Der Worringer Platz zieht doch nicht um

Es war wohl zu schön, um wahr zu sein: Die Stadt betrachtet die Drogensüchtigen nicht länger als Verschiebemasse, die nirgendwo richtig hingehören sollen, sondern lässt sie sesshaft werden. Sogar einen Platz hatte sie sich schon ausgeguckt. Ein Teilstück des Bertha-von-Suttner-Platzes hinter dem Hauptbahnhof schien der zuständigen Dezernentin Miriam Koch geeignet, um der Szene vom Worringer Platz eine neue Heimstatt zu bieten.

Aber jetzt wohl doch nicht. „Das Konzept ist genau das Richtige, aber die Fläche ist die falsche“, meint Koch auf einmal. Von allein kam sie bestimmt nicht drauf, es dürften sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung gewesen sein, denn passgenaue Flächen für Junkies – die darf es nicht geben.

Die neue Situation hält die Stadt aber nicht davon ab, am Worringer Platz weiter Tabula rasa zu machen. Jetzt mussten auch die aus Glasbausteinen errichteten Bänke dran glauben. Kosten des Rückbaus: 377.000 Euro. Viel teurer kann der Aufbau auch nicht gewesen sein.

„Zur Verbesserung der Sicherheitslage und der Übersichtlichkeit des Worringer Platzes“ greift Schwarz-Grün nun zu defensiver Architektur. Sitzbänke aus Stahl, die nicht nur an ihren Enden mit Armlehnen ausgestattet sind, damit sich auf ihnen niemand breit macht. Christiane Voigt als Schöpferin der Glasbänke will das alles aber nicht so einfach hinnehmen. Die Architektin protestierte gegen die Demontage. Sie wirft der Stadt vor, sich nie richtig um das Platz-Mobiliar und das kriminalpräventive Konzept, das mit ihnen verbunden war, gekümmert zu haben, und erwägt eine Klage.

Die Verwaltung sieht einem Rechtsstreit jedoch gelassen entgegen. Sie macht ein übergeordnetes öffentliches Interesse an dem Abbruch geltend. „Dieses überwiegt ihrem Erhaltungsinteresse als Urheberin“, verlautet es aus dem Amt für Verkehrsmanagement.

So ganz ohne Kunst geht es aber auch beim Worringer Platz 2.0 nicht. Der „Kreativraum D“, in einem lange leerstehenden Ladenlokal eröffnet, zeigte jüngst seine erste Ausstellung. Zudem bietet er Raum für Workshops und Arbeitsgruppen. „Diese gelten auch als wichtiger Baustein des neuen Projekts Sibu, kurz für Sicherheit im Bahnhofsumfeld“, weiß die Rheinische Post. Es scheint also auf so eine Art „defensive Kunst im öffentlichen Raum“ hinauszulaufen.


Heraus zur Bayer-Hauptversammlung!

Auch in diesem Jahr ist der Leverkusener Chemie-Riese Bayer mit seiner Hauptversammlung wieder ins Internet geflüchtet. Er hält sie am 25. April online ab, weil er sich nicht direkt mit der Konzern-Kritik konfrontieren möchte.

Aber die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und ihre Mitstreiter*innen zeigen mit einer Kundgebung vor der Leverkusener Konzern-Zentrale trotzdem Präsenz. Unter anderem fahren Bauern und Bäuerinnen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mit ihren Treckern vor. Zudem nimmt die CBG gemeinsam mit anderen Aktivist*innen die Möglichkeit wahr, sich mit Rede-Beiträgen zu der virtuellen Veranstaltung zuzuschalten. So gelangen dann auch dieses Mal wieder Themen wie „Glyphosat und andere Pestizide“, „Gentechnik“, „Arznei-Nebenwirkungen“, „ungerechter Welthandel“ und „Arbeitsplatzvernichtung“ auf die Tagesordnung statt wie sonst bei Hauptversammlungen üblich nur die Geschäftsbilanz.


