Infanterist der Zukunft und andere Errungenschaften

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im nebenstehenden Artikel, der sich explizit mit Rheinmetall beschäftigt, wird ja schon näher auf die Umstrukturierung im Neusser Werk eingegangen. Betroffen ist zusätzlich auch der Berliner Standort.

Außerdem sollen bis zu 100 Kolleg*innen des Continental-Standortes Gifhorn eine Beschäftigungsperspektive bei Rheinmetall im niedersächsi­schen Unterlüß finden[1].

Dank Rheinmetall schreitet jetzt die Digitalisierung der Bundeswehr weiter voran. Es wurde ein milliardenschwerer Rahmenvertrag für die Digitalisierung von Infanterie-Soldat*innen abgeschlossen. Maximales Volumen 3,1 Milliarden Euro. Rheinmetall nennt das System „Infanterist der Zukunft“. Die erste Bestellung im Wert von 1,88 Milliarden Euro ist bereits erfolgt, im zweiten Auftrag sollen mit KNDS zusammen 10.000 Fahrzeuge der Bundeswehr digital aufgerüstet werden. Der „Infanterist der Zukunft“ wird eng vernetzt und digital an den Schützenpanzer angebunden sein[2][3].

Wir haben in Deutschland immer noch Gegenden, die nicht digital erfasst sind, aber für die Rüstung wird alles möglich gemacht!

Rheinmetall profitiert wortwörtlich von der Kriegsentwicklung in Europa und weltweit. Lag die Aktie 2020 bei 44,46 Euro und Anfang 2022 noch bei 93,84 Euro, stieg der Kurs mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Frühjahr 2022 auf 222,40 Euro an. Momentan liegt der Aktienwert bei 1.199 Euro.

Jetzt verdeutlicht sich auch, wie Milliardengewinne entstehen. Die Nettorendite beträgt von 2020 auf 2025, ohne eingerechnete Kosten, 2.596,81 Prozent[4]. Mit unseren neuen Sonderschulden wird der Gewinn von Rheinmetall dann noch weiter steigen.

Dazu ist die Mitarbeiter*innenzahl im Kerngeschäft von rund 20.000 auf 27.000 Beschäftigte gestiegen. Früher wollte niemand das Schmuddelkind mit der Kneifzange anfassen, und jetzt wollen alle auf einmal beste Freunde sein[5].

Aber auch bei Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) boomt es. Es ist geplant, mit einem indischen Partner 6 U-Boote zu bauen. Der Projektwert wird rund 5,2 Milliarden US-Dollar (fünf Milliarden Euro) betragen und kann noch steigen. Die Zusammenarbeit von Thyssenkrupp mit der indischen Marine besteht seit den 80ern, damals wurden 4 U-Boote gemeinsam gefertigt. Außerdem hat Deutschland bereits im ersten Halbjahr 2024 für rund 150 Millionen Euro (160 Millionen US-Dollar) Waffen an Indien geliefert. Damit war Indien 2024 drittgrößter Empfänger deutscher Rüstungsgüter weltweit[6].

In der Automobilindustrie sieht es dagegen bescheiden bis gar nicht aus. Porsche hat einen Umsatzeinbruch von 30 Prozent hinnehmen müssen. Betrug der Konzerngewinn 2023 noch 5,2 Milliarden Euro, sackte er in 2024 auf „nur“ noch 3,6 Milliarden Euro ab[7]. Mal schauen, wann dort mit Arbeitsplatzabbau gedroht wird.

So wie es aussieht, beginnt die Talfahrt bei Ford in Köln gerade erst richtig. Der US-amerikanische Mutterkonzern hat die Zuschüsse gestrichen und bürgt nicht mehr für die Verluste des Kölner Traditionswerkes. Im schlimmsten Fall drohen eine Insolvenz und der Verlust von mehr als 10.000 Arbeitsplätzen[8].

Bei Audi ist der Wegfall von 7.500 Arbeitsplätzen bis Ende 2029 angekündigt. Ursprünglich hatte die Konzernleitung wohl die Streichung von 12.000 Arbeitsplätzen gefordert[9].

