TERZ 10.16 – IDIOTOREAL
„Behaltet den berühmten Tand und euren Pomp an euren Küsten / Schickt mir stattdessen eure Mittellosen / die Heimatlosen, hoffnungslos Zerlumpten / vom Sturm Gebeutelten, die Abgestumpften / die Müden, die trotzdem nach Freiheit dürsten / Den Abschaum schickt vom übervollen Strand / Am Goldnen Tor erheb ich meine Hand“ – und wer erhebt da seine Hand? Die Freiheitsstatue, man will’s kaum glauben, aber diese Zeilen von Emma Lazarus stehen auf ihrem Sockel. Willkommenskultur ist da gar nichts gegen, bzw. war, denn viel ist von der nicht mehr übrig geblieben. „Rückführung, Rückführung und noch mal Rückführung“, heißt jetzt die Merkel-Parole (S.15). Und Rassist*innen wie Theo Sarrazin können sich sogar der blitzschnellen Unterstützung der staatlichen Stellen gewiss sein, wenn ihre Hetze süße Beleidigungen in Form von Torten nach sich zieht. Bei der Aufklärungsarbeit in Sachen „Nationalsozialistischer Untergrund“ geht es dagegen deutlich langsamer zu, nicht zuletzt weil der Verfassungsschutz die Arbeit des nordrhein-westfälischen Untersuchungsausschusses zu den NSU-Morden nach Kräften behindert. Nicht viel besser sieht es derweil in den Endlagerstätten des Rechtsstaates aus, den Gefängnissen, wie ein Häftling im Interview mit der TERZ berichtet.