CDU will Lücken schließen

Ganz Düsseldorf ächzt unter hohen Mieten. Ganz Düsseldorf? Nein. In Flingern auf der Kiefernstraße haben sich ein paar Menschen vor langer, langer Zeit günstigere Konditionen erkämpft. Das verletzt nach Ansicht der CDU den Gleichheitsgrundsatz. Darum forderte sie die städtische Wohnungsgesellschaft Düsseldorf (SWD) auf, tätig zu werden. „Aufgrund der Haushaltsgrundsätze der wirtschaftlichen und sparsamen Haushaltsführung müsste eigentlich eine möglichst kostendeckende Vermietung – auch auf der Kiefernstraße – angestrebt werden. Angesichts des extrem niedrigen Mietniveaus auf der Kiefernstraße drängt sich die Frage auf, inwieweit es Bestrebungen gibt, die Lücke zur normalen Miethöhe in Düsseldorf zu verringern und ob die SWD von ihren diesbezüglichen Möglichkeiten auch Gebrauch macht“, meinen die Christdemokrat*innen.


95 Abschiebungen

Im Jahr 2024 schob die Düsseldorfer Ausländer*innenbehörde 95 Menschen ab. Das ergab eine Anfrage der Partei „Die Linke“. Betroffen waren Menschen in einem Alter von drei bis 65. 30 Personen stammten aus Albanien, sieben aus Mazedonien, fünf aus Chile, dem Irak und Serbien, der Rest aus 24 anderen Ländern. Als Grund für die Rückführungen gibt die Stadtverwaltung in den meisten Fällen „illegale Einreise“ an. Die beiden Linkspolitiker Helmut Born und Julia Marmulla kritisierten das Vorgehen der Behörde. Zudem würden die Schutzsuchenden „nach der geltenden Rechtslage und Praxis mit zahlreichen Beschränkungen, einem unsicheren Aufenthaltsstatus und einer mangelhaften sozialen und medizinischen Versorgung konfrontiert“, so die Politiker*innen.


Milliarden für die Oper – und der Rest der Stadt?

Düsseldorf plant den Bau eines neuen Opernhauses – geschätzte Kosten: mindestens 1,5 Milliarden Euro. Während Schulen verfallen, die Sozialarbeit zusammengestrichen wird und Menschen in Notunterkünften leben, träumt die Stadtspitze von einem neuen „kulturellen Leuchtturm“. Bezahlen soll ihn die gesamte Stadtgesellschaft – profitieren wird ein kleines, exklusives Publikum.

Am 22. März fand im ZAKK der Kongress „Umverteilen statt Milliardenoper“ statt, organisiert von der Ratsfraktion „Die Linke“ Düsseldorf und der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW. In Diskussionen, Vorträgen und Workshops wurde deutlich: Es geht nicht nur um ein Gebäude, sondern um die politische Ausrichtung dieser Stadt. Die einen wollen die soziale Infrastruktur stärken, die anderen Opernpaläste bauen.

Die Forderung nach einem Bürgerentscheid liegt auf dem Tisch – doch bisher fehlt die Zweidrittelmehrheit im Stadtrat. Wer sich Demokratie nur leisten will, wenn das Ergebnis passt, zeigt, worum es wirklich geht: um Macht, Prestige und die Verteilung öffentlicher Gelder.

Die Frage bleibt: Für wen ist diese Stadt eigentlich gemacht? Und was braucht es, damit alle mitbestimmen können?


Leser*innenbrief:

Dreimal Null is Null blievt Null

Das schlechte Abschneiden der BRD bei Pisastudien hat gravierende Auswirkungen auch auf die TERZ-Redaktion. Der Artikel „Kotzen oder Lachen?“ (TERZ 03.25) wurde im „idiotoreal“ der Märzausgabe als Rückblick auf „politische Narreteien und Harlekinaden der letzten 40 Jahre“ angekündigt. Der letzte Abschnitt – „Ho-Ho-Hosenträger“ – war ganz dem AStA-Jeckenprotest von 1967 gewidmet, als Studierende im Rosenmontagszug kurz vor den Fernsehkameras das Transparent „Jedem Zwergschüler seine Zwerguniversität“ zückten. Nach Adam Riese liegt das Jahr 1967 jedoch nicht 40 Jahre, sondern auf den Tag genau 58 Jahre zurück. Des weiteren wurde unter der Zwischenüberschrift „Spaßguerillakrieg“ aus dem Aufruf des Allgemeinen Vereins der Carnevalsfreunde zu Düsseldorf (1846) zitiert. Und vom Jahr 1846 sind wir nächstes Jahr zwar nicht 180 Lichtjahre, aber immerhin 180 Jahre entfernt.

Dies als beiläufige Anmerkung eines Adam-Riese-Fanatikers.

Graf Zahl