Neues aus der Plattenkiste Handverlesen und präsentiert von The Oberbilker Punk Rock was my first love and it will be my last, Punk Rock of the future and Punk Rock of the past. (Frei nach John Miles) Im September ging ein langgehegter Traum von mir in Erfüllung! Ralf Hitsville hat mir einen Tag lang seinen Laden anvertraut und ich war Kapitän an Bord! Schon beim vorherigen Einarbeiten war ich voll in meinem Element und ich muss sagen, Vinyl verkaufen macht mehr Spaß, als Autos zusammenzubauen! Das Stöbern im Laden hat sich gelohnt, denn in der Zeit sind ein paar schöne Neuveröffentlichungen aufgeschlagen: Fangen wir an mit Akne Kid Joe und ihrem neuen Album Wir Jungs von AKJ, herausgekommen auf Kidnap Music, wie die beiden Vorgänger-Alben auch. Der Preis für das hässlichste Cover des Jahres geht auf jeden Fall an AKJ. Ein Kaufanreiz ist das nicht, aber AKJ hauen wieder Deutschpunk vom Feinsten raus. Schaut euch mal das Video zu Gestern, Heute, Morgen an. AKJ haben die Schöpfungsgeschichte umgeschrieben, die Textzeile: „Am dritten Tag lassen wir dann alle Tiere frei / keine Sau stirbt mehr in der Schlachterei. Dann bilden wir eine Allianz aus Mensch und Tier / und stürmen das Polizeirevier.“ sagt schon alles aus. Ein weiterer Anspieltipp ist Wieso?! Eine Abrechnung mit Impfgegner*innen und dieser ganzen kruden Mischpoke. Mein Fazit: Hässliches Artwork, aber geile Songs. Standard Cover, schwarzes Vinyl, ein fettes Booklet mit Texten und noch hässlicheren Fotos runden alles ab. Als nächstes widmen wir uns dem neuen Amyl And The Sniffers Album Comfort To Me, in Europa auf Rough Trade ver­öffentlicht. Alle drei Vorab-Singles, Guided By Angels, Security und Hertz und die dazugehörigen Video Clips haben den Oberbilker Haushalt angeheizt, Lust auf mehr gemacht und sehnlichst auf den 10.09.21 warten lassen, dann war nämlich Veröffentlichung. Punk Rock Zumba könnte man das auch nennen, was Amy Taylor da fabriziert, sie gibt wirklich immer alles in ihrer Performance, in den Clips, auf der Bühne, überall, das ist der pure Wahnsinn, was da abgeht! Und wenn Fucking Corona vorbei ist, hoffe ich, dass Amy und ihre Jungs endlich wieder auf Tour kommen und auch in Düsseldorf oder Umgebung spielen. Da bin ich auf jeden Fall dabei! Denn das Warten hat sich gelohnt, die anderen Songs zeigen uns auch, wo die Australier*innen den Hammer hängen haben, das ganze Album ist aus einem Guss, da gibt es nicht dran zu rütteln! Romer Red Vinyl für die Indie-Plattenläden, Klappcover, bedruckte Innenhülle, nichts fehlt - ein Pflichtkauf wie das AKJ Album. Auf Damaged Goods beglücken uns The Shadracks mit ihrem neuen From Human Like Forms Album. Kennengelernt habe ich die Shadracks durch ihre Pray c/w Time’s Up Single, die zeitgleich mit der neuen Wild Billy Childish + CTMF Single Bob Dylans’s Got A Lot To Answer For in Düsseldorf erhältlich war. Beide ebenfalls auf Damaged Goods. Wild Billy wie immer mit klassischem Garage Rock, seine Singles haben mich noch nie enttäuscht, auch Bob Dylans’s Got A Lot To Answer For begeisterte sofort beim Anspielen und wurde eingepackt. Kommen wir zu den Shadracks: die Single Pray besticht durch den nöligen Gesang von Huddie Humper, der, welch Wunder, der Sohn von Billy Childish und Kyra de Coninck ist, die wiederum die Sängerin bei Thee Headcoatees war, der Backing Band von Wild Bill And Thee Headcoats. Der Kreis schließt sich also. Auf der B Seite befindet sich ein sehr guter Cover Song von den Buzzcocks, die Punk Pop Hymne Time’s Up im Garage Style. Lohnt sich! Kennengelernt habe ich die The Shadracks leider erst mit dem zweiten Album, aber so gut wie From Human Like Forms ist, überlege ich mir auch noch den Erstling, der einfach nur The Shadracks heißt, zu besorgen. Verstärkt wird Huddie durch Rhys Webb, der auch bei den Horrors Bass spielt, und Elisa Abednego am Schlagzeug. Die urbane Legende sagt, dass Elisa und Huddie eine kurze Begegnung in einer verlassenen Parklandschaft hatten, ins Philosophieren kamen und dann sehr schnell The Shadracks gründeten. Alle drei Damaged Goods Veröffentlichungen sind in Mono aufgenommen und, wie es sich für anständige Garage Rock Alben gehört, gibt es keine Textblätter. Und da wir gerade bei Singles sind: Munster Records aus Spanien hat von den Nubs die Job Single von 1980 wiederveröffentlicht. Original damals auf Businessman erschienen war diese Single lange vergriffen und gesucht. Munster Records hat sich nun erbarmt und dieses Punk Rock Kleinod wiederveröffentlicht. Job ist einer der besten Punk Songs, den ich in letzter Zeit gehört habe und gehört in jedes Plattenregal! Viel über diese Band gibt es nicht herauszufinden, die sollen wohl aus San Francisco kommen. Den Abschluss machen Chubby & The Gang mit ihrem neuen Album The Mutt’s Nuts, herausgekommen auf Partisan Records. Der Erstling Speed Kills konnte schon begeistern, und der Nachfolger schafft es, die schon hochgeschraubten Erwartungen noch zu übertrumpfen. Klassischer HC-Punk, der sehr 90er-lastig ist und einem 13 HC Granaten um die Ohren ballert, Take Me Home To London und Live‘s Lemmons sind die obligatorischen Balladen, die dem Album aber keinen Abbruch tun. Und der Anspieltipp ist natürlich die Single Lightning Don’t Strike Twice, die stand schon im Mai in den Plattenläden. Das Album gibt es als nummerierte Deluxe Edition im Klappcover, mit 3-D Brille und Textbuch, was das Ganze dann auch schön abrundet. Da hofft man dann auch auf die Europa Tour. So das war es dann für den Oktober, euer Oberbilker. PS. Bei A&O liegt gerade eine Tape Version von Dead Kennedys erstem Album Fresh Fruit For Rotting Vegetables rum. Im Single Format Cover mit Texten, dem Original Artwork Poster und einem Einschieber, der Tippfehler korrigiert. Auf dem Tape und dem Original Einschieber stehen statt Drug Me und Holiday In Cambodia, Frug Me und Holiday In Cambogia. Schon alleine das macht die Edition einzigartig. Herausgekommen auf Tiger Bay.