Soziale Bewegung in Düsseldorf

Solidarischer Herbst.

Unter diesem Motto demonstrierten am 22. Oktober immerhin 5.000 Menschen in Düsseldorf. Bundesweit sind es in sechs Städten 24.000, die auf die Straße gehen. Das sind eher wenig für Kundgebungen, zu denen zumindest ein Teil der Gewerkschaften landesweit mobilisiert hat. Viele Sozialverbände und Umweltorganisationen waren beim solidarischen Herbst mit im Boot. Aber eben nicht alle. Die Sozialdemokratie und die Grünen - eher ein Ausfall. So schafft man es in den Medien eher nicht über die nationale Wahrnehmungsschwelle. Wenn überhaupt, wird hier dann eher süffisant die geringe Resonanz kommentiert.

Lauwarmer Herbst.

Die Temperaturen in diesem Herbst sind eher mild. Nächtlich bewegen sie sich sogar in Richtung subtropisch. Jedenfalls ist dieser Herbst nicht heiß. Sozialer Protest von links hält sich in Grenzen, gerade einmal genug, um sich zumindest im Westen nicht von der Rechten die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Zu wenig in der „Zeitenwende“ als eine Antwort auf „Wumms“ und „Doppelwumms“. Das Prinzip Gießkanne mit Einmalzahlungen und vagen Decklungszusagen scheint zu funktionieren. Vielleicht kommt man ja persönlich mit dem Streckbetrieb des Waschlappens doch noch glimpflich über den Winter. Der aber könnte angesichts einer - weltweit - drohenden Rezession doch bitterkalt werden. Diese Rezession hat Produktion und Arbeitsmarkt noch nicht erreicht. Derweil werden der moderate Tarifabschluss der IG BCE und die tariflich nicht abgesicherten steuerfreien Einmalzahlungen gefeiert.

Leere Tasche - Schnauze voll.

Es knirscht an allen Ecken und Enden. Am 15. Oktober demonstrierten ca. 250 Menschen durch die Düsseldorfer Innenstadt. Das lokale Bündnis ist breit – und die Forderungen umfassen ebenfalls ein breites Spektrum: vom 9-Euro-Ticket, über Lützerath bis zum Einsatz der Geheimwaffe Diplomatie im russischen Angriffskrieg. Noch fehlt diesem Omnibus für die Außenstehenden ein wahrnehmbarer Fokus. Aber die Strukturen sind da: eine Telegram-Gruppe mit 300 Mitgliedern, regelmäßiger Austausch bei Treffen im Zakk und ein Jour Fixe - das heißt zunächst einmal dezentrale Einzelaktionen am 15. jeden Monats.

Fotos (Siehe Printausgabe) von den Demonstrationen Solidarischer Herbst und Tasche leer - Schnauze voll in Düsseldorf - Text Michael Flascha