LAUSIGE ZEITEN
STAATSGEWALT
KAPITAL AKTUELL
► corona als vorwand für „schöpferische zerstörung“: kaufhof und karstadt werden geschlossen
RASSISMUS
► ende september geht es weiter im „pua kleve“, der für aufklärung im fall amad ahmad sorgen soll
HSD-SEITE
► trump, rechtsterrorismus in deutschland und eine gedenkstättenfahrt im november
Wichtig:
Ihr habt extrem rechte Aktivitäten in Düsseldorf oder Umgebung beobachtet oder sonst wie Kenntnis von solchen erhalten? Übergriffe,Propaganda (Flyer, Sprühereien, Plakate ...), Konzerte, Infostände usw.?
Dann schickt bitte möglichst schnell eine E-Mail an
Da die analoge Verbreitung der TERZ durch Corona momentan Grenzen gesetzt sind, haben wir ein PDF zum Download erstellt. Vielleicht kommt da mehr TERZ Feeling auf als hier auf unserer Website.
TERZ September 2020 als PDF zum Download
Hinterhof – Linkes Zentrum
Im Hinterhof - Linkes Zentrum versammelt sich normalerweise ein breites Spektrum linker Gruppen. Aktuell ist nicht nur pandemiebedingt geschlossen. Auch die Renovierung neigt sich dem Ende zu. Also haltet die Augen und Ohren offen, wie und wann es hier weitergeht!
Hier findet ihr die aktuellen Termine!
Der "Hinterhof - Linkes Zentrum" ist ein selbstorganisierter Freiraum für politisches und Kunst.
So ganz langsam sind sie zurück: Orte und Veranstaltungen, an denen wir uns wieder begegnen und gemeinsam feiern oder kritisch reflektieren und uns organisieren können. Gerade ein „Relikt“ wie die TERZ hat in den letzten Monaten sensibel – quasi seismografisch – registriert, was der erzwungene Rückzug ins Private gerade auch für subkulturell geprägte, auf ehrenamtliche Eigeninitiative setzende politische wie kulturelle Initiativen bedeutet. In einer Welt bzw. einem Dorf, in der/dem keine Begegnungsorte geöffnet haben, kann auch keine TERZ herumliegen, um eingesackt, überflogen oder genauer studiert zu werden. In einem lokalen Umfeld, in dem einfach nichts mehr stattfindet, hat ein Medium wie die TERZ auch nichts mehr zu berichten, und die Papier- und Webseiten bleiben leer. Und in einer Welt, in der wir nicht bilateral persönlich kommunizieren, sondern uns nur unilateral digital zu Wort melden, entstehen keine kritischen Zusammenhänge, die diese Welt aus den Angeln heben wollen, um sie vielleicht doch noch zu einem etwas besseren Ort zu machen. Denn die halt doch nicht normale „neue Normalität“ braucht mehr denn je alle kritischen Köpfe! Und noch viel mehr Solidarität und persönlichen Einsatz! Also geht (natürlich verantwortungsbewusst) aus, esst, trinkt, spendet und engagiert euch, damit uns unsere – eh schon wenigen – verbliebenen Treffpunkte erhalten bleiben!
40 Grad Urban Art Festival 2020
Noch bis zum 11.09., Programm unter https://40grad-urbanart.de
Wandbilder, Graffiti, Streetart und Urbanart – der öffentliche Raum wird Stück für Stück zurückerobert. 40grad urbanart will in Düsseldorf Kunst im öffentlichen Raum noch viel mehr als bisher etablieren. Die öffentlichen Reaktionen zeigen hohe Akzeptanz – nicht nur, weil die Kunstform das Stadtbild verschönert, sondern auch, weil die Künstler*innen mit einem Augenzwinkern den Finger in so manche gesellschaftspolitische Wunde legen. Diverse Workshops (Graffiti, Einradfahren, Tape-Art) werden angeboten, die Brause-Crew lädt zur fröhlichen Schnitzeljagd, Live-Konzerte und eine tägliche Online-Show stehen noch auf dem Programm!
