Neues aus der Plattenkiste

Handverlesen und präsentiert von The Oberbilker

Da in der letzten Terz Ausgabe meine Rezensionen alle ein wenig krautlastiger ausgefallen sind, aber im Noise-Rock, Punk oder Wave Bereich auch sehr gute Releases herausgekommen sind, gibt es diesmal etwas in diesem Bereich auf die Ohren. Alle Releases sind aus dem Jahr 2021 und müssten noch erhältlich sein.

1979 nahmen die „Brats“ aus Kopenhagen ein Tape auf, das leider nie rauskam. Denn mit der Namensänderung zu „Mercyful Fate“ verschwanden die Aufnahmen erst einmal in der Versenkung. 2008 wurden die Punk-Perlen dann das erste Mal auf „Arg! Records“ veröffentlicht. Jetzt haben sich „High Roller Records“ erbarmt und die Killed-By-Death-Granaten, remastered vom Original-Tape, mit Liner Notes und Fotos auf Vinyl wiederveröffentlicht. Wer wissen will, wie sich das Leben 1979 in Dänemark angefühlt hat, sollte sich auf jeden Fall The Lost Tapes – Copenhagen 1979 von den Brats zulegen. Seite A fängt auch stilgerecht mit „On Dope“ und „No School“ an. Wer Glück hat, kriegt vielleicht noch eine Version auf silberfarbenen oder durchsichtigem rot-weißem-splatter Vinyl, klassisches schwarz ist aber auch erhältlich: https://hrrshop.de/BRATS-The-Lost-Tapes-Copenhagen-1979-LP-BLACK

Martin von EA80 hat mir dann die Tage einen Tipp zukommen lassen, und da musste ich auch zuschlagen. The Lumes aus Rotterdam haben via „Musikzimmer“ und „Licht-ung“ eine Single rausgebracht, auf der zwei Songs vom 2015er Tape Lust sind. Post Rock/Punk, der einem*einer kalte Schauer über den Rücken jagt. Herausgekommen in einer Auflage von 120 Exemplaren, Die-Cut-Cover, Textblatt-Sammler*innenherz, was willst Du mehr. „Satan“ und „Nervous“ sind seit Tagen in Dauerrotation auf dem Plattenteller: https://thelumes.bandcamp.com/album/lust

Gehen wir nach Kanada: Tunic haben ihr neues Album Exhaling auf „Artoffact Records“ aus Toronto rausgebracht. 500 Kopien auf gelbem Vinyl und bestens geeignet für Fans von Metz, Pissed Jeans oder Ten Volt Shock. Ein grandioses Album, einfach kaufen, anhören und durch die Wohnung moschen, immer wieder! Das ganze Album läuft einfach gut rein, alle Songs! https://tunicband.bandcamp.com/

Trotz Brexit schlagen auch noch immer wieder Perlen aus UK hier auf, wie zum Beispiel Lice aus Bristol, die uns mit ihrem Album Wasteland or What Ails Our People Is Clear beglücken. Herausgekommen auf „Settled Law Records“ hat mir die LP auch schon manchen Abend versüßt. Klassischer nöliger UK-New-School-Punk, dem man die Frustration anmerkt, die Jungs sind einfach nur ‚Pissed‘. Auch eine Granate, obwohl es mit 11 Songs leider nur die Hälfte desTunic Albums fasst, das mit 22 Tracks ausgestattet ist. Aber dafür sind die Songs länger und etwas differenzierter aufgebaut. Es gibt 500 Kopien auf schwarzem Vinyl, Anspieltipp hier: „Pariah“ https://licebanduk.bandcamp.com

Zum Schluss machen wir noch einen Abstecher nach Belgien, zum Label „Stroom“. Stroom veröffentlicht neue belgische Künstler*innen, tätigt aber auch Wiederveröffentlichungen, wie zum Beispiel die Whale Split EP von White Light und Joe Bogaert. Joe Bogaert war auch bei White Light als Gitarrist und Texter dabei. White Light und Joe kommen beide aus Aalst in Belgien und sind New Wave Urgesteine. Auf der EP sind alte Aufnahmen von 1982 / 1983, jeder Act steuert zwei Songs dazu. White Light: „I Want You To Know Me“ und „I Hear A Whale Song“ von selbstbetitelten Album „White Light“. Und Joe Bogaert: „Would You“ und „So Obscene“ vom Album „None Of Them Are Green“. Alle vier Songs sind eher ruhigere Wave-Nummern aber unbedingt hörenswert. Besonders da die Original-Alben schon lange Out-of-print sind und ca. im 50 bis 60 Euro-Bereich liegen. https://stroomtv.bandcamp.com/album/whale

So das war es für diesen Monat, The Oberbilker

Upps, beinahe vergessen, von Alan Vega, ja der von „Suicide“, wurde posthum über „Sacred Bones Records“ das Album „Mutator“ veröffentlicht. Die Aufnahmen stammen von Mitte der Neunziger Jahre aus Alans Privatarchiv, das von seiner letzten Lebensgefährtin Liz Lamere und ihrem gemeinsamen Sohn Dante Vega Lamere verwaltet wird. Liz hat Alan auch in dieser Phase musikalisch unterstützt, an den Keyboards und am Gesang: https://sacredbonesrecords.com/products/sbr271-alan-vega-mutator
Das Archiv ist wohlgefüllt, so dass es Hoffnung gibt, dass noch weitere Veröffentlichungen das Licht der Welt erblicken und uns erfreuen. Mein Tipp vom Album ist: „Nike Soldier“, dazu ein verstörendes Video mit einer destruktiven Ausstrahlung, passend zum Pfingstmontag, an dem ich diese Zeilen schreibe. Der Link zum Video: https://youtu.be/p63uxLCI260

Und natürlich, alles Gute zu Geburtstag Bob! Wie gesagt es ist Pfingstmontag, der 24. Mai (-: