Month Of The Vampire instead
Night Of The Vampire

Anfang Januar lief Nosferatu – Der Untote von Robert Eggers in den Kinos an. Der Trailer versprach sehr viel, die Kritiken waren gemischt. Von super bis zu kompletten Verrissen findet sich alles, und darum waren Mrs. Cave und ich selber im Kino. Unser Fazit: Anschauen! Was auch an dem sehr empfehlenswerten Soundtrack von Robin Carolan liegt. Zusammengearbeitet haben Robert Eggers und Robin Carolan schon bei The Northman aus dem Jahr 2022. Die Filmmusik ist ebenfalls auf Sacred Bones Records erschienen. Der äußerst düstere Score von Nosferatu beschwört dräuend den Schrecken herauf, welcher den Protagonist*innen in der Begegnung mit dem Untoten bevorsteht. Solomusiker*innen werden unterstützt vom London Recording Orchestra und dem London Voices Choir. (Kurz überschlagen haben über 200 Musiker*innen an dem Soundtrack mitgewirkt.) Reminiszenzen an Das Piano, The Revenant oder Dracula von F .F. Coppola sind durchaus angebracht. Der Score beinhaltet keinerlei fröhlichen Moment, von der ersten bis zur letzten Minute ist die Bedrohung durch den Vampir förmlich spürbar. Dazu kommt, dass der schwedische Schauspieler Bill Skarsgård den Vampirgrafen Orlock dermaßen überzeugend abscheulich spielt, dass garantiert keinerlei romantische Gefühle wie in Twilight oder ähnlichen verharmlosenden Vampirfilmen aufkommen.

Das Original Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens aus dem Jahr 1921, als Stummfilm damals von Regisseur Friedrich W. Murnau mit Schauspieler Max Schreck umgesetzt, dürfte ja weitestgehend bekannt sein, und wie es dazu kam, auch. Gerade weil die Presse in letzter Zeit ausführlich über den Stummfilmklassiker und dessen Entstehungsgeschichte berichtet hat. Passend dazu präsentiert das Düsseldorfer Filmmuseum die Studioausstellung „Nosferatu Revisited“ vom 11. Januar bis 31. März. Außerdem gibt es in Bielefeld das Murnau & Massolle Forum (MuMa-Forum Museum Für Filmkunst & Filmtechnik). Das Museum widmet sich ausführlich den beiden Filmsöhnen der Stadt Bielefeld, Friedrich Wilhelm Murnau und Joseph Massolle. Ein Besuch der beiden Ausstellungen steht für uns demnächst auf der ToDo-Liste.

1997 spielte der Engländer James Bernard zusammen mit dem The City Of Prague Philharmonic den Soundtrack zu Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens neu ein. Knapp 20 Jahre später veröffentlichte das englische Label Silva Screen 2016 Nosferatu - A Symphony Of Horrors (1922) - Original Soundtrack Recording als Doppel-LP. Die Adaption von James Bernard fängt den Geist des Original Films ein und setzt das Zeitgefühl der zwanziger Jahre im letzten Jahrhundert exzellent um. Der Film ist atmosphärisch geprägt von den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, der Spanischen Grippe und den daraus nachwirkenden Schrecken. An machen Stellen ruft der Score Erinnerungen an die Reise der Hobbits durch das Auenland wach, und eine trügerische Fröhlichkeit macht sich breit, um dann doch wieder vom Grauen eingeholt zu werden.

James Bernard dürfte eingefleischten Cineast*innen übrigens kein Unbekannter sein, ist er doch für viele Hammer Horror Titel verantwortlich, wie zum Beispiel Dracula oder The Legend Of The Golden Vampires.

