TERZ 10.25 – AUS DEN BETRIEBEN
Am 05.09. verkündete der WDR noch, dass die Belegschaft nach einer Urabstimmung zugestimmt hat: „Kein Streik bei Ford. Die Belegschaft der Kölner Ford-Werke hat den Weg für einen harten Sparkurs samt Personalabbau freigemacht.“ [1] Laut WDR sagten 93,5 Prozent der Stimmberechtigten „Ja“ zu dem ausgehandelten Kompromiss der Verhandlungspartner*innen, die sich im Streit um den geplanten Stellenabbau geeinigt hatten. Damit sollten dann bis 2027 von den 11.500 Stellen in Köln rund 2.900 abgebaut werden. Wie üblich war die Rede von hohen Abfindungen bei freiwilliger Kündigung, von Altersteilzeit, von freiwilligen Sicherheiten des US-Mutterkonzerns und davon, dass auf betriebsbedingte Kündigungen (vorerst) verzichtet werden soll. Die IG Metall feierte das „bestmögliche Sicherheitsnetz“, welches bis 2032 gelte und damit eine finanzielle Absicherung böte. Die Geschäftsführung schwafelte wie üblich von: „Es ermöglicht dem Unternehmen, unseren Restrukturierungsplan sozialverträglich umzusetzen und ein zukunftsorientiertes und kosteneffizientes Unternehmen in Europa aufzubauen.“ Eine mögliche Insolvenz, derzeit reine Theorie, sollte auch durch den US-Mutterkonzern abgesichert sein.
11 Tage später, am 16.09., verkündete die „Aktuelle Stunde“ dann: „Ford streicht 1.000 Stellen“ [2]. Diese sollen zusätzlich zu den 2.900 abgebaut werden. Geplant ist die Umstellung der Produktion der Elektromodelle Explorer und Capri von zwei auf eine Schicht. Damit fallen zusätzlich 1.000 Arbeitsplätze in der Fertigung und in den angrenzenden Bereichen weg. Wenn die Vorhaben des Managements wie geplant umgesetzt werden, schrumpft die Größe der Belegschaft auf nur noch 7.600 Kolleg*innen. Für den Wegfall der zweiten Schicht wird die schwache Nachfrage nach Elektroautos in Europa verantwortlich gemacht. Bei einer Schicht würden dann nur noch 300 Automobile am Tag das Werk verlassen. Der Umsatzeinbruch soll bei ca. 80% liegen, die Elektromobile von Ford stehen wohl wie Senkblei in den Autohäusern. Der deutsche Michel will halt weiterhin seinen Verbrenner fahren. Bei der Kampagne, die die bürgerlichen Medien und die konservativen Parteien gerade fahren – siehe auch die Wärmepumpe – verwundert das nicht. Den Klimawandel gibt es da immer noch nicht. Dazu kommen fehlende Ladesäulen, die gestrichene E-Auto-Förderung und Manager*innen-Versagen. Ein weiterer Punkt dürften die Preise sein. Wenn der E-Explorer im Angebotspreis bei 54.820 Euro liegt, ist das immer noch zu viel. 50 Mille haben die wenigsten Haushalte angespart. Selbst bei monatlicher Abzahlung von 500 Euro werden gerade mal 6.000 Euro im Jahr getilgt. Mit Zinsen braucht es dann ca. 10 Jahre, um die Karre abzuzahlen, die aber nach 5 Jahren schon veraltet ist! Ein „Volkswagen“ liegt definitiv in einer anderen Preisklasse.
Ich persönlich frage mich, inwieweit das Management nicht schon am 05.09 wusste, das die zweite Schicht in der Explorer- und Capri-Produktion überflüssig ist. Das stellt sich doch nicht innerhalb von 11 Tagen heraus. Die Kölner Kolleg*innen werden wirklich gerade verarscht, der Tod auf Raten wird in Köln kontinuierlich weitergeführt.
Genau entgegengesetzt verkündete das Manager Magazin am 08.09.25: „Wo Rüstungsfirmen neue Fachkräfte finden“ (III). Es fehlen gerade Topmanager*innen, Spezialist*innen, Mitarbeiter*innen. Rheinmetall spricht davon, dass in den nächsten Jahren ca. 8.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Umsätze sollen sich in den nächsten 5 Jahren vervielfachen, in 2024 lag der Umsatz bei 9,7 Milliarden Euro. Jetzt stellt sich die Frage, was heißt vervielfachen? 3mal, 4mal, 5mal oder sogar 6mal so viel ……..?
Rheinmetall ist deswegen auch gerade dabei, seine Produktsparte auszuweiten. Business Punk verkündete am 17.09.25: „Zeitenwende auf See: Warum Rheinmetall mit dem Lürssen-Deal zum europäischen Marine-Akteur wird“ (IV) „Wir schaffen ein maritimes Kraftzentrum in Deutschland.“ So kündigt Rheinmetall-Chef Armin Papperger den Einstieg seines Konzerns in das Geschäft auf den sieben Weltmeeren an. Wenn das Kartellamt zustimmt, geht der Deal Anfang nächsten Jahres über die Bühne. Vier Werften in Deutschland würden in den Rheinmetall-Konzern übergehen. Die Peene-Werft in Wolgast, Teile von Blohm + Voss, die Norderwerft in Hamburg sowie die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven stehen zur Diskussion. Die Börse ging auch sofort steil. Nach Bekanntwerden des Deals stieg der Kurs auf ein neues Rekordhoch, rund um die 1.972 Euro, heißt es. Laut Business Punk lag der Umsatz 2024 sogar bei 9,8 Milliarden Euro. Diese 0,1 Milliarden sind dann 100 Millionen Euro Unterschied, nur damit euch die Dimensionen klar werden, über die wir hier reden*. Wenn dann Rheinmetall für 2025 mit einem Plus von 25 bis 30 Prozent und mit einer operativen Marge** von 15,5 Prozent plant, sind das bei der Differenz von 100 Millionen Euro alleine 25 bis 30 Millionen mehr Umsatz und 15,5 Millionen Rendite! Wir reden also mittlerweile über Dimensionen, Umsätze und Gewinne in der Rüstungsindustrie jenseits von Gut und Böse und jeder Moral!
Damit schließe ich auch die erste Betriebsversammlung nach der Sommerpause, wir hören voneinander.
Euer Henry Ford