TERZ 09.25 – FESTUNG EUROPA
Sea-Eye wurde 2015 gegründet und ist ein Verein für zivile Seenotrettung. Entstanden ist die Initiative aus der Empörung über das Massensterben im Mittelmeer, die durch fehlende staatliche Hilfe immer weiter zunahm. Seitdem sind wir auf der zentralen Mittelmeerroute unterwegs, einer der tödlichsten Fluchtrouten der Welt, suchen nach Menschen in Seenot und kämpfen gegen das Ertrinken. Unser Handeln ist eine direkte Antwort auf die gescheiterte Migrationspolitik der EU, die sich ihrer Verantwortung für die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer entzieht. Bis heute hat Sea-Eye mehr als 18.000 Menschen das Leben gerettet.
Seit 2024 ist unser Schiff SEAEYE 5 im Einsatz. Dank seiner Wendigkeit und Schnelligkeit ist der Rettungskreuzer ideal für die Herausforderungen im Mittelmeer geeignet. Er kann in Seenot geratene Boote schnell erreichen, erste Hilfe leisten und Gerettete zügig in Sicherheit bringen.
Immer wieder wird die zivile Seenotrettung, unter anderem von der verschärften Migrationspolitik Italiens, erheblich eingeschränkt. Die SEAEYE 5 wurde erst kürzlich, am 16.06.2025, für 20 Tage in Sizilien festgesetzt. Während dieser Zeit mussten 65 Gerettete an Bord ausharren – darunter auch Verletzte. Eine menschenunwürdige Situation, die vermeidbar gewesen wäre, wenn Behörden ihrer humanitären Pflicht nachkämen. Gegen diese Kriminalisierung und Festsetzung wird Sea-Eye rechtlich vorgehen. Wir sehen darin einen gezielten Versuch, unsere Rettungsmissionen zu verzögern und damit Leben zu gefährden.
Zusätzlich zwingen italienische Behörden Schiffe der zivilen Seenotrettung immer wieder dazu, weit entfernte Häfen anzulaufen. Für die Geretteten bedeutet das stunden- oder tagelange zusätzliche Strapazen. Nahrung und Wasser an Bord werden knapp, medizinische Versorgung wird erschwert und die psychische Belastung steigt.
Neben der Arbeit in der Werft und den Rettungseinsätzen auf See leisten auch die Menschen an Land unverzichtbare Beiträge. Über 1000 Ehren- und Hauptamtliche engagieren sich für Sea-Eye, aufgeteilt in Seacrew und Landcrew. Hinter jeder Rettung stehen Menschen, die planen, organisieren, Spenden sammeln oder auf den Schiffen ihren Mut und ihre Kraft einsetzen. Mittlerweile gibt es 31 Lokalgruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Unsere Mission als Sea-Eye Regionalgruppe Düsseldorf ist es, sichtbar zu machen, was sich täglich vor Europas Grenzen abspielt. Gemeinsam möchten wir uns solidarisieren und für Menschenrechte sowie den Schutz geflüchteter Menschen eintreten. Dafür organisieren wir verschiedenste Veranstaltungen: Lesungen mit Geflüchteten, Fotoausstellungen mit eindrucksvollen Bildern von Rettungseinsätzen, Grafitti-Workshops und Pubquizes, die auf spielerische Weise informieren. Außerdem sind wir regelmäßig mit Infoständen bei Konzerten und kulturellen Events präsent – etwa bei Festivals im zakk, beim Konzert des Rappers „Pöbel MC“, beim Kabarettisten Wilfried Schmickler, beim Comedian Abdul Kader Chahin und bei vielen weiteren Gelegenheiten. Auf diese Weise kommen wir ins Gespräch, informieren, schaffen Orte der Begegnung und möchten individuellen Geschichten und Stimmen von Flucht einen Raum geben.
Dabei sammeln wir auch Spenden für Sea-Eye, um die Rettungseinsätze zu finanzieren. Denn ohne private Unterstützung wären die Einsätze schlicht nicht möglich. Seit die deutsche Bundesregierung sämtliche finanziellen Mittel für die zivile Seenotrettung gestrichen hat, ist diese Unterstützung wichtiger denn je. Mit dieser Entscheidung zeigt die Bundesregierung deutlich, dass sie weniger Rettungseinsätze bewusst in Kauf nimmt – und damit auch mehr Tote im Mittelmeer.
Doch wir geben nicht auf. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und Sicherheit – egal, woher er kommt. Jede Spende, jedes Engagement und jede Stimme, die sich für Menschlichkeit einsetzt, macht einen Unterschied.
Du möchtest dich engagieren? Dann melde dich gerne bei uns per Mail (gruppe.duesseldorf[at]sea-eye[dot]de ), über Instagram (https://instagram.com/seaeyeduesseldorf/) oder komm einfach zu unserem nächsten Plenum! Dieses findet jeden ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr in der Fliese in Düsseldorf-Oberbilk statt. Gemeinsam können wir ein Zeichen setzen: Gegen das Wegschauen und für die Rettung von Menschenleben.
Sea Eye, Düsseldorf
Filmempfehlung:
Kein Land für niemand - Abschottung eines Einwanderungslandes
Im ausverkauften Kinosaal des Metropol-Kinos fand am 08.07. die Premiere des Films statt, begleitet von Sea-Eye-Mitarbeitenden (siehe obenstehender Artikel).
Ein Rettungsboot, das in der Dunkelheit vor der libyschen Küste nach Booten mit Geflüchteten sucht, fündig wird, die Menschen mit viel Mühe an Bord nimmt, sie beruhigt, versorgt und in Sicherheit bringt. Erstmal. Denn was erwartet sie?
Geifernde, polemisierende Politiker*innen, auch Martina Schweinsburg, CDU, dürfen im Film ihre zynischen Kommentare ablassen: „Wir können nicht jedem hier Asyl gewähren und Sozialkosten zahlen, nur weil die denken, sie können hier Ziegen hüten.“
Gezeigt werden schockierende Bilder von prügelnden Grenzern, Angriffen von Schiffen der libyschen Küstenwache (seit 2015 unterstützt von der EU mit Geld, Ausrüstung und Training) auf vollbesetzte Boote mit Geflüchteten, Menschen in völlig überfüllten Camps, Stacheldraht, hohe Zäune, unwürdige Zustände, im Meer treibende und im Boot liegengebliebene Menschen, ein paar von vielen Tausenden, die auf der Flucht aus ihrem Heimatland starben – und das Sterben geht weiter.
Was Europa innerhalb der letzten Jahre zustandegebracht hat, um Geflüchtete fernzuhalten und durch menschenverachtende Behandlung abzuschrecken, verheißt kaum eine Perspektive für Menschen, die unter widrigsten Umständen kommen, um leben zu können. Was sie vorfinden, wenn sie die Flucht überleben, sind erneut widrige Umstände.
Der Film gibt geflüchteten Menschen und Organisationen wie Sea-Eye ein Gesicht, macht begreifbar, dass jede Person um ihr Leben kämpft und lässt erahnen, welche Härten die Menschen ertragen müssen. Und zeigt, wie das Gros der Politiker*innen damit verfährt.
Der Film ist in vielen NRW-Kinos noch im Prgramm, Infos unter:
https://kein-land-fuer-niemand.de