Kolumbien: Ausbeutung, Repression und Widerstand
Di., 01.09., zakk, Fichtenstr. 40, 19h, Eintritt frei
Am Antikriegstag sollen die zur Zeit bei uns wenig beachteten Konflikten in Kolumbien/Lateinamerika in den Blick genommen werden. Dazu wird Margaret Buslay – die diesjährige Preisträgerin des Friedenspreises vom Düsseldorfer Friedensforum, pax christi und DFG-VK – hat bereits in den 80er Jahren in Kolumbien gelebt und die wunderbaren und schrecklichen Seiten des Landes kennengelernt. Seitdem engagiert sie sich in der Solidaritätsarbeit an der Seite der Entrechteten. Es folgten weitere Einsätze im Zivilen Friedensdienst und der Konfliktbearbeitung. Sie berichtet von ihrer letzten Reise Anfang des Jahres und der Friedens- und Menschenrechtsarbeit, die sie im Rahmen der christlichen Friedensbewegung pax christi leistet. Ein aktueller Film mit Betroffenen vom Kohletagebau im Norden Kolumbiens zeigt, wie das Leben durch den Bergbau bedroht ist. Die Gesundheit der indigenen und Afrogemeinden leidet, es fehlt an Land und Wasser. Sie kämpfen gemeinsam mit anderen für die Anerkennung ihrer Rechte. Aus Sicht der sozialen Bewegungen braucht es für Frieden in Kolumbien mehr als die Unterzeichnung eines Abkommens. 2016 haben Staat und FARC-Guerilla ein umfangreiches Friedensabkommen unterzeichnet, das von der aktuellen Regierung nur sehr unzureichend umgesetzt wird. Es gibt viel Repression, Militarisierung, Korruption, aber auch eine aktive Zivilgesellschaft und vielfältigen Widerstand gegen weit verbreitetes Unrecht. Wie hängen Frieden, Entwicklung, Wirtschaft und Politik zusammen? Wie kommt es, dass in Kolumbien weltweit die meisten Land- und Umweltaktivist*innen ermordet werden? Was fehlt oft in der Berichterstattung bei uns? Wie kann solidarische Arbeit von hier aus aussehen? Der argentinische Sänger Daniel Rodriguez begleitet die Veranstaltung mit lateinamerikanischen Liedern. Veranstaltung des Friedensforums Düsseldorf in Zusammenarbeit mit pax christi und DFG-VK.
FlingerPfad Stadtteilrundgänge
Kostenlos anmelden unter: stadtteilfuehrung[at]zakk[dot]de
Die Initiative „FlingerPfad“ veranstaltet in Kooperation mit der „Bürgerinitiative Flingern“ und dem zakk Stadtteilrundgänge in Flingern durch. Die historische Spurensuche versucht eine fast 150 Jahre alte Industriegeschichte sichtbar zu machen und mit geplanten 24 Informationsstelen wichtige historische Orte zu „markieren“. Die ca. zwei Stunden dauernden Stadtteilrundgänge werden seit 2016 von Kaspar Michels durchgeführt.
Route 1: Zwischen Stahlindustrie und Hausbesetzung
Sa., 12.09., 14h, Treffpunkt zakk, Fichtenstr. 40
Route 2: Vom Lierenfelder Bahnhof bis zur Fortuna
So., 20.09., 14h, Treffpunkt Ronsdorfer Ecke Langenberger Straße
Route 3: Vom Flinger Broich bis zum Uhrenturm (50. Führung!)
So., 27.09., 14h, Treffpunkt AWO, Flinger Broich 12
Edelweißpiratenfestival Düsseldorf: Die extreme Rechte in Düsseldorf – eine Bestandsaufnahme
Mo., 31.08., zakk, Fichtenstr. 40, 19:30, Eintritt frei
Seit Jahren hält sich Düsseldorf auf den oberen Plätzen der Tabelle mit rechten Straf- und explizit auch Gewalttaten in NRW. In Düsseldorf sind alle Schattierungen der extremen Rechten anzutreffen. Einmal jährlich bietet das Begleitprogramm des „Edelweißpiratenfestivals“ deshalb einen aktuellen Überblick zur extremen Rechten vor Ort an. Wie auch im Vorjahr wird hierbei der Schwerpunkt auf extrem rechte Wahlparteien und auf die gewaltbereite extreme Rechte liegen. Die von Düsseldorf aus agierende extrem rechte „Bruderschaft Deutschland“ hat ihre Strukturen weiter ausgebaut, während die AfD sich für die anstehende Kommunalwahl rüstet. Referent: Jürgen Peters (Antirassistisches Bildungsforum Rheinland). Veranstalter*innen: Mahn- und Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf & zakk. Mit freundlicher Unterstützung der LAG Soziokultur NRW, dem Land NRW sowie dem LVR Rheinland.
Waving The Guns und Kafvka
Sa., 12.09., zakk, Fichtenstr. 40, 19:30, 8,- nur VVK!
