Veranstaltungen rund um den 9. November:

It was the right thing to do – Weil es richtig war, dies zu tun
Mo.,07.11., Black Box, Schulstr. 4,, 18h, Eintritt frei
In der NS-Zeit halfen nur wenige Menschen denjenigen, die vom Regime als jüdisch verfolgt wurden. Doch wenn Angehörige der Ermordeten entdecken, dass ein Mensch ihren Eltern oder Großeltern half, was bedeutet dies für sie? Dies beleuchtet der Kurzfilm „It was the right thing to do“: Jacquelyn Altman aus Toronto, Kanada, erzählt darin die Geschichte ihrer Großeltern Johanna und David Altmann und ihres Vaters Alfred aus Düsseldorf. Johanna Altmann leitete einen Modesalon auf der Blumenstraße, wo die Familie auch wohnte. Während des Novemberpogroms 1938 wurden Wohnung und Arbeitsstätte völlig verwüstet. David und Johanna konnten Alfred außer Landes bringen, doch sie selbst wurden am 27. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und später in Auschwitz ermordet. Bis zur Deportation stand ihnen ihre ehemalige Angestellte Martha Schumacher zur Seite. Sie suchte nach dem Krieg nach Alfred Altmann, um ihm Erinnerungsstücke weiterzugeben, die sie für ihn bewahrt hatte. Jacquelyn Altman erzählt die Geschichte ihrer Familie und ihrer Helferin dicht und packend. Naomi Wise, die den Film für die Organisation International March of the Living und die Congregation Habonim of Toronto erstellte, illustriert die Erzählung sensibel mit historischen und aktuellen Bildern Düsseldorfs. Der 7,5-minütige Film wird im englischen Original mit deutschen Untertiteln präsentiert. Im Anschluss berichten Jacquelyn Altman und Naomi Wise im Dialog mit der Mahn- und Gedenkstätte über die Idee zum Film sowie die Bedeutung filmischer Erinnerung für die Hinterbliebenen und die historische Bildungsarbeit.

Gedenkgang auf den Spuren der Düsseldorfer Familie Altmann
Di., 08.11., Treffpunkt: Bergischer Löwe, Königsallee / Ecke Bahnstraße und Graf-Adolf-Platz, 18 h
Gemeinsam mit Schüler*innen des Friedrich-Rückert-Gymnasiums Düsseldorf begeben wir uns in der Innenstadt rund um die Königsallee an die Orte, an denen Johanna, David und Alfred Altmann in Düsseldorf bis 1939 lebten. An drei Stationen werden die Schüler*innen aus dem Leben der Familie berichten. Wie erlebte die Familie die Überfälle und die Zerstörung ihres Zuhauses und der Synagoge während des Pogroms und wie prägten diese Erfahrungen ihr weiteres Handeln? Jacquelyn Altman, Enkelin von Johanna und David Altmann, wird an dem Gedenkgang teilnehmen.

Livestream: Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Düsseldorf in Erinnerung an den Novemberpogrom 1938
Mi., 09.11., 11h
Erstmals wird die offizielle Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Düsseldorf in Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 per Livestream übertragen. Besonders gestaltet wird die Gedenkveranstaltung von Teilnehmenden der VHS Düsseldorf/Abteilung schulische Weiterbildung, die einen Filmbeitrag beisteuern. Die jungen Menschen haben sich intensiv mit der Geschichte der Düsseldorfer Familie Altmann beschäftigt. Der Film dokumentiert ihre Recherchen zu David, Johanna und Alfred Altmann und ihre Auseinandersetzung mit den familiengeschichtlichen Zeugnissen. Jacquelyn Altman, Enkelin von David und Johanna Altmann, wird an der Gedenkveranstaltung teilnehmen.
https://duesseldorf.de/gedenken-novemberpogrom

Auf der Suche nach Fritz Kann
Do., 10.11., bambi, Klosterstr. 78, 18:30, 10,-/8,-
In seinem sehr persönlichen Dokumentarfilm erforscht der Filmemacher Marcel Kolvenbach das lange beschwiegene Familiengeheimnis um den von den Nazis deportierten und ermordeten ersten Mann seiner Großmutter. Wer war Fritz Kann? Ausgehend vom Ort der Deportation (heute: der Erinnerungsort Alter Schlachthof in Düsseldorf) führt die Spurensuche über Polen bis nach Argentinien, wobei sich sein Weg mit den Wegen anderer Suchender kreuzt. Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden füllen die Erinnerungslücken in dieser deutsch-jüdischen Familiengeschichte, deren biographische Leerstellen zudem durch die Choreografie der israelischen Tänzerin Reuth Shemesh erforscht und mit der Kamera von Katja Rivas Pinzón dokumentiert werden. Im anschließenden Gespräch steht der Filmemacher Marcel Kolvenbach für Fragen zur Verfügung.


Beim Einsatz für Frieden, Umweltschutz und soziale Sicherheit – gegen Profit-Diktat und Kapitalmacht suchen wir eine engagierte Hauptamtliche IT-Administrator*in

mit Verantwortung für Datensicherheit. Linkes politisches Engagement, Standing und Erfahrungen in Organisationen ist dabei ein Muss. Geboten werden ein faires Gehalt, ein unbefristeter Vertrag, ein solidarisches Umfeld und Platz für Eigeninitiative.

Deine Aufgaben umfassen die Administration, Installation und Betreuung unserer internen und externen IT-Netze, Netzwerktechnik und Serversysteme auf LINUX-Basis. Hinzu kommen die Administration von Windows Clients und die Pflege unserer Hardware. Vorausgesetzt werden dabei grundlegende Programmier- und Datenschutz-Kenntnisse, v. a. der DSGVO. Vorteilhaft wären Kenntnisse in CRM-Software, Webtechnologien (Wordpress), MS Office, Bildbearbeitung und ggf. SQL-Datenbanken.