2017 veröffentliche Silva Screen die Compilation Hammer Horror - Classic Themes 1958-1974 Original Soundtrack Recordings. Die 18 Tracks gehen einmal durch die komplette Horror Geschichte. Von Captain Kronos Vampire Hunter über The Mummy, Dracula, Taste The Blood Of Dracula bis hin zu Dracula AD 1972 sind die Horrorfilme meiner Jugend vertreten. Neben James Bernard finden sich noch viele andere Komponist*innen, wie zum Beispiel Lauri Johnson, Franz Reizenstein, John Cacavas und viele mehr. Eine Reise durch das Horror-Universum, die ich persönlich immer wieder gerne antrete, war doch Dracula AD 1972 (Deutscher Titel: Dracula Jagt Mini Mädchen!) der erste Horrorfilm, den ich Ende der 70er Jahre heimlich gesehen habe. Meine Eltern waren aus, und ich habe mir damals beim Anschauen des Films vor Angst fast in die Hose geschissen. Zum Filmende habe ich einen Brieföffner, der die Form eines Kreuzes hatte, mit ins Bett genommen und zitternd unter der Bettdecke gelegen. Als meine Eltern nach Hause kamen, hatte ich höllische Panik, dass die jetzt Vampire sind. Wer weiß, wer weiß! An das Intro der Filmreihe Der Phantastische Film[1] kann ich mich noch heute erinnern und es bereitet mir immer wieder schaurige Momente. Ganz zu schweigen von dem großartigen Christopher Lee, der mich vom Cover dämonisch anschaut und in seinen Bann zieht.

Gute 23 Jahre alt ist auch schon der Soundtrack zu Bram Stoker‘s Dracula (Original Motion Picture Soundtrack) von Wojciech Kilar. Der polnische Komponist hat mit Bram Stoker‘s Dracula einen opulenten, bombastischen und höchst dramatischen Score hingelegt. Wenn man sich beide Nosferatu Titel und Bram Stoker‘s Dracula im Vergleich anhört, werden einem auch schnell die Unterschiede zwischen den Filmen bewusst. Nosferatu ist einfach nur eine böse, kreatürliche Abscheulichkeit, während Gary Oldmans Verkörperung des Vampirgrafen tragisch, erotisch und von einer tiefen Melancholie und Traurigkeit geprägt ist. Der Soundtrack sowie der Film sind beide gut gealtert, und der Endtitel Love Song For A Vampire von Annie Lennox ist, trotz allem Schmalz, immer noch ein versöhnlicher Abschluss für den Film.

Brachialer wird es bei der Comicverfilmung von 30 Days Of Night. Der erste Comic aus der Reihe von Steve Niles erschien 2002 und wurde dann 2007 von David Slade verfilmt und Sam Raimi produziert. Brian Reitzell hat damals den Soundtrack komponiert. Vampire fallen zur Polarnacht in die Stadt Barrow in Alaska ein. In dieser herrscht im Winter dreißig Tage lang Dunkelheit, und dementsprechend haben die Vampire die Möglichkeit, unbehelligt von Tageslicht in der Kleinstadt zu wüten. Die Story lässt jegliche Vampirromantik missen. Die Vampire entpuppen sich als blutrünstige Monster, die mordend die Stadt heimsuchen und eine Schneise der Verwüstung hinter sich herziehen. Ich persönlich fand die Comicverfilmung sehr ansprechend, wozu auch der sehr brutale, fast schon industrielle Sound beigetragen hat. Es dröhnt und scheppert gewaltig durch die kalte, dunkle Polarnacht, und ich war sehr erfreut, dass 2015 Invada diese Perle zum RSD als Doppel-LP veröffentlicht hat.

Ein Jahr zuvor erschien A Girl Walks Home Alone At Night. Der in Schwarz-Weiß gedrehte Vampirfilm der iranisch-amerikanischen Regisseurin und Drehbuchautorin Ana Lily Amirpour wurde zuerst im Januar 2014 auf dem Sundance Film Festival gezeigt. Eine junge namenlose, in einen schwarzen Tschador gehüllte Vampirin gleitet lautlos auf einem Skatebord durch die fiktive Stadt Bad City und ihre nächtlichen Abenteuer. Alle Darsteller*innen kommen aus der exil-iranischen Community, die Originalsprache des Films ist Farsi. Der Film kann als Gesellschaftskritik am herrschenden iranischen System verstanden werden. Auf die Handlung können wir nicht weiter eingehen ohne zu spoilern. Der Soundtrack erschien auch im Jahr 2014 auf Death Waltz Records und beinhaltet von Pop-Nummern wie Death von White Lies (Großartige Tanzszene), orientalische Beats, Folklore, Techno, Pop oder Stücke die an Westernszenen erinnern. Ein hinreißender Film mit einem grandiosen, catchy Soundtrack voller Überraschungen!

