TERZ 04.22 – IDIOTOREAL
Das Editorial vom letzten Monat ist im Angesicht der jüngsten Ereignisse schlecht gealtert. Annalena Baerbock mag zwar den Kalten Krieg angeheizt haben, aber zum Kochen gebracht und damit in einen heißen verwandelt hat ihn schlussendlich Putin. Damit hatte die TERZ nicht gerechnet, und viele andere auch nicht. Den Initiator*innen der Online-Veranstaltung zum Krieg, auf die wir in der letzten Nummer hingewiesen hatten, kam der von ihnen gewählte Titel „Der Machtkampf des Westen gegen Russland“ im Nachhinein „fast absurd“ vor. Am weitesten daneben lag allerdings die Zeitschrift „konkret“. Just am Tag des russischen Einmarsches in der Ukraine erschien ihr Heft mit dem Aufmacher „Go East – Die Nato-Aggression gegen Russland“. Da muss die Linke wirklich mal in sich gehen und sich fragen, wie es zu solchen Fehleinschätzungen kommen kann. Darum hat die Redaktion erst einmal innegehalten und nicht einfach weiter forsche Fernfuchtelei betrieben. Nur über Umwege schleicht sich der Krieg manchmal in die Texte, wie etwa den über einen Rundgang im Stadtmuseum. Stattdessen haben wir unter anderem den Abschluss von unserer kleinen Reihe über die Geschichte Oberbilks und einen Artikel über den Arbeitskampf des Uniklinik-Personals im Angebot. Ansonsten retten wir uns mit depressivem Realismus durch den Monat. Nach amtlicher Philosoph*innen-Meinung übertrifft er den Optimismus in Sachen „Erkenntniswert“ deutlich.