TERZ 11.24 – AM PRANGER
„Ein Museum ist eine nicht gewinn-orientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt“, so die von Wikipedia zitierte Definition mehrerer internationaler Museumsverbände.
In Düsseldorf entledigt sich ein Haus schleichend dieser Aufgaben. Das förderte die Diskussionssendung „Forum“ auf WDR 3 zutage, die sich unter dem Titel „Künstlerisches Dynamit“ der Pflege des kulturellen Erbes der Künstler*innen-Gruppe „Junges Rheinland“ widmete. „Es gibt immer Einzelne, die darüber forschen, aber es gibt kein Zentrum, dass diese Geschichte aufarbeiten würde“, klagte die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch von der Heinrich-Heine-Uni da. Daraufhin setzte Kay Heymer vom Duisburger Museum Küppersmühle zu einer Suada gegen seinen alten Arbeitgeber, den Düsseldorfer Kunstpalast, an. „Es gibt natürlich das Stadtmuseum Düsseldorf, das sehr bedeutende Bestände zur Geschichte des ‚Jungen Rheinland‘ hat, und es hat auch natürlich den Versuch gegeben, im Kunstpalast, was ja früher Kunstmuseum Düsseldorf hieß, einen Schwerpunkt zu etablieren mit der rheinischen Kunstgeschichte. Ich bin da sehr stark dran interessiert gewesen, wurde aber von dem jetzt amtierenden Direktor ziemlich übel ausgebremst, der eigentlich lieber Sneaker ausstellt oder Autos, anstatt sich um die lokale Kunstgeschichte wirklich zu kümmern“, erboste sich Heymer.
Unter seinem früheren Leiter Beat Wismer hatte sich das „Museum Kunst Palast“ intensiv um die „Junges Rheinland“-Bestände der Galerie „Remmert und Barth“ bemüht, die ihren Geschäftsbetrieb einstellte. Es waren sogar schon 30 Kartons im Ehrenhof gelandet, aber Wismer-Nachfolger Felix Krämer ließ sie retour gehen. Fehlende Archivar*innen gab er als Grund an. Krämer machte jedoch auch noch mit einer Namensänderung deutlich, dass er es mit dem Pflegen des kulturellen Erbes nicht so hat: Der neue Direktor nannte das „Museum Kunst Palast“ in Kunstpalast um. Bei dem Ideen-Wettbewerb zur Entwicklung einer frischen Corporate Identity, den er zu seinem Amtsantritt ausrichtete, hätten alle fünf beteiligten Kommunikationsagenturen zu einem solchen Schritt geraten, so Krämer. „Zudem verkenne der Titel ‚Museum‘, dass ein Konzertsaal mit 800 Plätzen dazugehört“, gibt die „Rheinische Post“ 2018 seine Worte wieder. Sein Vorgänger Beat Wismer kritisierte die Streichung ziemlich scharf. Ohne das „Museum“ im Namen wäre es schwerer, an Leihgaben heranzukommen“, gab er zu bedenken, und betonte auch noch einmal die Bedeutung der Sache selbst. „Der Grundstock ist ja das Museum. Und das Museum wird auch jeden Direktor überleben“, erklärte Wismer in einem Interview mit dem Internet-Portal „eiskellerberg.tv“.
Der Nachlass ging schließlich ans Düsseldorfer Stadtmuseum. Passiert ist dort damit jedoch noch nicht viel. Von Hülsen-Esch will ihn nun erschließen. „Ich habe Anträge eingereicht, z. B. auch zum Nachlass von ,Remmert und Barth‘, (…) aber es ist eben die Frage, ob ein solcher Antrag dann tatsächlich bewilligt wird (…) Es hängt eben vom Goodwill der Gremien ab, ob sie erkennen, dass eine kulturelle Aufarbeitung einer Region eben genauso wichtig ist wie – ich sag jetzt mal salopp – ein KI-Projekt“, berichtete sie. Künstliche Intelligenz, Autos und Sneaker – eine harte Konkurrenz ist dem „Jungen Rheinland“ da erwachsen. Aber wenigstens hat ein bedeutender Vertreter – der kommunistische Maler Karl Schwesig aus Düsseldorf – einen neuen Unterschlumpf im Solinger „Zentrum für verfolgte Künste“ gefunden. Und er soll dort auch nicht im Depot verstauben, wie Direktor Dr. Jürgen Kaumkötter in der Radio-Sendung versicherte.
Jan