht vorher drüber gestolpert. Folk, Pop, ein wenig Dream-Fuzz, alle 10 Songs produziert von John Parish, der auch selbst mitgespielt hat. Aufgenommen in den Rockfield Studios, Wales und dem Invada Studio, Bristol. Nach den vorherigen Krachorgien ist LIACS die gelungene Abwechslung, um die Ohren zu umschmeicheln. Eine Mischung aus Laetitia Sadier, PJ Harvey in ihrer Mittelphase und einer poppigen Björk. Erschienen auf Fire Records, London.
Neues aus Düsseldorf, oder besser gesagt von Label TAL gibt es auch. Kopy aka Yuko Kureyama, aus Osaka, hat ihr erstes Album Heart Fresh nach diversen EP‘s auf dem Düsseldorfer Label veröffentlicht. Hier dröhnt, fiept, wabert, rumort und rappelt es dann wieder gewaltig aus den Boxen. Die Elektronikerin gibt mal wieder alles an den Reglern! Dazu der Mix von Labelchef Stefan Schneider, das Mastering von Detlef Funder bei Paraschall hier in Düsseldorf und der Vinylcut von Anne Teagert bei Dubplates & Mastering, Berlin, da stimmt halt alles. Leider haben wir es nicht zu ihrer Release Show am 10.04.24 in den Salon des Amateurs geschafft, die Show muss wohl ziemlich gut gewesen sein. Wenn Kopy nochmal in der Nähe ist, sind wir dabei!
Freund*innen des experimentellen Sounds möchten wir auf zwei Festivals in der nächsten Zeit hinweisen. Miki Yui und Stefan Schneider organisieren am Samstag, den 01.06.24 wieder ein Raketenfestival auf dem Gelände der Raketenstation, Hombroich 4, in 41472 Neuss. Das Festival, das keinen Eintritt kostet, beginnt um 14:30 Uhr. Geboten werden Video und -Soundcollagen, sowie verschiedene Konzerte mit international renommierten Künstler*innen. David Toop zum Beispiel, hat schon mit Eliane Radigue, Akio Suzuki, Rie Nakajima oder Ryuichi Sakamoto zusammengearbeitet. Tolouse Low Trax aka Detlef Weinrich dürfte für Düsseldorfer*innen sowie Besucher*innen des Salon Des Amateurs auch kein Unbekannter sein. Über Tomoko Sauvage und ihre Performance aus Keramik, Wasser und Unterwassermikrofonen haben wir bereits in der TERZ vom Juli/August des letzten Jahres im Rahmen des Blauen Rauschen Festivals berichtet. Es wird bei gutem Wetter auf jeden Fall eine Reisegruppe Düsseldorf geben, die per Rad an der Erft zum Raketenfestival anreisen wird.
https://raketenfestival.com
Das Blaue Rauschen Festival startet eine Woche vorher, am Freitag den 24.05.24. Der Eröffnungsabend findet im Szene 10 in Essen statt. Es spielen Martyna Basta, Lau Nau und Codie (Kate Sicchio und Sarah Groff Hennigh-Palermo). Alle drei Acts sind uns bisher unbekannt, aber noch beeindruckt vom letzten Jahr haben wir einfach blind die Tickets gebucht. Samstag den 25.05.24 werden wir dann das Rabbithole Theater und die Neue Musikzentrale in Essen besuchen. Auch Kris Kuldkepp, Mia Zabelka und Gida Labus werden für uns Neuentdeckungen sein. Wir wagen hier ein weiteres Mal den Sprung in unbekannte musikalische Gefilde. Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Herne und Witten sind in diesem Jahr Aufführungsstädte des Blauen Rauschen Festivals, welches bis zum Samstag, den 08.06.24, laufen wird. Wenn es zeitlich irgendwie machbar ist, möchten wir auf jeden Fall noch ein oder zwei Konzerte des Festivals besuchen.
https://blauesrauschen.de
Über die Festival-Eindrücke werden wir dann in der nächsten Terz berichten,
Grüße Mrs. Cave und der Oberbilker
Jetzt kommt noch ein Werbeblock.
Da die terz dringend Geld / Spenden / Abonnent*innen braucht, verlosen wir jeden Monat unter allen Spender*innen / Abonnent*innen eine Schallplatte. Die Spendensumme liegt bei euch!
Platte des Monats ist diesmal die Hologram / Destroyed & Reassembled EP von A Place To Bury Strangers. Die fünf Songs der Hologram-EP aus dem Jahr 2021 wurden hier vom 13 befreundeten Musiker*innen remixed und uminterpretiert. Die EP selber ist ein Black-Friday-Release aus dem Jahr 2021 und dementsprechend limitiert. Noch eingeschweißt und ungespielt wartet diese 12“ auf großzügige Spender*innen, um den Haushalt zu wechseln.