TERZ 03.21 – HSD-SEITE
Stellungnahme des Autonomen PoC-Referats und des Autonomen Frauen-Referats an der HSD
Aus Anlass des Wissenschafts- und Aktionstages „#4GenderStudies“ gab Mitte Dezember 2020 die renommierte Rassismus- und Geschlechterfor-scherin Dr.in Maisha-Maureen Auma, Professorin für Kindheit und Differenz (Diversity Studies) an der Hochschule Magdeburg-Stendal, dem „Tagesspiegel“ ein Interview, in dem sie den Blick auf den an bundesdeutschen Hochschulen herrschenden strukturellen Rassismus lenkte. Aus ihrer Perspektive als Schwarzer Akademikerin charakterisierte sie entsprechende Einrichtungen als „immer noch weiße Institutionen, weitgehend homogene Milieus, die sich selbst reproduzieren“.
Als unerhörte Provokation betrachte(te)n hingegen extrem rechte Kreise ihre zweifellos richtige Einschätzung einer weißen Dominanz im akademischen Kontext. Die Reaktion bestand in der Initiierung einer massiven rassistischen Diffamierungskampagne, zu deren Stichwortgeber sich der kulturpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt – Hans-Thomas Tillschneider – aufschwang und die eine unhaltbare Verkehrung eines Rassismus gegenüber Weißen herbeifabulierte. Als Student*innen der HSD halten wir daher eine ausdrückliche Positionierung gegen „anti-feministische und anti-Schwarze Angriffe gegen BIPoC Wissenschaftler*innen“ (ISD) für zwingend erforderlich, die sich nicht in der Zurückweisung rassistischer Hetze und Diffamierung erschöpfen darf. Solidarität muss sich auch in Handlung ausdrücken. Dazu gehört die Stärkung rassistisch marginalisierter Wissenschaftler*innen und Student*innen und damit auch eine kritische und vielleicht unangenehme Auseinandersetzung mit der Reproduktion weißer Dominanz durch die Hochschulstrukturen selbst.
Solidarische Grüße vom Autonomen PoC-Referat und Autonomen Frauen-Referat an der HSD.
Weitere Solidaritätsbekundungen könnt ihr hier abrufen:
Hochschulen sind Teil gesellschaftlicher Strukturen, Orte der Wissens(re)produktion und damit immer auch gewollt oder ungewollt Orte der Rassismus(re)produktion. Diese hat vielfältige Facetten, ist institutionell verankert und zeigt sich auf verschiedenen Ebenen. Der Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften möchte im Sommersemester 2021 – in Kooperation mit AStA, Diversity-Kommission, Fachschaftsrat Sozialkult, FORENA, PoC-Referat, Refugee Support Project und Rolling Eyes Collective – die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung durch die für alle Interessierten offene Online-Vortragsreihe „Weiße Flecken“ (Anmeldung: https://t1p.de/jtl5) weiter vorantreiben.
Die Reihe startet am Di., 23. März 2021, 17:30 Uhr mit der Veranstaltung „Analyseperspektive institutionelle Diskriminierung & Rassismus – Tatort Hochschule“. Referentin ist Prof.in Annita Kalpaka (HAW Hamburg).
Hochschulen sind keine Orte außerhalb gesellschaftlicher Rassismusstrukturen und -diskurse. In diesem Sinne ist die Analyseperspektive Rassismus hilfreich, auch wenn sie aus taktischen Überlegungen oft nicht explizit thematisiert wird. Denn die Verwendung der Begriffe Diskriminierung und Rassismus stoßen oft auf Abwehr, wenn sie als Unterstellung eines absichtsvollen Handelns bzw. lediglich als Kritik eines Fehlverhaltens oder persönlicher „Einstellungen“ Einzelner aufgefasst werden. Ausgewählte Beispiele rassistischer Praxen im Umgang mit Studierenden werfen Schlaglichter auf die Normalität und Routinen des Hochschulalltags und zeigen Möglichkeiten und Grenzen des Sichtbarmachens und der Thematisierung von Diskriminierung und Rassismus auf.
INPUT – antifaschistischer Themenabend:
Zwischen Staatsraison und Kämpfen um Anerkennung – Aktuelle Kontroversen um „Geschichte“ und Erinnerungskultur.
Dienstag, 30. März 2021, 19:30 Uhr. Wir teilen spätestens eine Woche vor der – ursprünglich für den 26. Januar geplanten – Veranstaltung (https://terz.org/2021/01/hsd-seite.html) via Facebook und Instagram mit, ob diese als Präsenzveranstaltung im zakk (Fichtenstr. 40) oder online stattfinden wird.
Referent: Michael Sturm (Historiker, Münster).
Die vielfach geäußerten Befürchtungen, unter die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit werde ein Schlussstrich gezogen, haben sich zwar nicht bestätigt, es haben sich jedoch ein Narrativ einer letztendlich gelungenen „Vergangenheitsbewältigung“ und eine Meisterzählung etabliert, die von der Geschichte der BRD als „Erfolgsstory“ kündete. Diese Deutung wird zunehmend in Frage gestellt. In den Fokus rückt zum einen das bislang kaum kritisch aufgearbeitete koloniale Erbe Deutschlands, zum anderen tragen zahlreiche Betroffene rechter Gewalt in Deutschland nach 1945 ihre Perspektiven und Forderungen nach Anerkennung und Sichtbarkeit in die Öffentlichkeit.
Der Vortrag nimmt die hegemonialen Deutungsmuster ebenso in den Blick wie die Narrative, Praktiken und Interventionen, die der Erzählung einer vermeintlich „erfolgreichen“ Vergangenheitsbewältigung entgegentreten. Thematisiert werden soll auch, welche Fragen diese vielfältigen Praktiken für ein antifaschistisches Gedenken aufwerfen.