Bilker Bahnhof –Schandfleck oder Ort für Chancen?

Einer der größten Verkehrsknotenpunkte Düsseldorfs und ein beliebter, wenn auch nicht sonderlich stilvoller, Konsumort, das ist der Bilker Bahnhof und seine unmittelbare Umgebung.

Aber schön? Immerhin, so scheint es, gibt es für fast jeden Geschmack (über den sich bekanntlich nicht streiten lässt) etwas Ess- und Kaufbares rund um den Bilker Bahnhof: Gemüsedöner, Fritten, Hähnchengrill, Bilk Arcaden, “Kaufland”, Selbstbedienungsbäckerei, Mäckes, mehrere Restaurants, und etwas weiter in der stylischen Brunnenstraße teures Eis bei Herrn Totti. Auch einen schönen traditionellen Buchladen, das BiBaBuZe, gibt es, sowie einige kleinere Geschäfte rundherum. Für die Deutsche Bahn ist der Bilker Bahnhof neben dem Hauptbahnhof der wichtigste Haltepunkt in Düsseldorf.

Die Düsseldorf Arcaden sind in einem architektonisch wenig ansprechenden Gebäude, das wie ein fantasieloser Klotz ohne Struktur wirkt, untergebracht. Drei Etagen Einkaufsmall, das Bürgerzentrum Bilk, ein Schwimmbad, eine Zweigstelle der Stadtbücherei und die Bezirksvertretung 3 findet mensch unter anderem hier. Umstritten ist der 2008 eröffnete Konsumtempel unter anderem, weil es nur eine Zugangsmöglichkeit zur Friedrichstraße hin gibt. Auf der Bachstraße befindet sich die Zufahrt zu einem Parkhaus mit über 800 Stellplätzen. Bis der große, überwiegend freie Platz vor den Düsseldorf Arcaden zum Verweilen einlädt, müsste allerdings noch einiges geschehen. Hier wachsen ein paar mickrige Ginkgo-Bäume, die kaum Schatten spenden. Kübelpalmen bemühen sich um etwas exotisches Flair, sind wohl ein Überbleibsel der Deko zur Fußball-EM, ebenso wie der große Sandkasten, der eher als Hunde- und Taubenkackplatz herhält. Die einzigen beiden Bänke sind inzwischen aus dem Bereich der Bushaltestelle an den Rand des öden Platzes gestellt worden. An der Bushaltestelle Wartende müssen sich vor durchrasenden Zweiradfahrer*innen in acht nehmen. Bikes und Co werden unter anderem in einem großen Bereich neben der Bushaltestelle, mitunter auch kreuz und quer, abgestellt.

Spannende Neugestaltung?

Jüngst fand sich in der RP ein Artikel über diese Örtlichkeit. Steht dem Areal um den Bilker Bahnhof eine spannende Neugestaltung bevor? Der Planer eines US-Unternehmens könne sich den Platz vor den Arcaden mit viel Grün vorstellen.

Der Parkplatz vor dem “Kaufland”, unter dem sich eine Tiefgarage befindet, könne vielfältiger genutzt werden, eine komplette Neuentwicklung, gerne auch ein Hochhaus mit Wohnungen, sei denkbar. Immerhin, durch das Vorhandensein der Tiefgarage wäre schon ein bisschen ausgeschachtet für das Fundament eines Wohnturms. "Kaufland" soll in das Projekt integriert werden. Realisierbare Ideen oder ein weiteres Geldgrab wie der jahrelang geplante Fahrradturm vor den Arcaden? Dieser vollautomatische Abstellpalast für ca. 120 Fahrräder wurde auch von Lokalpolitiker*innen großartig angepriesen und sollte bis Ende 2022 fertiggestellt werden. In der Folgezeit wurde ein 65 Quadratmeter-Bereich für das Fundament aufgebuddelt, dann passierte nicht mehr viel, der Auftragnehmer war schließlich insolvent. Im August 2023 wurde das Aus für den Fahrradturm verkündet, der den “wilden” Abstellplatz neben der Bushaltestelle ersetzen und eine Art ”Schmuckstück” für den unattraktiven Arcaden-Vorplatz darstellen sollte. “Ein Meilenstein für den Ausbau der Radinfrastruktur in Düsseldorf”, schwärmte Düsseldorfs OB Stephan Keller (CDU) in der Planungsphase von dem 1,5 Millionen teuren Fahrradturm. 80-90 Euro Jahresmiete sollte ein Einstellplatz für Nutzer*innen kosten… mehr als unverschämt. Kürzlich sagte Keller beim Besuch in der Bezirksvertretung 3 (unter anderem für Bilk zuständig), zum Thema Fahrradturm: Da hätte man besser die Finger davon gelassen. Man sei durch Schaden klug geworden. Das bleibt abzuwarten.