Im Rahmen des Edelweißpiratenfestival spielen die Rostocker Hip-Hopper von Waving the Guns zusammen mit der Berliner Band Kafvka, die 2018 als emotionale Reaktion auf den Rechtsruck im Land den Song „Alle hassen Nazis“ veröffentlicht hat. Die Musiker möchten deutlich machen, dass Rassismus im 21. Jahrhundert nichts verloren hat und unterstützen mit dem Song alle Menschen, die sich den Rechten mutig in den Weg stellen.
Gonzo!
Sa., 19.09., WP8, Worringer Platz 8
Ins Leben gerufen wurde Gonzo im Sommer 2017 von Andreas Nöthlings (Schlagzeug, Gitarre, Bass), Oliver Feiter (Orgel), Bettina Mall (Gesang, Percussion, Glockenspiel, Banjo) und Axel Borrenkott (Bass). Kreiert haben sie den „Beltracchi Boogie“: Analog zum genial-frechen Kunstfälscher, der das Schaffen der jeweiligen Künstler fortsetzte und zu neuem Leben erweckte, „gonzofizieren“ sie Klassiker von Abba, Cash, Weill u. a. in einer Art und Weise, wie diese es in Zeiten knapper öffentlicher Kassen und somit in Ermangelung eines Orchesters heute wohl auch machen würden.
Ji bo Azadiyê (Für die Freiheit)
Sa., 05. + So., 06.09., Metropol Kino, 16 h
Kurdischer Spielfilm, produziert von der Filmkommune Rojava und der katalanischen Dokumentarfilmerin Alba Sotorra. Der Film thematisiert den vom Dezember 2015 bis März 2016 andauernden Widerstand der zivilen Verteidigungseinheiten YPS gegen die Belagerung des türkischen Militärs in Sûr, der Altstadt von Amed (türk. Diyarbakir). Es ist die wahre Geschichte einer Gruppe junger Menschen, die Sûr nach Ausrufung der Ausgangssperre nicht verließen und ihr Viertel 100 Tage lang gegen die zweitgrößte Armee der NATO-Mitgliedsstaaten verteidigten. Das Drehbuch für den Film entstand auf der Grundlage von Tagebüchern der Toten und Zeugenaussagen der Überlebenden, von denen einige im Film mitspielen.
Lieber ein lebendiger Hund als ein toter Löwe
Sa., 05.09. (Uraufführung), So., 13.09., Di., 15.09., So., 20.09., So., 27.09., Mi., 30.09. und So., 04.10., jeweils um 19:00, 19:30 und 20:00, Schauspielhaus, Gustaf-Gründgens-Platz
Ein theatraler Rundgang mit Texten von Heinrich Heine. Der Startpunkt für den Rundgang ist das Foyer im Großen Haus, von dort aus können sich die Zuschauer*innen an verschiedenen engen, verwinkelten und weiten, offenen Orten bei einem Rundgang im und um das frisch sanierte Schauspielhaus auf die Spuren des berühmtesten Düsseldorfer Dichters begeben. Inszeniert von Jan Philipp Gloger.
Dimensionen der Mittäterschaft. Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich
Mi., 09.09., Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstr. 90, 19h
Dass bis vor Kurzem, fast 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, noch keine Gesamtdarstellung der europäischen Kollaboration mit dem Dritten Reich vorlag, kann als ein großes Forschungsdesiderat in diesem historischen Problemkomplex angesehen werden. Der promovierte Historiker Klaus Kellmann, langjähriger Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung in Schleswig-Holstein, ausgewiesen als Stalinismus-Experte, hat sich dieser sensiblen Aufgabe in einer 666-seitigen Untersuchung zu allen 24 von der deutschen Wehrmacht besetzten Staaten gestellt. Er präsentiert den Band in seiner Konzeption und präzisiert einige Entwicklungslinien anhand ausgewählter Länderbeispiele (Frankreich, Niederlande, Polen). Seine zentrale These lautet: Ohne schonungslose Aufarbeitung des Mitmachens und Mittuns mit den Deutschen bis hin zum Mord an den Jüd*innen wird es kein gemeinsames europäisches Narrativ und keine gemeinsame europäische Erinnerungskultur als das identitätsstiftende Element eines Europa von Morgen geben. Es geht in seinem Vortrag nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Gegenwart und Zukunft des Kontinents. Da ist nur zu hoffen, dass die Beschäftigung mit den Verbrechen der Anderen nicht zu einer Relativierung der NS-Gräuektaten führt.
Politisches Frühstück von attac: Militarisierung in Deutschland und Europa – Kriegsvorbereitung?