Beim Stöbern im Plattenregal stolperten Mrs. Cave und ich auch über Death And Vanilla und deren Vertonung von Vampyr – Der Traum des Allan Gray, einem deutsch-französischen Horrorfilm des dänischen Filmregisseurs Carl Theodor Dreyer aus dem Jahr 1932. Im Rahmen des Fantastik Filmfestival im Lunds Stadsteater haben Death And Vanilla den Score dafür zu Halloween live eingespielt, und er wurde 2013 erstmals auf Tape veröffentlicht. Danach auf Vinyl bei verschieden Labeln, die letzte Pressung auf Fire Records ist immer noch erhältlich. Die schwedische Shoegaze, Erperimental, Dream Pop und Psychedelic Band aus Malmö arbeitet mit den verschiedensten Vintage Musikinstrumenten. Zum Einsatz kommen unter anderem Vibraphon, Orgel, Mellotron, Tremologitarre und Moog-Synthesizer. Außerdem Glockenspiel, Bass, Sampler und Zither. Ein wenig ärgern wir uns schon, 2012 zu Halloween nicht in Schweden bei dem Live-Event gewesen zu sein. Denn auch hier müssen wir „wieder“ sagen, eine atmosphärische Umsetzung, die auf den Film neugierig macht. Eine Mail an das Metropol mit diesem Filmvorschlag ging auch schon raus.

Als vorletztes widmen wir uns dem indirekten Überschriftengeber des Artikels, Roky Erickson. Der 2019 verstorbene Sänger der 13th Floor Elevators hat mit den Aliens 1980 das Album Roky Erickson And The Aliens veröffentlicht. Dies wurde 1987 als Compilation mit Bonustracks als The Evil One wieder aufgelegt. Das von Rokys Schizophrenie geprägte Album beschäftigt sich mit Zombies, Geistern, Dämonen oder der Night Of The Vampire. Für uns eines der Werke Rokys nach der 13th Floor Elevators Phase. Die momentan erhältliche Light In The Attic Pressung beinhaltet 15 von seiner unverwechselbaren Stimme geprägte Songs. In diesem Sinne: „You‘re gonna wake up one morning as the sun greets the dawn!“

Im Januar, hat sich auch in Düsseldorf musikalisch etwas getan. Am 16.01.25 hat YürkE aka Stefan Jürke abermals ein limitiertes Tape über Bandcamp herausgebracht. BluTape_session_1 wurde wieder von Detlef Funder im Paraschall Studio gemastert und beinhaltet drei Tracks. Wavy, MDC und MDC (Bonus Beats) zeigen YürkE wie immer von seiner besten Seite, und Freund*innen von IDM, Freeform, Experimental Electronics werden aufs Neue bedient. Die 25 Tapes waren ruckzuck ausverkauft, der Stream ist aber noch bei Bandcamp erhältlich.

Stefan Schneider (TAL Records) hat als Stefan Schneider Monti bei Objects & Sounds aus Gent, Belgien das Tape Oasy veröffentlicht. Die Aufnahmen sind aus dem Jahr 2023 und erinnern uns an den live im Lama Garten performten Track Froschteich. Ein schönes, ruhiges Tape, mit unaufdringlichen, aber trotzdem einprägsamen Skills, das uns am Sonntag bei -3° in Oberbilk in den sommerwarmen Lama Garten versetzt hat!

Genießt die nächste Nacht mit unseren musikalischen Horror-Soundtracks, ³

Mrs. Cave und der Oberbilker

[1]  Der phantastische Film war eine ZDF-Spielfilmreihe, ab 1970 bis 1972 freitags im Spätprogramm ausgestrahlt. Es gab mehrfach längere Sendepausen und neue Staffeln. Die Zeichentrickanimation wurde von Heinz Edelmann geschaffen, dieser hat wiederum auch am Beatles Film Yellow Submarine mitgearbeitet. Das Metropol Filmtheater hat als Nachfolger des Mitternachtskinos die Filmreihe Der phantastische Film gestartet und zeigt jedem letzten Freitag im Monat spätabends Klassiker des Sci-Fi- und Horrorfilms. Als besonderes Highlight haben sich die Betreiber des Metropols die Rechte des alten Trailers gesichert und zeigen diesen vor jeder Filmaufführung.