Bei Siemens geht die Talfahrt auch weiter. Es sollen jetzt 6.000 Stellen abgebaut werden, davon 2.850 in Deutschland[10].

Die Stahlindustrie schwächelt ebenfalls immer weiter. In Duisburg, dem Stammsitz von Thyssenkrupp Steel Europe soll das Produktionsvolumen von 11,5 Millionen auf nur noch neun Millionen Tonnen reduziert werden. Billigexporte aus China und die Handelspolitik von Donald Trump sind dort die ausschlaggebenden Wirtschaftsfaktoren[11].

Abschließen möchte ich mit einer Nachricht, die mich am 19.03.25 per Mail via Campact erreichte.

„Die tägliche Höchstarbeitszeit soll laut den Sondierungen von Union und SPD durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt werden. Damit könnten Arbeitgeber extreme Arbeitstage von bis zu 16 Stunden durchsetzen – mit gravierenden Folgen für Gesundheit und Familie. Gewerkschaften warnen: Die Pläne erhöhen den Druck auf Beschäftigte und gefährden unverzichtbare Ruhezeiten.“ Statt innovative und zukunftsträchtige Arbeitszeitmodelle zu gestalten, fällt der Politik nichts Besseres ein, als zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts zurückzukehren.

Aber was erwarten wir auch von dem alten Cum-Ex- und von dem neuen BlackRock-Bundeskanzler?

Die Stimmung ist beschissen und wir tanzen auf den Tischen.

Bis nächsten Monat, euer Henry

[1]  Wirschaftswoche 07.02.25 https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/krise-der-autozulieferer-rheinmetall-baut-autoteile-produktion-fuer-ruestung-um/30195808.html
[2]  Manager Magazin 07.02.25 https://www.manager-magazin.de/unternehmen/industrie/rheinmetall-milliardenschwerer-digitalisierungs-grossauftrag-von-der-bundeswehr-rheinmetall-aktie-mit-kurssprung-a-fec63446-b48e-4038-af52-1fd156441a84
[3]  Handelsblatt 05.02.24 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/rheinmetall-milliarden-auftrag-fuer-die-digitalisierung-der-bundeswehr-01/100105484.html
[4]  Wie berechnet man Prozentgewinne bei Aktien?
[(Gewinn - Kosten / eingesetztes Kapital) - 1] x 100 = Nettorendite in Prozent. Wenn Sie zum Beispiel 4.000 Euro angelegt haben und nach einem Jahr 4.550 Euro bekommen, angenommene Kosten von 200 Euro sind bereits abgezogen, beträgt Ihre Nettorendite [(4.550 Euro - 200 Euro / 4.000 Euro) - 1] x 100 = 8,75 Prozent.
[5]  RedaktionsNetzwerk Deutschland 11.03.25 https://www.rnd.de/wirtschaft/rheinmetall-deutscher-waffenbauer-auf-dem-weg-in-die-weltspitze-SM4W7L6RBZGNVPKJH7JSPL2RQM.html
[6]  DW.com 09.02.25 https://www.dw.com/de/gr%C3%B6%C3%9Fere-unabh%C3%A4ngigkeit-f%C3%BCr-indien-durch-deutsche-u-boote/a-71540969
[7]  RP-Online 12.03.25 https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/porsche-gewinn-sinkt-um-30-prozent_aid-125130873
[8]  wdr.de 10.03.25 https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/fordwerke-koeln-standort-gefaehrdet-100.html
[9]  tagesschau.de 17.03.25 https://www.tagesschau.de/eilmeldung/audi-stellenstreichungen-100.html
[10]  spiegel.de 18.03.25 https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/siemens-will-6000-jobs-abbauen-a-80083c5a-c3b9-433d-bc67-3b69af851291[10]   [11]  welt.de 22.03.25 https://www.welt.de/wirtschaft/article255741542/Stahlindustrie-Wenn-sich-jetzt-nichts-tut-dann-sind-wir-platt.html[11]