So., 20.09., zakk, Fichtenstr. 40, 11h, Eintritt frei
Damit Deutsche und Franzosen nach drei verheerenden Kriegen nie mehr aufeinander schießen, wurde vor knapp 70 Jahren der Grundstein für die heutige Europäische Union gelegt. Doch inzwischen entwickelt sich die EU vom einstigen „Friedensprojekt“ immer mehr hin zu einem „Global Player“ mit eigenen militärischen Fähigkeiten. Diese gelten als unverzichtbar, um „internationale Verantwortung“ wahrzunehmen und mit den USA, China und anderen Konkurrenten mitzuhalten. Die Militärhaushalte der EU-Länder erreichten 2018 mit insgesamt 364 Milliarden Dollar den höchsten Stand seit Ende des Kalten Krieges. Ab 2021 wird es im EU-Haushalt entgegen den Vertragsgrundsätzen erstmals einen „Verteidigungsfonds“ geben. Immer lauter wird eine ‚globale Rolle‘ der EU gefordert sowie eine atomare Abschreckungspolitik. Es finden in Tateinheit mit den USA verstärkt Manöver statt, in denen es um eine Abwehr von Bedrohungen aus dem Osten geht. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft initiiert die Entwicklung eines „strategischen Kompasses“ zur Verbesserung der militärischen Reaktionsfähigkeit der Union. Was sind die Begründungen und Ursachen dafür? Welche Folgen? Was gibt es an Widerstand und wie diesen verstärken? Referent Andreas Zumach, Journalist und UNO-Korrespondent der taz.
Die Sicht der Anderen: das Russlandbild in Deutschland und Polen
Di., 29.09., Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstr. 90, 19h
Bei einer Umfrage des Allensbach-Instituts im Frühjahr 2008 wurde an die Teilnehmer*innen aus Deutschland und Russland die Frage gerichtet: »Mögen Sie eigentlich die Russen/Deutschen oder mögen Sie sie nicht besonders?« 25 % der Deutschen bekundeten grundsätzliche Sympathie für die Russen, umgekehrt aber hatten 45 % der Russen Sympathie für die Deutschen. »Nicht besonders« mochten 35 % der Deutschen die Russen, der umgekehrte Wert lag bei 27 %. Die damalige Umfrage fand gegen Ende der zweiten Präsidentschaft Wladimir Putins statt. Heute, mehr als ein Jahrzehnt später, befindet sich Wladimir Putin inmitten seiner vierten Präsidentschaft. Wie wird Russland heute in Deutschland wahrgenommen – haben sich Zu- und Abneigung verschoben? Welche Rolle spielt in der heutigen wechselseitigen Wahrnehmung noch das Ende des Zweiten Weltkrieges vor nunmehr 75 Jahren? Welches Gewicht haben historische Erfahrungen miteinander generell? Und welche Bedeutung hat geographische Nähe oder Ferne? Sehen »die Pol*innen« »die Russ*innen« anders, weil sie im Unterschied zu den Deutschen deren unmittelbare Nachbarn sind? Diesen und anderen Fragen geht die Veranstaltung mit dem Politikwissenschaftler Felix Riefer nach. Er wurde 1986 in Leningrad, heute wieder St. Petersburg, geboren und ist in Bonn aufgewachsen. Riefer hat in Köln und Paris studiert; kürzlich hat er an der Universität zu Köln seine Doktorarbeit zur Außenpolitik Russlands unter Wladimir Putin vorgelegt.
Willst du mit mir gehen?
Fr., 04., 11., 18. und 25.09., um 17+18h, FFT Juta, Kasernenstr. 6, Anmeldung erforderlich unter https://fft-duesseldorf.de
Antje Pfundtner in Gesellschaft lädt jeden Freitag ein zum Walk & Talk mit Künstler*innen und anderen am Theater Beschäftigten. Bei einem 90-minütigen persönlichem Spaziergang soll es im weitesten Sinne um das Verhältnis von Theater und Publikum und über Wünsche an ein Theater der Zukunft gehen. Eine Veranstaltung der FFT-Reihe „Verbündet euch!“: Wir gehen raus und versammeln uns. Wir haben uns lange nicht gesehen und wollen nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Erinnert Ihr Euch noch daran, dass es hieß, es könne nicht so weitergehen wie bisher? Doch der postpandemische Zweifel bleibt: Wo ist sie hin, die viel beschworene Solidarität? Wollten wir uns nicht verbünden? Nur wie?
