25 Jahre FFT

Anmerkungen zur Lage der Zivilgesellschaft in Düsseldorf

Das Forum Freies Theater Düsseldorf (FFT), der Produktions- und Veranstaltungsort für professionelles freies Theater in Düsseldorf, feiert sein 25-jähriges Bestehen.

1999 hervorgegangen aus den Kammerspielen Düsseldorf und dem Jungen Theater in der Altstadt ohne eigenes Ensemble, führt das FFT über 300 Veranstaltungen pro Jahr durch, ein Programm an der Schnittstelle von Theater, Performance, Tanz, bildender Kunst und Musik. Hier werden im zivilgesellschaftlichen Kontext viele gesellschafts- und stadtpolitischen Themen verhandelt. Künstlerische Leiterin und Geschäftsführung ist seit 2004 Kathrin Tiedemann.

Ein wichtiges Moment der Öffentlichkeitsarbeit des FFT ist das an jedem zweiten Freitag stattfindende Kulturfrühstück, wo aktuelle Produktionen vorgestellt werden, hinter die Kulissen des Theaters gesehen werden kann und Künstler*innen im lockeren Gespräch zu ihren Projekten befragt werden können. Ende 2021 ist das FFT in großzügige, zentral gelegene Räumlichkeiten am Hauptbahnhof eingezogen, die sich die Stadt Düsseldorf einiges hat kosten lassen, und residiert jetzt mit zwei Bühnen im KAP1 (Konrad-Adenauer-Platz 1) unter der Zentralbibliothek.

Anlässlich des 25. Jubiläums fällt das freitägliche Kulturfrühstück im Oktober auf einen Samstag. Es ist rappelvoll. Auch Oberbürgermeister Stephan Keller hat sich angesagt und nutzt die Gelegenheit zu einer längeren Gratulationsrede inklusive eines glühenden Bekenntnisses zur freien Theaterszene. Das FFT wird gefördert durch die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommen Projektmittel der Kunststiftung NRW und aus anderen Fonds. Vollmundig verspricht der OB der gesamten freien Szene – also auch semiprofessionellen bzw. Amateurgruppen – in Zukunft weiter großzügige Förderung. Auch sollen die steigenden Kosten durch Inflation aufgefangen werden. Wir werden also genau verfolgen und nachhalten, was hier tatsächlich unten ankommt.

Das FFT konzentriert sich auf professionelles Theater und holt, auch über ein internationales Netzwerk freier Produktionsstätten, Aufführungen nach Düsseldorf. Mit dabei in diesem Verbund sind unter anderem Kampnagel in Hamburg und das HAU in Berlin.

Bei genau dieser für das FFT zentralen Förderung aus Bundesmitteln, von der auch das tanzhaus nrw profitiert, hakt es zurzeit gewaltig. Die 2 Millionen Euro jährlich sind im Haushaltsentwurf 2025 nicht mehr vorgesehen. Gegen diese Streichung haben sich in einer mittlerweile geschlossenen Petition über 35.000 Menschen gewandt.

Die Streichung fällt in das Ressort der Kultur- und Medienbeauftragten der Bundesregierung, Claudia Roth. OB Keller kann es sich am Ende seiner Rede nicht verkneifen, deswegen zu einem Grünen-Bashing auszuholen.

Das ist ein bisschen billig, aber so kann er dem Koalitionspartner einmal zeigen, was eine Harke ist. Nicht nur wegen OB Kellers Lieblingsprojekt, der neuen Oper, hängt seit einiger Zeit der Haussegen schief. Und so lässt der OB zurzeit keine Gelegenheit aus, die lästigen Grünen, den unliebsamen Koalitionspartner, vorzuführen. Letztes Beispiel: sein Veto gegen queere Ampelmännchen an der Heinrich-Heine-Allee, der Königsallee und dem Johannes-Rau-Platz. „Hilft eine Ampelfigur irgendeinem Opfer von geschlechterbezogener Diskriminierung? (...) Wir müssen uns auf die zentralen Herausforderungen unserer Stadt konzentrieren (…) Wenn der Eindruck entsteht, dass Symbole wichtiger sind als Lösungen, schadet das dem Vertrauen in unser demokratisches System.“

Diese Rhetorik ist starker Tobak. Das sahen dann auch die Mitglieder der anderen Ratsfraktionen so und drückten das gleichgeschlechtliche Ampelpärchen gegen den Willen des OB durch.

Michael Flascha