TERZ 0708.25 – KAPITAL AKTUELL
Noch beherbergt die Immobilie mit der Jugendstil-Fassade und der imposanten Adresse Königsallee 1-9 das Galeria-Kaufhaus. Der über 100 Jahre alte Komplex gehört zum Signa-Erbe des derzeit in Österreich inhaftierten Ex-Moguls René Benko. Der hat sagenhafte 14 Milliarden Euro Schulden gemacht.
Hier, im Kaufhof an der Kö, und nicht wie geplant im neuen Kaufhof am Wehrhahn, könnte mensch sich die neue Oper für Düsseldorf vorstellen. Zwei Luxushotels drumherum, mit beeindruckendem Blick auf den Kö-Bogen, in dem sich bereits ein Nobel-Kaufhaus, diverse weitere Edelkonsum-Shops und ebensolche Gastronomie finden lässt. Aber genau das, so die Planung der Stadt Düsseldorf, soll auf der Kö 1-9 die Galeria ablösen, die noch für viele Menschen „der Kaufhof“ heißt. Wofür käme der Riesen-Klotz noch infrage? In Wuppertal ist in einem ehemaligen Kaufhaus jetzt eine Gesamtschule untergebracht. Aber die Planenden für die Kö würden den alten Komplex wahrscheinlich lieber sprengen, als eine Gesamtschule darin dulden.
Es ist nicht so leicht, etwas zu finden, das den Menschen, die in Düsseldorf leben und denen, die zu Besuch herkommen, wirklich nützlich wäre. Vor allem auch Menschen mit kleinem Budget, solche, die früher auch mal was im Kaufhof an der Kö gekauft haben und im dortigen Restaurant zum Essen eingekehrt sind. Diese Zielgruppe –möglicherweise ist sie auch bereits ausgestorben oder abgewandert – ist in der Planung nicht vorgesehen. Angesprochen werden sollen die oberen Preisklassen, gerne auch aus dem näheren oder ferneren Ausland. Solche Ausländer*innen sind heiß begehrt in Düsseldorf.
Derweil läuft für das denkmalgeschützte Haus an der Kö bereits ein Bieter*innenverfahren, 150 Millionen Euro sind ein Schnäppchen.
Heiß auf so einen Kauf ist auch die Centrum-Gruppe. Nach seiner Milliardenpleite, die auch in Düsseldorf Spuren hinterlassen hat, visiert das Nachfolgeunternehmen unter offizieller Regie der Frau von Unternehmensgründer Uwe Reppegather lukrative Geschäfte an. Er ist Geschäftsführer, hat sein persönliches Insolvenzverfahren hinter sich, berichtet die RP. Auch der zweite Meilenstein sei erreicht: Im Zuge einer übertragenden Sanierung gingen die Vermögenswerte der alten Holding Ende Februar 2024 auf die neue Centrum Development GmbH über. Ob das Vertrauen in solcherart Geschäftspartner*innen gerechtfertigt sein mag, sei dahingestellt.
Der Vorsitzende des Planungsausschusses des Düsseldorfer Stadtrats, Alexander Fils, CDU, hat schon mit René Benkos Unternehmensgruppe über einen möglichen Umbau des Ex-Kaufhofs verhandelt, er kennt sich aus mit Benko-Filz. Fils träumt sogar von der Wiederherstellung des zentralen Lichthofs mit einer Glaskuppel, der sich einst in dem Gebäude befand, als es noch „Warenhaus Leonhard Tietz“ hieß.
Architekt Josef Maria Olbrich, der maßgeblich die Gestaltung des 1912 eingeweihten Baues verantwortete, bezeichnete den Lichthof als „Dom“.
Trotz Beschädigungen während des Zweiten Weltkriegs und nachfolgender Umbauten blieb das Bauwerk weitgehend erhalten, die innere Aufteilung und die Lichtführung sind allerdings verloren gegangen. Die jüdische Tietz-Dynastie traf spätestens mit der Machtübernahme der Nazis 1933 großes Unheil, wie so viele Menschen. Tietz’ Sohn Alfred Leonhard, unter dessen Leitung die Leonhard Tietz AG zu einem der großen Kaufhauskonzerne in Deutschland geworden war, musste sein Imperium für einen lächerlich geringen Preis an Banken verkaufen und emigrieren. Jahrzehnte später geriet das Gebäude in den Strudel der mehrfachen Galeria-Kaufhof-Insolvenzen, hat also eine bewegte Geschichte, die noch weiter geschrieben wird.
Geschichte geschrieben hat auch das Dreischeibenhaus, ebenfalls ein Wahrzeichen Düsseldorfs seit den 1960er Jahren. Architekt Helmut Hentrich und seine Partner verschafften sich mit dem Bau des futuristischen Hochhauses weltweite Anerkennung. Auch dieses Bauwerk hat diverse Besitzerwechsel und Sanierungen hinter sich und offensichtlich noch vor sich.
Für viele Düsseldorfer*innen heißt das Gebäude schlicht das Thyssen-Haus. Lange war das Logo der Stahlfirma an seiner Fassade zu sehen. 2007 verkündete Thyssen seinen Wegzug aus Düsseldorf und verkaufte die Immobilie für geschätzte 100 Millionen Euro an eine Immobilienfonds-Tochter der Deutschen Bank. Nächster Besitzer wurde Patrick Schwarz-Schütte, der das Gebäude 2011 mit einem Partner für 72 Millionen Euro gekauft hatte. Bis 2014 wurde das Dreischeibenhaus aufwändig und denkmalgerecht saniert und energetisch auf Vordermann gebracht. Der erste Hauptmieter war der Reiseveranstalter Alltours. Seit 2015 ziert ein 9 Meter hohes Logo, das den Grundriss des Bauwerks darstellen soll, dessen Südseite. Aktuell wird wohl durch das Maklerunternehmen BNP Paribas das 94 Meter hohe Bauwerk zu einem Kaufpreis von 300 Millionen Euro auf dem Immobilienmarkt angeboten. Auftraggeber ist Black Horse Investment (BGI), im Besitz der schwerreichen Unternehmerfamilie Schwarz-Schütte, den früheren Eigentümern von Schwarz Pharma in Monheim. Die zukünftigen Besitzer*innen des Hochhauses können sich an Mietpreisen ab 40 Euro pro Quadratmeter erfreuen. Kalt. Die gesamte Jahresmiete des Dreischeibenhauses beläuft sich insgesamt auf stolze 13 bis 14 Millionen Euro, der Verkaufspreis solle nun 25-fach so hoch ausfallen, berichtet die RP. Warum Patrick Schwarz-Schütte sich von diesem besonderen Bauwerk trennen will, hat er der Öffentlichkeit bisher nicht verraten.
Christine