idiotoreal

Die Kriegsbewegung – „Stell dir vor, es ist Krieg, und jeder will hin“ – erzielt immer größere Gelände-Gewinne. Das Feuilleton rüstet geistig auf, rehabilitiert den Soldaten-Beruf inklusive Helden-Ideal und erklärt die Fangfragen aus den früheren Gewissensprüfungen für Kriegsdienstverweigerer („Und wenn der Russe deine Freundin …“) zu wirklichen Fragen. Fehlt nur noch ein Preußen-Revival, den Soldaten-Kanzler haben wir ja schon. Die Politik-Journaille überlegt derweil, wie Deutschland wieder an Atomwaffen rankommen kann. Und die EU legt schon mal eine „Strategie zur Vorbereitung auf kriegsbedingte Krisen“ vor mit praktischen Tipps dazu, was alles in das Notfall-Köfferchen gehört: Streichhölzer, Ausweispapiere, Vitaminriegel, Dosenessen usw. Parallel dazu schaltet die Wirtschaft auf Kriegskeynesianismus um. Die TERZ widmet sich Rheinmetall als Hauptprofiteur und wartet aus gegebenem Anlass mit einem Artikel zu „Sterben ohne Gott“ auf. Dann hat sie noch das Sondierungspapier des kommenden Kriegskabinetts sondiert. Eigene Antworten auf 551 Fragen zu 17 Nichtregierungsorganisationen hat sie auch gefunden. Und nach dem Besuch der Theater-Adaption von Boris Vians Roman „Die Gischt der Tage“ weiß die Redaktion sich mit dem Autoren einig: „Es gibt nur zwei Dinge, die Liebe (...) und die Musik. Alles andere sollte verschwinden, denn alles andere ist hässlich.“