Sonderausstellungen
Alltäglicher Antisemitismus
Noch bis zum 04.10., Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Mühlenstr. 6
Die Wanderausstellung „Du Jude! Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“, die vom Projekt „Jederzeit wieder! Gemeinsam gegen Antisemitismus“ der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit konzipiert wurde, soll nicht nur grundsätzlich über Antisemitismus informieren, sondern vor allem den Bezug zu Alltagswelten von Jugendlichen herstellen und aktuelle Formen der Judenfeindschaft zum Thema machen anhand zahlreicher Beispiele aus den Bereichen Musik, Sport, Internet und Schule. Die Perspektiven und alltäglichen Erfahrungen von Jüd*innen sowie die Bedrohungslage für jüdisches Leben in Deutschland heute sollen so konkret sichtbar gemacht werden. Denn häufig wird Judenfeindschaft immer noch als rein historisches Phänomen betrachtet und vorwiegend mit dem Nationalsozialismus verknüpft. Dass Antisemitismus jedoch ein heutiges und alltägliches Problem für Jüd*innen in Deutschland darstellt und verschiedene, auch neue Formen annimmt und in allen Schichten der Gesellschaft anzutreffen ist, darauf weisen empirische Studien seit Jahren hin. Darüber hinaus werden in einer kleinen Kabinettausstellung 19 ausgewählte antisemitische Briefe, E-Mails und Postkarten an die Düsseldorfer Jüdische Gemeinde aus den Jahren 1992 bis 2020 vorgestellt: „Ich wäre an Eurer Stelle sehr sehr vorsichtig“. Die hier deutlich zu Tage tretenden kruden Verschwörungstheorien oder eine obsessive „Israelkritik“ mit klar erkennbaren antisemitischen Elementen, aber auch Schuldabwehr, Holocaust-Verharmlosung und Geschichtsklitterung ergeben mit unverhohlenen Morddrohungen eine gefährliche Mischung, die jüdische Menschen einschüchtern soll. Die Briefe kommen nicht nur von ganz rechts oder von linker Seite, sondern entstammen vermutlich überwiegend einer „bürgerlichen Mitte“. Die (meist anonymen) Schriftstücke werden kommentiert und eingeordnet. Sie belegen, dass jüdische Gemeinden und Einrichtungen auch Jahrzehnte nach der Shoa mit Schmähungen, Bedrohungen und Aggression konfrontiert sind. Sie zeigen plastisch, dass Antisemitismus kein theoretisches oder rein historisches Problem ist, sondern eine aktuelle und akute Bedrohungslage für jüdische Menschen in unserer Stadt.
»Ich kam als Gast in euer Land gereist …« Deutsche Antifaschist*innen in der Sowjetunion 1933 – 1956
Do., 10.09. (Ausstellungseröffnung mit Einführungsvortrag von Dr. Wladislaw Hedeler um 18h) bis 10.10., Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstr. 90
Die zweisprachige Wanderausstellung dokumentiert das widerspruchsvolle Schicksal deutscher Hitlergegner*innen und ihrer Familien in der Sowjetunion der Stalinzeit. Anfang der 1930er-Jahre kamen die Deutschen als Arbeitssuchende oder nach 1933 als politisch Verfolgte hoffnungsvoll in die Sowjetunion – Frauen und Männer als Facharbeiter*innen, Journalist*innen, Lehrer*innen, Mediziner*innen, Künstler*innen, Architekt*innen. Ab 1936 änderte sich die Stimmung im Land, die Deutschen in der Sowjetunion wurden Opfer des staatlichen Terrors: ermordet vom NKWD oder in Straflager deportiert, verbannt auf lange Jahre nach Sibirien und Kasachstan oder zwangsweise eingewiesen in Kinderheime. Der Rückweg nach Deutschland war abgeschnitten, die Antifaschist*innen wurden zu doppelt Verfolgten. Das Kriegsende und die Befreiung vom Faschismus brachte vielen Exilant*innen aber nicht die erhoffte Freiheit: Erst in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre konnten viele der in der Verbannung Lebenden ausreisen. Für sie war es die lang ersehnte Rückkehr in die Heimat, für ihre in der Sowjetunion sozialisierten Kinder ein schwerer Neubeginn im fremden Land. Die gezeigten Fotos, Familienporträts und historischen Dokumente des Staatsterrors kommen aus dem Familienbesitz der Betroffenen und aus deutschen und russischen Archiven, gesammelt und aufbereitet von Hinterbliebenen der Opfer und Historiker*innen – Initiatoren eines 2008 gegründeten Arbeitskreises zum Gedenken an die im sowjetischen Exil verfolgten deutschen Antifaschist*innen unter dem Dach der Berliner VVN-BdA. Parallel zu der von Inge Münz-Koenen und Dr. Wladislaw Hedeler konzipierten Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Ausstellungsband. In Kooperation mit: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e. V. DGO