TERZ 12.25 – LAUSIGE ZEITEN
Der Siegerentwurf für das neue Düsseldorfer Opernhaus steht fest: Das norwegische Büro Snøhetta soll am Wehrhahn ein Bauwerk errichten. Der Entwurf spaltet die Gemüter und begeistert nur wenige. Während Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) das Projekt als „Opernhaus der Zukunft“ feiert und auf bautechnische Notwendigkeiten, Akustik und moderne Arbeitsstandards verweist, sehen viele darin vor allem eines: Stadtmarketing in Beton gegossen.
Inzwischen gilt für den Neubau ein politisch vereinbartes Kostenziel von rund einer Milliarde Euro. Fairerweise muss angemerkt werden, dass diese Summe nicht nur den Opernbau, sondern auch eine neue Musikschule, eine Musik-Bibliothek, Tiefgaragen und die Erschließung des Areals umfasst. Dennoch ist die Zahl eine Belastung für die städtischen Finanzen, zu Recht spricht die Linke Düsseldorf seit Monaten von einer „Milliardenoper“. Allein für die Grundstückskäufe am Wehrhahn plant die Stadt, Kredite in Höhe von 140,7 Millionen Euro aufzunehmen.
Trotz dieser astronomischen Kosten wird das Vorhaben als Geschenk an die Stadtgesellschaft präsentiert. Dabei handelt es sich um eine Entscheidung, die den kommunalen Spielraum auf Jahre bindet und jede Diskussion über Alternativen, etwa eine nachhaltige Sanierung des Altbaus, im Keim erstickt. In Wahrheit ist dieses Projekt ein prototypisches Beispiel neoliberaler Standortpolitik: Ein ikonisches Bauwerk soll internationale Strahlkraft erzeugen und die Stadt als elitären Investitionsstandort positionieren, nicht als lebendige Kulturstadt für alle.
Der Bau wirkt weniger wie eine dringend notwendige Antwort auf die Bedürfnisse der Kulturszene, sondern wie eine gigantische Bühne für die Stadtspitze selbst. Keller setzt auf Glanz, auf ein „Jahrhundertprojekt“, auf ein Symbol für Dynamik und Weltformat, das sich hervorragend in die Logik globalisierter Stadtmarken einfügt und noch besser auf die Hochglanzseiten der Standortbroschüren. Die angeblich unumgänglichen technischen Argumente dienen dabei eher als Begleitrauschen für das eigentliche Ziel: Repräsentation.
Parallel dazu setzt die Stadtspitze auf ein Kulturverständnis, das der Logik des Immobilienmarkts näher steht als der kulturellen Teilhabe. Die Oper soll als Leuchtturm dienen, während die Kulturarbeit in den Stadtteilen seit Jahren um Ressourcen kämpft. Neue ikonische Architektur für wenige und stagnierende Budgets für die vielen: Das ist die eigentliche Schieflage. Eine Milliarde Euro für ein Prestigeobjekt bedeutet auch, dass diese Mittel an anderer Stelle fehlen: bei Jugendzentren, freien Häusern, Proberäumen und sozialer Infrastruktur.
Jenseits der Marketingrhetorik bleiben viele Fragen offen. Die Oper ist kein Projekt, das aus der Stadtgesellschaft heraus entstanden ist. Sie wurde von oben geplant, für ein Publikum, das vor allem in der Außenwirkung der Stadt eine Rolle spielt. Fragen nach den Kosten, nach Zugang, Nachhaltigkeit und sozialer Relevanz stehen im Raum und werden doch unter der Formel der „kulturellen Strahlkraft“ beiseitegeschoben.
Kultur ist wichtig. Sie verliert jedoch an Glaubwürdigkeit, wenn sie zum Aushängeschild einer Wirtschafts- und Immobilienpolitik wird, die Hochkultur für wenige fördert und die kulturelle Infrastruktur der Vielen vernachlässigt. Düsseldorf braucht kein neues Opernhaus, um eine Kulturstadt zu sein. Es braucht Orte, an denen Kultur zugänglich, lebendig und bezahlbar bleibt: in den Stadtteilen, in freien Häusern und in einer Infrastruktur, die nicht auf Bilder, sondern auf den Alltag ausgerichtet ist.
Die Rheinische Post sammelt derzeit Meinungen zum Opern-Entwurf. Vielleicht hört Keller die Kritik eher, wenn sie von seiner Lieblingszeitung kommt, von den Bürger*innen nimmt er sie schließlich nicht ernst. Leider müsst ihr deswegen eure Meinungen zum Opernhaus wohl an: duesseldorf@rheinischepost.de schicken.
Wer sortiert jetzt die Gepäckstücke der Düsseldorfer Flugreisenden und findet der Urlaub pünktlich statt? Diese Frage stellte sich Markt Und Mittelstand (I) am 16. Juni 2025. Der Bodenabfertiger Aviapartner GmbH & Co. KG Düsseldorf hatte am 12. Juni 2025 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. 3 Monate lang, bis August 25, erhielten 300 bis 340 Mitarbeiter*innen (hier schwanken die Zahlen) Insolvenzgeld. Streiks im Vorfeld, sowie unzählige Mahnwachen und Kundgebungen konnten die Einstellung des Geschäftsbetriebes zum 31.10.25 nicht aufhalten. Bis zu 340 Arbeitsplätze fallen zum 01.11.25 am Düsseldorfer Flughafen weg. Ob es einen Sozialplan geben wird und wenn ja in welcher Ausgestaltung, lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor. Fakt ist: Gesundheitlich angeschlagen von der Maloche am Gepäckband und ohne berufliche Perspektive blicken viele der vorwiegend älteren Kolleg*innen einer ungewissen Zukunft entgegen (II). Der Wegfall der Lizenz für das Be- und Entladen von Luftfahrzeugen sowie für die Gepäckabfertigung im Jahr 2023 waren verantwortlich für die wirtschaftliche Schieflage der GmbH & Co.KG. Dem Wettbewerb zuliebe wurden Verlässlichkeit und soziale Verantwortung geopfert. Doch das Lizenzchaos geht weiter, in vier Jahren steht die nächste Vergabe an, dies geschieht alle sieben Jahre (III). Über 50 der betroffenen Kolleg*innen haben sich am 19.11.25 ein letztes Mal am Düsseldorfer Flughafen getroffen und symbolisch einen schwarzen Sarg mit der Aufschrift „Hoffnung“ vom Terminal B im Flughafengebäude zur Flughafenverwaltung getragen. Der Flughafenbetrieb über die Weihnachtstage geht trotzdem weiter, das NRW-Verkehrsministerium hat die Bodenabfertigung am Flughafen Düsseldorf in die Hände von zwei neuen Unternehmen gelegt.
Die Weihnachtsferien sind somit also gesichert, Halleluja sage ich da,
Henry Ford