Her mit dem Wohnturm!

Drumherum gibt es Altlasten mit und ohne Beteiligung der Stadt Düsseldorf, beispielsweise das immer noch als Parkplatz genutzte Riesen-Brachgrundstück Bachstraße Ecke Elisabethstraße bis zur Bilker Allee (die TERZ berichte), hier soll seit Jahren mit dem Bau von Wohnhäusern begonnen werden. Wenn das weiterhin unterbleibt, ist dann inklusive Arcaden-Parkhaus genug Parkraum vorhanden, sodass auf den “Kaufland”-Parkplatz nebst Tiefgarage getrost verzichtet werden kann? Also her mit dem Wohnturm! Wohnraum wird gebraucht! Im Gebäude der Arcaden sollten ursprünglich 240 Wohnungen entstehen, schließlich wurden nur 18 realisiert.

Ins Boot geholt wurden nun für die Vorhaben rund um den Bilker Bahnhof offensichtlich die US-Immobilienspezialisten Hines, die in Düsseldorf schon einige Projekte entwickelt haben, u. a. auf der Kö. Flächen an Hauptpunkten des öffentlichen Nahverkehrs wie der Bilker Bahnhof, die Verbesserungs- und Entwicklungspotenzial versprechen, sind für hoch verdichtete Städte wie Düsseldorf sehr interessant. Ebenso für Immobilienmogule, denn hier winkt saftiger Gewinn. Bei dem Kö-Projekt ist laut RP ein Versorgungswerk als Eigentümer engagiert, dem auch die Düsseldorf Arcaden und der Großteil des “Kaufland”-Areals gehören, an dem wiederum Hines-Gesellschafter Anteile halten. Angesichts dieser Struktur sei es kein Wunder, dass die Hines-Immobiliengesellschaft sich um Objekte am Bilker Bahnhof kümmere, sprich: die Finger danach lecke, Umsatz mitzunehmen.

Städtebaulicher Workshop im Herbst

Unter anderem um diese Themen soll es in einem städtebaulichen Workshop nach den Herbstferien gehen, der im Bürgersaal Bilk geplant ist. Menschen aus dem Umfeld sollen dort sagen, wie sie die Objekte beurteilen und was sie sich noch rund um den Bilker Bahnhof wünschen und vorstellen können. Dem soll ein qualitätssicherndes Verfahren angeschlossen werden. Immerhin geht es um eine Fläche von gut 62.000 Quadratmetern und auch benachbarte Grundstücke. Anfang Juli beriet bereits die Bezirksvertretung 3 hierüber, der Planungsausschuss wird dies am 4. September tun.

Einfach nicht schön

Derweil meldete sich zu dem Themenkomplex auch Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne) zu Wort. Da die obere der beiden Ebenen für “Kaufland” nicht relevant sei (hier werden Non-Food Artikel verramscht) und der große Parkraum vor dem Eingang “eine Platzverschwendung" darstelle, könne hier auf mehreren Etagen Wohnen, weitere Nutzungen und Grün entstehen. Das fände Wolf gut. Der Platz vor den Arcaden sei, so Wolf, immer wieder Gegenstand von Bürgerbeschwerden. Die Leute fänden den kahlen Platz, auf dem es keine wirkliche Aufenthaltsqualität gebe, einfach nicht schön. Die Stadt selbst spreche von einem “stadtklimatisch hochbelasteten Bereich". In Wolfs Augen wäre es sehr wünschenswert, wenn sich daran etwas ändere. Die Ideen, für die sich die Bezirkspolitik mehrfach eingesetzt habe, seien aber an der Stadt gescheitert. Dabei spielte auch die Terrorabwehr eine Rolle. Denn große Knotenpunkte wie der Bilker Bahnhof, an dem tagtäglich viele tausend Menschen kommen und gehen, sind potentielle Ziele von Terroranschlägen.

Die geschilderten Planungen kosten viel Geld, soviel ist klar. Geld, das die Stadt Düsseldorf nicht hat. Private Investoren wie Hines werden ihre gierigen Finger nach jeder Möglichkeit ausstrecken, Gewinne mitzunehmen. Daraus könnte ein weiteres “teurer Wohnen in Bilk” werden, “Bilk on top" gibt es bereits - um die Ecke auf der Bachstraße.

Christine

Quellen: RP, Wikipedia