Schicke deine Bewerbung mit kompletten Unterlagen und politischer Selbsteinschätzung unter dem Stichwort „Los geht´s!“ bitte an bewerbung_losgehts[at]riseup[dot]net

Wir melden uns bei dir!


„Mit dem Koffer in der Hand“ … Mieter:innenprotest gegen Verdrängung!

Viele Mieter*innen in Düsseldorf müssen befürchten, bald auf der Straße zu stehen! Mieterhöhungen, Leerstand, bedrohliche Bauarbeiten in noch bewohnten Häusern, Spekulation von Investor*innen auf steigende Renditen: Der Verlust von bezahlbarem Wohn- und Lebensraum in Düsseldorf geht ungebrochen weiter!

Deswegen stehen am 17.11. betroffene Mieter*innen vor dem Rathaus, symbolisch mit dem Koffer in der einen Hand, weil sie befürchten müssen, aus ihrem Zuhause verdrängt zu werden. In der anderen Hand bringen sie einen Offenen Brief an Ober-bürgermeister Dr. Keller mit.

Darin fordern sie, die Stadt Düsseldorf solle alle ihre Möglichkeiten nutzen, um gegen ein Geschäftsmodell vorzugehen, das die Vertreibung von Mieter*innen bewusst einkalkuliert, um mit „entmieteten“ und in Eigentumswohnungen umgewandelten Wohnungen möglichst hohe Renditen zu erzielen.

Mieter*innen aus mehreren Düsseldorfer Wohnhäusern, die sich zusammengeschlossen haben – sie haben kürzlich den „Goldenen Miethai“ an einen besonders dreisten Immobilienspekulanten verliehen – befürchten, durch dieses Geschäftsmodell schon bald aus ihren Wohnungen gedrängt zu werden!

Solange die Spekulation mit Wohnraum nicht unterbunden wird, droht Mieter*innen in Bestandswohnungen in der gesamten Stadt immer wieder die Gefahr, aus Gründen der Renditemaximierung vertrieben zu werden. Das muss endlich aufhören!

Unterstützt die Aktion von betroffenen Mieter*innen und dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum!
Kommt am Donnerstag, 17. November, um 13 Uhr (Anm. d. Red.: Wurde durch die Mieter*innen von 11 auf 13Uhr geändert) auf den Marktplatz vor dem Rathaus!

Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf


Muss Gisa in den Knast?

Weiterhin drohen einer ehemaligen Obdachlosen aus Düsseldorf sechs Monate Haftstrafe. Das Geld habe für die Fahrscheine einfach nicht gereicht, sagt sie.

Eine 56-jährige Düsseldorferin wehrt sich gegen eine Haftstrafe, die sie wegen Schwarzfahrens verbüßen soll. Gisa M. wurde zu insgesamt eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie elf Mal ohne gültiges Ticket mit der Bahn gefahren ist. Ein Teil dieser Strafe wurde nun weiterhin zur Bewährung ausgesetzt. Ein weiteres halbes Jahr Haft steht aber weiterhin im Raum.([1])

Fahren ohne Fahrschein gilt in Deutschland als Straftat... Zu verdanken haben wir das dem Paragraphen 265a StGB... Stammt aus dem Blütejahr des deutschen Rechtsstaates 1935... Bis heute werden Menschen für eine Bagatelle eingesperrt... Die unnötigste Straftat seit 1935...([2])

Vor dem Gericht versammelten sich 40 Menschen für eine Solidaritätskundgebung des Netzwerkes „Tasche Leer – Schnauze Voll!“. Oliver Ongaro von Fiftyfifty wies auf ein „Missverhältnis“ von Taten und Strafe hin. So belaufe sich der Schaden, der den Verkehrsbetrieben entstanden ist, auf 33 Euro. Ein Hafttag in NRW kostet hingegen durchschnittlich 179 Euro, das mache bei 18 Monaten Haftzeit fast 100.000 Euro.([1])

Haftkosten variieren in den Bundesländern in den Jahren 2013 bis 2016 zwischen 98,10 Euro und 188,11 Euro pro Tag... Bei 7.000 eingesperrten 'Leistungserschleicher' pro Jahr kommen ca. 40 Millionen Haftkostenzusammen ... Und das Geld für Richter und Staatsanwälte kommt noch oben drauf.([2])

Der Rechtsstaat bricht sein zentrales Versprechen. Das Versprechen lautet, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Aber sie sind nicht gleich. Das Recht hierzulande begünstigt jene, die begütert sind; es benachteiligt die, die wenig oder nichts haben.([3])

Wir kaufen Gefangene frei – Mach mit beim 2. Freedom Day 15. Dezember 2022. An einem einzigen Tag befreien wir bundesweit gleichzeitig so viele Menschen wie möglich, die wegen Fahren ohne Fahrschein im Gefängnis sitzen. Die größte Gefangenenbefreiung der bundesdeutschen Geschichte.([5])

Textcollage (siehe Printausgabe) Michael Flascha

[1]  Rheinische Post Lokalteil 28. Oktober 2022
[2]  Jan Böhmermann Fahren ohne Fahrschein - Unnötigste Straftat seit 1935 - ZDF Magazin Royale, Sendung vom 3. Dezember 2021 auf Youtube – sehenswert.
[3]  Ronen Steinke: Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich: Die neue Klassenjustiz, Berlin 2022
[4]  https://fragdenstaat.de/anfrage/statistik-der-haftgrunde-insb-anteil-der-schwarzfahrer
[5]  https://freiheitsfonds.de